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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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der halb aufgerichtet in einem der Betten lag. Er und der Bakouran mussten einander sehr vertraut sein, da er ihn so zwanglos angesprochen hatte.
    Das schmale Gesicht des Mannes war von der Sonne gebräunt, wirkte jetzt jedoch blass und erschöpft. Überhaupt machte er einen mitgenommenen Eindruck. Seine dunklen, vom Liegen zerdrückten Haare hingen ihm wirr in die Stirn und auf seinem Kinn zeichnete sich der Schatten eines Bartes ab. Die heruntergerutschte Bettdecke entblößte muskulöse Schultern und einen bandagierten rechten Arm – und einen einzigartigen Halsschmuck. Die spitz zulaufenden gelblichen Anhänger, die an einem schlichten Lederband aufgereiht waren, konnten nur Zähne oder Krallen sein. Die Tiere, denen sie gehört hatten, mussten allerdings gewaltig gewesen sein. Doch nicht etwa Amanori?
    Rondar war mit raschen Schritten ans Bett getreten. »Was ist passiert?«
    »Ein Drache«, lautete die knappe Antwort.
    »Du warst in Ebosagi, als die Drachen angriffen?«
    Der Mann namens Yaren schüttelte den Kopf. »Es ist in den Bergen passiert. Ich bin erst vorgestern angekommen.« Sein Mund verzog sich grimmig. »Ich wünschte, ich wäre hier gewesen.«
    Also waren die Anhänger tatsächlich Trophäen von Amanori. Er musste ein unglaublich guter Kämpfer sein, wenn er es allein mit den Drachen aufnahm.
    »Und wie geht es dir jetzt?« wollte Rondar wissen.
    »Dank Mebilor wieder ganz gut. Der alte Mann versteht sein Handwerk wirklich. Aber was machst du hier? Dienst du nicht mehr in der Garde des Hemak?«
    »Also hat dich meine Nachricht damals doch erreicht«, murmelte Ishiras Begleiter. In seiner Stimme lag nicht direkt ein Vorwurf, doch über das Gesicht des Jüngeren huschte ein schuldbewusster Ausdruck. »Ich bin in seinem Auftrag unterwegs«, fuhr Rondar einen Moment später fort. »Ich begleite das Mädchen hier.«
    Sein Gesprächspartner sah verwirrt an ihm vorbei, bis er Ishira entdeckte. Hastig blickte sie beiseite – peinlich berührt, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie ihn musterte. »Eine Inagiri?« fragte der junge Mann verständnislos. »Seit wann benötigen Sklaven Begleitschutz? Und arbeiten die Inagiri nicht überhaupt alle in den Bergwerken?«
    Ishira sah auf. War das wahr? Hatten die Gohari alle Inagiri zur Arbeit in den Kristallminen gezwungen?
    »Ishira ist keine gewöhnliche Sklavin.« Mit knappen Worten umriss Rondar ihre Gabe. »Ich möchte das Mädchen Mebilor vorstellen«, schloss er. »Wie ich hörte, zeigt er ein besonderes Interesse an der Kristallenergie. Er vermutet wohl eine Verbindung zu den Blitzen der Amanori.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Ishira, wie der Jüngere sich vorbeugte. »Verbindung?«
    »Du solltest dich eigentlich ausruhen, Yaren!« unterbrach eine tiefe Stimme tadelnd. Unbemerkt war der Heiler herangekommen. Seine buschigen schwarzen Brauen waren missbilligend hochgezogen. Um den Mund hatte er einen gequälten Zug. Doch unvermittelt wurde sein strenges Gesicht von einem kleinen Lächeln erhellt, das die Haut um seine hellbraunen Augen in winzige Fältchen legte. »Rondar, alter Freund, das nenne ich eine Überraschung! Wer hätte gedacht, dass wir uns alle ausgerechnet hier wieder treffen!«

Kapitel X – Im Haus des Heilers
    AM FRÜHEN ABEND brach Rondar mit Ishira zu Telan Mebilors Haus auf. Nachdem der Heiler im Krankensaal zu ihnen gestoßen war, hatte er den Bakouran und sie in einen kleinen Raum geführt, der ihm als Aufenthalts- und Umkleideraum diente. Er hatte großes Interesse an ihrer Fähigkeit gezeigt und Rondar zum Abendessen eingeladen, um sich in Ruhe mit ihnen unterhalten zu können. Außerdem hatte er nichts davon hören wollen, dass sein Freund im Gasthaus übernachtete, sondern darauf bestanden, dass sie während ihres Aufenthalts in Ebosagi in seinem Haus wohnten. Er hatte sogar jemanden schicken wollen, um ihr Gepäck abzuholen, aber Rondar hatte erklärt, dass sie das bisschen schon selbst tragen könnten. Ishira war vor Anspannung ganz steif. Obwohl der Heiler etwas an sich hatte, das Vertrauen einflößte, machte es sie nervös, nicht zu wissen, was sie bei ihm erwartete.
    Als sie die Herberge verließen, kam ihnen eine Schar Kireshi entgegen, die sich in geselliger Runde den Abend vertreiben wollten. Ansonsten war es im Fort um diese Zeit erstaunlich ruhig. Nur weit in der Ferne erklangen fröhliche Rufe und Gelächter. Waren das die Inagiri? Erst jetzt erinnerte Ishira sich daran, dass heute Vollmond war. Weil sie in den

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