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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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behauptet?« fragte Seiichi in die Runde.
    »Das muss sie wohl, wenn die Gohari davon überzeugt sind, mit ihr die Angriffe der Amanori stoppen zu können«, erwiderte sein Vater. »Sie würden kaum die Lager damit ausstatten, wenn sie sich nicht bereits bewährt hätte.«
    Und sie werden diese Wunderwaffe nicht nur gegen die Drachen einsetzen , fügte Kanhiro im Stillen hinzu, sondern gegen jeden, der ihnen in die Quere kommt . Wahrhaftig keine guten Aussichten.
    Der Tag zog sich hin, als hätten die Götter die Zeit verlangsamt. Als sie das Abbaugebiet endlich verlassen durften, fühlte Kanhiro sich wie zerschlagen. Während er den Kopf von einer Seite auf die andere drehte und den Hals lang zog, um wieder Gefühl in seine tauben Nackenmuskeln zu bringen, unterdrückte er mühsam ein Gähnen. Er hätte im Stehen einschlafen können. Kenjin schlurfte neben ihm her wie ein alter Mann. Hinter sich hörte er Seiichi husten. Tasuke entkorkte seine Wasserflasche und hielt sie seinem Bruder hin. Dankbar trank dieser den letzten Schluck, der noch darin verblieben war. Sein Gesicht war grau vor Müdigkeit. Aber die anderen in ihrer Gruppe sahen nicht viel besser aus. Wie lange würde es dauern, bis die ersten von ihnen die Kräfte verließen? Die Älteren und Schwächeren würden die verlängerten Arbeitstage nicht lange durchstehen. Und genau wie Tasuke war Kanhiro davon überzeugt, dass die Gohari die zwei zusätzlichen Stunden nicht wieder rückgängig machen würden. Er rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Wir können nicht viel länger warten. Uns läuft die Zeit davon.

    * * *

    Die Flammen des Lagerfeuers loderten funkensprühend auf, als ein weiteres Holzscheit krachend in sich zusammenfiel, und beleuchteten Kiresh Yarens unbewegtes Gesicht. Schweigend schenkte Ishira ihm Tee nach. Er bedankte sich mit einem kurzen Nicken, ohne sie direkt anzusehen. Sie war froh darüber, denn sie war nicht sicher, ob sie seinem Blick hätte standhalten können.
    Es war seit der Nacht, in der er ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte, erst der zweite Abend, den sie notgedrungen gemeinsam verbringen mussten. Sie hatten sich lange in Hakkon aufgehalten, über ein Zwölft, und die ganze Zeit über war ihr Begleiter einsilbig und in sich gekehrt gewesen. Mehr denn je verschanzte er sich hinter seiner ausdruckslosen Miene wie in einer Festung und verschloss sich ihr beinahe vollständig. Die Distanz zwischen ihnen schien sogar mit jedem Tag noch zu wachsen. Als hätte sein Geständnis sie auf verschiedenen Seiten einer tiefen Kluft zurückgelassen, die immer breiter wurde.
    Dabei verstand sie ihn seither eigentlich ein wenig besser, auch wenn er selbst bereuen mochte, sich ihr anvertraut zu haben. Im Grunde war sie mindestens ebenso überrascht gewesen wie er, dass er ihr tatsächlich erzählt hatte, was sechs Jahre zuvor geschehen war. Genau genommen hatte sie ihn zum ersten Mal so viele Sätze am Stück reden hören. Doch sie maßte sich nicht an zu glauben, dass dies ihr Verdienst war. Nach seinem Trinkgelage und den zermürbenden Träumen war er einfach nicht mehr in der Lage gewesen, sein Redebedürfnis zu unterdrücken.
    Ishira zog sich auf ihre Seite des Feuers zurück und schloss ihre Hände um die Teeschale, dankbar für die Wärme. Der Herbst stand vor der Tür und sobald die Sonne untergegangen war, wurde es empfindlich kühl, obwohl sie sich nicht mehr so weit oben in den Bergen befanden wie in Hakkon. Ungewöhnlich, wenn sie sich an den Herbstbeginn der vergangenen Jahre erinnerte. Mit Ausnahme des letzten Jahres war es um diese Zeit immer noch angenehm warm gewesen, selbst in den späten Abendstunden.
    Gedankenverloren zupfte sie an einem Grashalm. Wäre es ratsamer gewesen, Kiresh Yarens Zimmer niemals zu betreten? Sich nicht in Dinge einzumischen, die sie im Grunde nichts angingen? Es stimmte zwar, dass sie sich Sorgen gemacht hatte. Aber das erklärte nicht, weshalb sie geblieben war, nachdem er wieder eingeschlafen war. Sie hätte sich mit Nachdruck von ihm losmachen können.
    Brennende Hitze stieg ihr in die Wangen, als sie daran zurückdachte, wie nahe sie ihm gewesen war. Wieso dachte sie so viel über Kiresh Yaren nach? Und was war das für eine eigenartige Wärme, die sie in seiner Gegenwart überkam? Obwohl sie das Gefühl nicht richtig einordnen konnte, war sie sicher, dass sie es nicht haben sollte. Es verwirrte sie, dass ein anderer Mann außer Kanhiro ihre Gedanken so sehr beherrschte – und es

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