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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Inselinnere schicken? »Normalerweise hätte er diese Entscheidung wohl nicht so überstürzt getroffen«, fuhr Etan fort, nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hatte. »Ich schätze, die Telani geraten langsam ins Schwitzen, weil sie keine Ahnung haben, wie sie den Rückgang der Energie stoppen sollen. Anscheinend haben sie jetzt vor, direkt an der Quelle nach einer Lösung zu suchen.« Er sah Yaren neugierig an. »Wirst du dich dem Feldzug anschließen?«
    Yarens linke Hand schloss sich wie von selbst um seine Kette. Die spitzen Zähne bohrten sich in seine Haut, aber er merkte es kaum. »Da fragst du noch? Auf eine solche Gelegenheit warte ich seit Jahren.« Er würde nicht nur endlich seinen Schwur erfüllen können, sondern im besten Fall sogar die Vernichtung der gesamten Drachenbrut erleben. Das war mehr, als er je zu hoffen gewagt hätte. »Weißt du, wann die Rekrutierung beginnt?« erkundigte er sich.
    »Die offizielle Bekanntmachung soll spätestens Ende des Jahres erfolgen, wahrscheinlich in Form eines Aushangs. Öffentlich verkünden werden die Boten den Feldzug kaum – nicht hier in den Forts. Unter den gegebenen Umständen dürfte dem Marenash wenig daran gelegen sein, dass die Inagiri davon erfahren.« Gedankenverloren drehte Etan seine Schale mit Mishuo in Händen. »Ich denke, ich werde mich ebenfalls melden. Es hat mich schon immer interessiert, wie es im Innern Inagis aussieht.« Er knuffte Yaren freundschaftlich gegen die Schulter. »Vielleicht sind wir bald wieder Waffengefährten.«

    * * *

    Schwer atmend wischte Kanhiro sich den Schweiß von der Stirn. Die Hacke in seiner Hand fühlte sich an, als hätte jemand einen Felsbrocken daran festgebunden. Auch die Bewegungen der anderen Bergleute wurden zum Abend hin immer langsamer und schwerfälliger. Ein halbes Dutzend Inagiri waren als Folge der verlängerten Arbeitstage bereits vor Schwäche zusammengebrochen – vor allem ältere Leute, aber auch einer der Lorenjungen war darunter gewesen. Und es würde noch schlimmer werden.
    Vor diesem Hintergrund hatte Kanhiro es sich einfacher vorgestellt, die Bewohner Soshimes zur Rebellion zu bewegen. Doch obwohl sie buchstäblich bis zum Umfallen schuften mussten, hatten viele Inagiri zu große Angst oder waren zu sehr in Lethargie erstarrt, um sich auf einen Kampf einzulassen. Oder sie waren einfach zu erschöpft. Selbst Ishiras gestickte Landkarte hatte nicht so viel bewirkt, wie Kanhiro sich erhofft hatte. Kogen hatte sie zwar überzeugt, doch selbst mit seiner Unterstützung hatten Tasuke und er selbst erst etwa die Hälfte der Dorfbewohner für ihren Plan gewinnen können. Verzweifelt fragte er sich, was er noch tun sollte, um die Zauderer davon zu überzeugen, dass der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen war. Jeden Tag konnten die Gohari die neuen Waffen im Fort installieren…
    Zugegeben hatte er selbst kostbare Zeit durch die Suche nach der Verräterin verloren. Die Sorge, dass diejenige, die Ishira ausgeliefert hatte, auch die Rebellen verraten könnte, hatte seine Entschlusskraft gelähmt und ihn davon abgehalten, seine Pläne offenzulegen, weil er nicht gewusst hatte, wem er überhaupt noch trauen konnte. Erst nach einer geraumen Weile hatte er sich von Tasuke überzeugen lassen, dass sie nichts zu befürchten hatten. Wenn die Verräterin aus Eifersucht oder Missgunst gehandelt hatte, wie sie beide glaubten, war es ihr einzig und allein um Ishira gegangen. Sie unterhielt höchstwahrscheinlich zu den Gohari keine Verbindung, welche den Rebellen hätte gefährlich werden können. Dennoch hätte Kanhiro sich bedeutend wohler gefühlt, wenn er dieser Frau oder dieses Mädchens hätte habhaft werden können. Doch so sehr er sich auch bemüht und wen er auch gefragt hatte: niemand hatte etwas bemerkt, das ihm auch nur den kleinsten Hinweis auf ihre Identität geliefert hätte.
    Trockenes Husten riss ihn aus seinen Gedanken. »Seiichi!« Kenjins erschrockener Ausruf. Alarmiert wandte Kanhiro sich um. Im selben Moment sprang Tasuke von der Leiter und ließ seine Hacke fallen, um seinen Bruder aufzufangen, der gefährlich schwankte. Als der Hustenanfall endlich vorüber ging, war Seiichis Gesicht bleich und auf Stirn und Oberlippe standen feine Schweißperlen. Doch er bestand darauf, dass er alleine stehen konnte, obwohl er am ganzen Leib zitterte. »Es g-geht schon«, versicherte er seinem Bruder mit klappernden Zähnen.
    »Sicher«, gab Tasuke zurück, während er ihn energisch auf einen

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