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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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letzten Tagen nur mit Gohari zusammen gewesen war, hatte sie es ganz vergessen. Deshalb war der Anreshir wohl auch zu seinen Eltern gefahren. Ihr Blick wanderte nach oben, doch der Mond stand noch nicht hoch genug am Himmel, als dass sie ihn über die Dächer hinweg hätte sehen können. Welchen Zerstreuungen sich die Bergleute wohl in Ebosagi hingaben? Ob es hier auch so etwas wie Keiko-Rennen gab? Ihr Bruder und Kanhiro würden mit Sicherheit die Rennen besucht haben und jetzt wahrscheinlich mit Tasuke und seiner Familie zusammensitzen. Sie seufzte unbeabsichtigt. Das Bild weckte eine unbestimmte Traurigkeit, die über bloße Sehnsucht hinausging. Würde sie je wieder in ihr altes Leben zurückkehren?
    Rondar blieb stehen. Als Ishira aufschaute, entdeckte sie, dass sie heute schon einmal hier gewesen waren. Mebilors Wohnhaus lag dem Haus des Heilens direkt gegenüber. Es war eines der beiden mittleren Häuser in einer Reihe schlichter, zweigeschossiger Gebäude. Ihr Begleiter ließ den schweren Türklopfer in Form eines Fisches gegen das gemaserte Holz fallen. Der dumpfe Laut schien sein Echo in Ishiras Magengrube zu finden. Keine zehn Herzschläge später tauchte auf der Schwelle ein älterer, dunkelhäutiger Mann in einem langen farbenprächtigen Gewand auf, der sich höflich vor dem Bakouran verneigte. »Bitte, tretet ein, Herr!«
    Ishira blieb der Mund offen stehen. Einen Menschen von solcher Hautfarbe hatte sie noch nie gesehen. Aus welchem Land er wohl stammte? Die Art, wie er ihren Begleiter angeredet hatte, ließ darauf schließen, dass er ebenfalls ein Untergebener war. Hatten die Gohari auch seine Heimat erobert? Als ihre Blicke sich trafen, bildete Ishira sich ein, in seiner steifen Haltung Missbilligung zu lesen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihn unhöflich angestarrt hatte. Hastig senkte sie ihre Augen auf die blank gescheuerten Holzdielen. Erst als der Diener des Telans sich umdrehte, wagte sie es, den Kopf zu heben und sich umzusehen. Der weiß verputzte Vorraum war bis auf eine große blaue Vase mit dekorativ arrangierten Zweigen, die in einer erhöhten Nische in der gegenüberliegenden Wand stand, vollkommen leer. Vor der Nische zweigte rechts und links ein Durchgang ab.
    »Ihr könnt Euer Gepäck hier stehen lassen«, erklärte der dunkelhäutige Mann, an Rondar gewandt. »Ich werde es nachher auf Eure Zimmer bringen.«
    Ishira warf ihm von der Seite einen verwunderten Blick zu. Hatte er Zimmer in der Mehrzahl gesagt? Nein, sie musste sich verhört haben. Der Heiler würde ihr gewiss kein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen. Entweder würde sie bei den anderen Sklaven oder hier im Vorraum schlafen.
    Nachdem sie ihre Sachen abgelegt hatten, führte der Diener sie nach rechts in einen überdachten Gang, der um eine mit rund geschnittenen Büschen, Bambus und einigen blühenden Pflanzen bestandene Freifläche herumführte. Das Dach wurde von zahlreichen geschnitzten Holzpfeilern getragen. Von einigen der Deckenbalken hingen elegante eiserne Laternen herab, in denen Kristalle schimmerten. Staunend ließ Ishira ihren Blick über die Anpflanzung wandern, die augenscheinlich mit Bedacht gestaltet worden war und etwas Beruhigendes ausstrahlte. Auf dem mit Flusskieseln geschütteten Boden und den unregelmäßigen Steinplatten, die als Wege dienten, war nicht ein welkes Blatt zu entdecken. Kehrspuren verrieten, dass jemand erst vor kurzem gefegt hatte.
    Mebilors Diener wartete an einer offen stehenden Tür auf der Querseite des Hauses. Die Wände des Zimmers dahinter waren mit grünen Papierbahnen beklebt, auf denen mit feinen dunklen und hellen Pinselstrichen Bambusstangen gemalt waren, als würde sich die Szene draußen im Innern des Hauses fortsetzen. Ishira gegenüber stand auf einem schmalen Seitentisch mit geschnitzter Verzierung eine Vase mit delikaten weißen Blüten an verzweigten Stengeln. Das prachtvolle Innere des Hauses hätte in keinem größeren Gegensatz zu seinem unauffälligen Äußeren stehen können und es passte eindeutig besser zu ihren Vorstellungen von den Herren der Insel als alles, was sie bisher vom goharischen Alltagsleben mitbekommen hatte.
    Am Ende des Zimmers luden zwei mit bunten Kissen bestückte Bänke aus dunklem poliertem Holz zum Sitzen ein. Auf einem niedrigen Tisch, der zwischen den Bänken stand, warteten mehrere Schälchen aus rot bemaltem Porzellan auf einem lackierten Tablett darauf, aus einer bauchigen Karaffe gefüllt zu werden.
    Beide Bänke waren

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