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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Felsvorsprung drückte. »Ruh dich trotzdem ein bisschen aus, ja?«
    Kanhiro zerrte derweil aus dem Bündel mit ihren Kleidungsstücken Seiichis Kandi hervor und streifte es dem Jungen über die schlotternden Arme.
    Der Reshir verfolgte die Szene mit gerunzelter Stirn. »Ihr da!« bellte er. »Wer hat euch erlaubt, die Arbeit niederzulegen? Zurück an euren Platz – oder soll ich euch Beine machen?«
    Kanhiro fühlte die vertraute Wut in sich aufsteigen. Noch einer von der Sorte, denen es Freude bereitete, die Bergleute zu schikanieren, obwohl er genau sah, was los war!
    Tasuke presste die Lippen zusammen. »Mein Bruder hat Schüttelfrost, Deiro. Ich bitte um Eure Erlaubnis, ihn nach Hause zu bringen.« Seine Stimme klang gepresst, als kämpfte er dagegen an, sie zu erheben.
    Der Aufseher sah Seiichi nicht einmal an. »Dem geht es gut genug«, konstatierte er barsch. Aufreizend langsam zog er seine Peitsche durch die Finger. »Oder glaubst du, du könntest das besser beurteilen?«
    Inzwischen war Kogen neben seinen jüngeren Sohn getreten. Er legte die linke Hand auf dessen Schulter und verhinderte so, dass Seiichi aufstand. »Ich bitte um Verzeihung, Deiro«, begann er mit einer demütigen Verbeugung, die die Empörung auf seinem Gesicht vor den Augen des Aufsehers verbarg. »Mein Sohn – «
    »Schweig!« fuhr der Gohari ihm über den Mund.
    Weitere Bergleute hielten in ihrer Arbeit inne und verfolgten die Auseinandersetzung mit angehaltenem Atem.
    Der Reshir griff die Peitsche fester. »Was gibt es da zu gaffen?« brüllte er. »Zurück an die Arbeit! Wird’s bald?«
    Kogen richtete sich auf. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und mit der rechten Hand umklammerte er seine Hacke so fest, als wollte er sie zerquetschen. Die Spannung lud die Luft um Kanhiro herum auf. Unvermittelt fühlte er sich an seine eigene Konfrontation mit Henroth erinnert. Doch etwas war anders als damals. Die Männer neben ihm hatten zwar ebenfalls Angst, doch sie verblasste gegen ihren Zorn. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es in der Mehrheit Männer waren, die sich für den Aufstand ausgesprochen hatten. Einige warfen einander unschlüssige Blicke zu, bevor sie von Kanhiro zu Tasuke und Kogen sahen, als warteten sie auf etwas.
    Die Peitsche schnalzte durch die Luft. Tasukes Vater unterdrückte einen Schmerzlaut, als die dünne Schnur einen roten Striemen auf seinem rechten Unterarm hinterließ, den er zum Schutz seines Gesichts reflexartig gehoben hatte. »Hört ihr schwer?« donnerte der Reshir.
    Seiichi krümmte sich zusammen und versuchte erfolglos, sich von seinem Vater loszumachen. Einen Augenblick lang war Kanhiro versucht, die Stimmung zu nutzen und in Antwort auf die stumme Frage der Umstehenden das Zeichen zum Angriff zu geben. Doch er kämpfte den Impuls nieder. Auch wenn alles in ihm danach drängte, den Gohari vor sich im Staub kriechen zu sehen: sie durften sich zu keiner voreiligen Handlung hinreißen lassen. Damit würden sie all ihre sorgfältigen Vorbereitungen auf einen Schlag zunichtemachen. Wenn sie jetzt angriffen, wären die Kireshi aus dem Fort gewarnt und zum Gegenschlag bereit, bevor er und die anderen Bergleute auch nur das Minengelände verlassen hatten. Außerdem war das Dorf ungeschützt. Die Gohari hätten keinerlei Skrupel, sich der Kinder und alten Leute zu bemächtigen, um die Rebellen zur Aufgabe zu zwingen. Er fing Kogens Blick auf und schüttelte kaum merklich den Kopf. Langsam nahm Tasukes Vater seine Hand von Seiichis Schulter und trat zurück. Die übrigen Bergleute zögerten sichtlich, bevor sie seinem Beispiel folgten.
    »Euer Glück!« schnarrte der Aufseher, als die Inagiri einer nach dem anderen ihre Arbeit wieder aufnahmen. »Aber ich bin kein Unmensch«, wandte er sich dann mit falscher Freundlichkeit an Tasuke. »Wenn du mir zeigst, dass du für zwei arbeiten kannst, werde ich deinen Bruder vielleicht für den Rest des Tages in Ruhe lassen.«
    Tasukes Muskeln spannten sich an, aber er nickte abgehackt und wandte sich dem Kristall zu. »T-teru«, schluchzte sein Bruder, doch dieser lächelte nur grimmig. Ein ums andere Mal hieb er mit wuchtigen Schlägen, in denen all seine angestaute Wut lag, auf den Kristall ein. Seiichi ließ die Schultern hängen, bis er schließlich entschlossen nach seinem halbvollen Tragekorb griff. Als Tasuke ihn zurückhalten wollte, wich er dessen Hand ungeschickt aus und machte sich schlurfend auf den Weg zu den Loren. Hilflos sah sein Bruder ihm

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