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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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ihren Schultern und stellte ihre Last vor sich auf den Boden. »Das mag ich so an dir. Du bist immer zuvorkommend. Nicht so wie meine Brüder.«
    Kanhiro hielt es für besser, darauf nicht zu antworten. Als er nach den Wassereimern griff, fasste Tasukes Schwester ihn unvermittelt am Arm. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Sein Unbehagen verstärkte sich. »Worum geht es denn?« fragte er vorsichtig. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Sperrstunde.«
    Ozami schaffte es, gleichzeitig zu lachen und resigniert zu seufzen. »Du versuchst schon wieder mir auszuweichen, hab‘ ich Recht?«
    »Ich weiche dir nicht aus, Ozami«, stritt er schwach ab. »Ich habe nur keine Lust, noch einmal die Peitsche zu spüren.«
    »Glaubst du, das würde ich zulassen?« erwiderte sie leise. »Aber du machst es mir nicht gerade leicht, allein mit dir zu sprechen. Kannst du es mir da übelnehmen, dass ich jede Gelegenheit ergreife, die sich mir bietet?« Ohne Vorwarnung hob sie ihre rechte Hand und legte sie sanft an seine Wange. Ihre Finger waren kühl. Er war zu überrascht, um zurückzuweichen. »Egal, was ich tue – immer hältst du Abstand zu mir«, fuhr sie traurig fort. »Gefalle ich dir nicht, Hiro?« Ihre Augen wirkten im schwindenden Licht sehr groß und sehr dunkel.
    Kanhiro zuckte zusammen, als sie so unerwartet seinen Kosenamen verwendete. Er entzog sich ihrer Berührung, indem er einen Schritt zurücktrat. »Ozami!«
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie dermaßen direkt sein würde. Oder dermaßen hartnäckig. Es war ein Fehler gewesen, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Er hätte Tasukes Schwester schon viel früher zu verstehen geben müssen, dass er kein Interesse hatte. Stattdessen hatte er sich bemüht, ihr aus dem Weg zu gehen, und gehofft, dass sie irgendwann aufgeben würde. Sein Fehler. Er war solch ein Dummkopf! In dem Bestreben, ihr nicht wehzutun, hatte er alles nur schlimmer gemacht. »Es tut mir Leid, wenn ich bei dir falsche Erwartungen geweckt habe«, sagte er reuevoll. »Das lag nicht in meiner Absicht. Ich hätte dir sagen müssen, dass ich Ishira liebe.«
    Ozami reagierte nicht so, wie er befürchtet hatte. Weder brach sie in Tränen aus, noch begann sie, zornig mit ihren Fäusten auf ihn einzutrommeln. Sie lief auch nicht schmollend davon. Stattdessen lächelte sie wieder. »Ich weiß.«
    Ihre Antwort machte Kanhiro einen Moment lang sprachlos. »Aber wenn du es weißt, wieso –«
    »Ishira mag in deinem Herzen sein, Hiro, aber tatsächlich ist sie für dich unerreichbar geworden, seitdem die Gohari ihren Nutzen erkannt haben«, unterbrach sie ihn. »Seit Monden war sie nicht mehr in Soshime. Und wenn sie kommt, wird sie nur wenige Tage bei dir sein, bevor sie wieder zur nächsten Siedlung aufbricht. Wie lange wird es dir genügen, sie nur zwei- oder dreimal im Jahr zu sehen? Wie lange kannst du damit glücklich sein, eine Erinnerung zu lieben?«
    Kanhiro schluckte. Tasukes Schwester hatte den Finger genau auf seine Wunde gelegt. Auch deshalb gewann die Rebellion für ihn immer mehr an Bedeutung. So, wie die Dinge derzeit lagen, hatte er tatsächlich keine große Aussicht, mit Ishira zusammen zu leben.
    Ozamis Lächeln vertiefte sich. »Ishira ist ein Bild in deinem Kopf«, sagte sie weich. »Aber ich bin wirklich hier.« Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie seine rechte Hand ergriffen und auf ihre Brust gelegt. »Fühlst du, wie mein Herz schlägt, Hiro? Es schlägt nur für dich.«
    Er stieß sie heftiger von sich, als er beabsichtigt hatte. »Hör auf damit!« keuchte er.
    Tasukes Schwester taumelte zurück. Sie sah so erschrocken und verletzt aus, dass Kanhiro seine ungestüme Reaktion sofort bereute. Er atmete tief durch. »Was du gesagt hast, mag wahr sein, Ozami, aber es ändert nichts an meinen Gefühlen«, erwiderte er ruhiger. »Wie die Zukunft auch aussehen mag: mein Herz wird immer Ishira gehören. Bitte, versteh das! Auch wenn sie für mich unerreichbar bleiben sollte, heißt das nicht, dass eine andere Frau ihren Platz einnehmen könnte.«
    Ozami schluchzte auf. Die Tränen, die in ihren Augen schwammen, quollen über und hinterließen glitzernde Spuren auf ihren Wangen. Obwohl es Kanhiro leid tat, dass er ihre Träume so harsch zerstört hatte, war er froh, dass endlich klare Verhältnisse geschaffen waren und es zwischen ihnen keine Missverständnisse mehr geben konnte. Für den Moment mochte die Enttäuschung für Ozami schmerzlich sein, aber sie würde darüber

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