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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Langsam stieg sie die drei Stufen zum Garten hinunter. In ihrem Kopf schwirrte eine Flut von Fragen umher. Hatte wirklich nicht ein einziger Gohari die Schlacht gegen die Amanori überlebt? Und könnte dieser Feldzug der Grund sein, weshalb die Drachen die Siedlungen angriffen? Waren sie zornig, dass die Menschen in ihr Territorium eingedrungen waren? Aber das war fünfzig Jahre her. Wenn es da einen Zusammenhang gäbe, hätten die Amanori schon wesentlich früher angegriffen.
    Gedankenverloren setzte sie sich auf eine kleine Steinbank, die vor einer Staude mit dunkelroten, kelchförmigen Blüten stand, die einen betörend süßen Duft verströmten und von zahlreichen Schmetterlingen umflattert wurden. Daneben plätscherte aus einem Bambusrohr Wasser in ein steinernes Becken. Auf einmal kam Ishira sich seltsam unwirklich vor. Dieser friedliche Ort schien so weit entfernt von der erbarmungslosen Realität, in der Ebosagi erst wenige Tage zuvor von den Amanori überfallen worden war. Sie versuchte, sich die letzten Angriffe auf Soshime ins Gedächtnis zu rufen. Es stimmte, dass die Drachen jedes Jahr häufiger angriffen. Aber hatten die Angriffe auch an Intensität gewonnen? Sie konnte es nicht sagen. Unbehaglich scharrte sie mit den Füßen im Kies und ruinierte dadurch die perfekte Ordnung. Bisher hatte auch sie eine gewisse Genugtuung aus dem Wissen gezogen, dass die Gohari in den Amanori einen Gegner gefunden hatten, den sie nicht so ohne weiteres besiegen konnten. Aber was, wenn die Angriffe wirklich immer schlimmer wurden? Würden sie irgendwann alle den Drachen zum Opfer fallen – so wie die Kireshi, die es gewagt hatten, die Amanori auf deren eigenem Territorium zu bekämpfen?
    Hinter ihr erklangen Schritte. Ishira sprang auf. Ihrem Gastgeber würde es vielleicht nicht gefallen, dass sie auf seiner Bank saß.
    Der Heiler und Rondar kamen zu ihr in den Garten, während Kiresh Yaren im Gang stehen blieb und sich scheinbar lässig gegen einen der Pfeiler lehnte. Ishira hatte allerdings eher den Eindruck, dass er froh war, sich irgendwo abstützen zu können.
    »Ein schöner Garten, Mebilor«, meinte Rondar anerkennend. »Aber das war ja schon immer deine Leidenschaft.«
    »Es entspannt mich, im Garten zu arbeiten«, stimmte der Telan zu. »Darüber vergesse ich das Leid, das ich so oft sehe. Allerdings muss ich gestehen, dass ich das Anwesen von meinem Vorgänger übernommen habe. Im Großen und Ganzen hat er den Garten anlegen lassen.«
    Der Bakouran winkte Ishira. »Das Essen ist fertig.«
    Langsam folgte sie den drei Männern zurück ins Haus. Das Esszimmer befand sich direkt neben dem Raum, den sie kurz zuvor verlassen hatten. Hier waren die Papierbahnen an den Wänden gelb und zeigten große weiße und rosafarbene Blüten, die von blaugrünen Schmetterlingen umschwirrt wurden – ähnliche jenen, die Ishira im Garten gesehen hatte. Der Raum wurde von einem langen dunklen Tisch beherrscht, an dessen Längsseiten je zwei Stühle standen. Der Tisch war für vier Personen gedeckt.
    Kiresh Yaren runzelte die Stirn. »Erwartest du noch einen weiteren Gast, Mebilor, oder hast du vor, die Sklavin mit uns essen zu lassen?«
    Ungläubig schielte Ishira zu dem Telan hinüber, der sich durch den bissigen Ton des jungen Mannes nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Rondar hat mir gesagt, dass er Ishira nicht mit anderen Sklaven allein lassen soll, deshalb kann ich sie nicht zu Khedri und Dhara in die Küche schicken«, erklärte er. »Da er sonst auch gemeinsam mit ihr isst, dachte ich, wir könnten das hier genauso handhaben. Wenn es dir nichts ausmacht, Yaren.«
    Der junge Kiresh zuckte mit seiner gesunden Schulter, womit er wohl zu verstehen geben wollte, dass es ihm egal war. Wahrscheinlich wollte er es sich aber nur nicht mit seinem Gastgeber verderben, dessen Miene zu verstehen gab, dass er nicht gedachte, an seinem Arrangement etwas zu verändern.
    Rondar hingegen schien ehrlich erfreut. »Ich weiß das zu schätzen, alter Freund«, sagte er lächelnd.
    Als Ishira auf einen Wink des Heilers Kiresh Yaren gegenüber Platz nahm, bedachte dieser sie lediglich mit einem gleichgültigen Blick. Dennoch rutschte sie unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her und vermied es, den jungen Mann anzusehen.
    Wenn sie nicht unbeaufsichtigt mit anderen Sklaven zusammen sein durfte, hieß das wohl auch, dass sie nicht bei den Dienern des Heilers schlafen würde. Kein Wunder, dass der dunkelhäutige Mann so verkniffen ausgesehen hatte. Da

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