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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Kristallsplitter getroffen hatte. »So schlimm ist es die Mine nun auch wieder nicht«, wehrte sie seinen Dank ab. »Und es fällt mir allemal leichter, hier unten zu sein, als wenn ich draußen darauf warten müsste, dass du heil zurückkehrst.«
    Kanhiro drückte leicht ihre Hand. »Wird schon alles gut gehen.«
    Ishira fragte sich, wie viel seiner Zuversicht echt war und wie viel gespielt. Aber sie klammerte sich an seinen Optimismus, denn ihr Verstand schreckte schon vor der bloßen Vorstellung zurück, dass sie zusehen müsste, wie ihr Freund ein Opfer Shigens wurde.
    Als sie das Abbaugebiet hinter sich ließen, wurde es wieder ein wenig kühler. Die Helligkeit verblasste zu einem gedämpften Schimmer. Eine beinahe unheimliche Stille umfing sie. Ishira hatte das Gefühl, die Felsen um sie herum ächzen zu hören, aber natürlich war das nur eine Sinnestäuschung. Eine Weile später fiel ihr ein eigenartiges Summen auf. Zunächst war es so schwach, dass es im heftigen Schlagen ihres Herzens beinahe unterging. Doch mit jedem Schritt wurde das Geräusch ausgeprägter. Entsprang es ebenfalls nur ihrer Einbildung? Sie legte den Kopf schräg und lauschte angestrengt. Jetzt nahm sie es ganz deutlich wahr. Ein unterschwelliges Vibrieren, das sich über ihre leisen Schritte und das dumpfe Gewirr aus Stimmen und dem metallischen Klirren der auf den Kristall auftreffenden Hacken legte. Genaugenommen war es eher fühlbar als hörbar – beinahe so, als würde etwas ihr Inneres in Schwingungen versetzen.
    »Was hast du?« fragte Kanhiro, dem ihre gerunzelte Stirn nicht entgangen war. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich weiß nicht. Hörst du das auch – dieses Summen?«
    »Was für ein Summen?« Er blieb einen Moment stehen und lauschte ebenfalls. »Ich höre nur die Geräusche vom Abbaugebiet.« Sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Geht es dir wirklich gut?«
    Ishira nickte entschieden. »Ja, bestimmt. Ich bin wohl einfach nervös.« Wahrscheinlich spielten ihr doch nur ihre überreizten Sinne einen Streich.
    Ihr Freund strich tröstend über ihren Arm. »Die Mine kann einen schon manchmal Gespenster sehen lassen.«
    Sie nickte noch einmal und atmete ein paar Mal tief durch. Als sie den Gang passierten, der das gegenwärtige Abbaugebiet von der Kristallader trennte, strich ein beinahe heißer Luftzug über Ishiras Gesicht. Das Licht, das aus dem Seitenstollen drang, warf ihre Schatten an die linke Tunnelwand. Nach zwei Dutzend weiteren Schritten erreichten sie das Ende des Gangs. Um sie herum war nichts als bräunlich graues Gestein, das schwach von einem Kristallsplitter erhellt wurde. Vor ihnen stand ein stabiles Holzgestell, das auf der ihnen abgewandten Seite mit dicken Brettern zugenagelt war. Es schien eine Art Unterstand zu sein. An der Wand rechts von ihnen lehnte eine der grob gezimmerten Leitern, wie sie die Hauer im Abbaugebiet verwendeten. Hinter dieser Wand verlief die Kristallader, doch noch trennte Kanhiro eine massive Felsschicht von der Gefahr.
    Ishira stellte ihren Tragekorb an die Seite und blieb neben dem Oberaufseher stehen, während ihr Freund sein Kandi auszog und es ordentlich zusammengefaltet neben sein Essen auf den Boden legte, bevor er sich zu ihnen umwandte und darauf wartete, dass Bilar ihm sagte, was er zu tun hatte. Nachdem er seine Instruktionen erhalten hatte, ging er die letzten Schritte zum Ende des Stollens vor, um einige Handbreit unterhalb der Tunneldecke das erste Loch für die Sprengung in die rechte Wand zu schlagen. Ishira sammelte derweil die restlichen Felsbrocken ein, die noch vom Vortag auf dem Boden verstreut lagen und brachte sie zu den Loren. Als sie zurückkehrte, war Kanhiro dabei, in gerader Linie vom ersten Loch in Kniehöhe ein zweites zu schlagen. Während Ishira darauf wartete, dass es für sie wieder etwas zu tun gab, beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln, sah zu, wie er mit gleichmäßigen, kraftvollen Bewegungen den Meißel in den Fels trieb. Das Licht des Kristallsplitters schien auf die knotigen, kaum verblassten Narben auf seinem Rücken und verzerrte sie zu einem bizarren Geflecht. Unwillkürlich musste Ishira daran zurückdenken, wie sie ihren Freund schon einmal beinahe verloren hatte.
    Das unselige Ereignis hatte sich vor etwas über zwei Jahren zugetragen, als Kanhiro gerade erst als Hauer angefangen hatte. Aus irgendeinem nichtigen Anlass hatte Bilars Vorgänger Henroth sich einen der Lorenzieher namens Tetsu vorgeknöpft und so lange auf ihn

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