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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Während Ishira ihn ansah, stellte sie fest, dass ihr der Abschied von ihm unerwartet schwer fiel. Hätte ihr jemand zu Beginn ihrer Reise gesagt, dass ihre neue Aufgabe sie nicht den Inagiri, sondern den Gohari näher bringen würde, hätte sie ihn ausgelacht. Und doch entwickelten sich die Dinge genau in diese Richtung. Hatte sie früher jeden Gohari als Feind bezeichnet, einfach weil er ein Gohari war, hatte sie inzwischen erkannt, wie vereinfachend und vorurteilsbehaftet diese Sichtweise gewesen war. Sie nannte schließlich auch nicht jeden Inagiri ihren Freund, nur weil er ein Inagiri war. Es stimmte zwar, dass die meisten Gohari sie wie Schmutz unter ihren Füßen behandelten, aber das tat die Mehrzahl der Bergleute auch. Unter den Eroberern gab es ebenso viele unterschiedliche Charaktere wie unter den Inagiri und nicht alle spielten sich als Herren auf. Rondar und Mebilor waren dafür die besten Beispiele. Natürlich wusste Ishira, dass es gefährliche Gedanken waren, die ihr da durch den Kopf gingen. Auf keinen Fall durfte sie die Inagiri merken lassen, dass sie ihre Meinung über die Eroberer geändert hatte, wenn sie ihr Misstrauen nicht noch weiter schüren wollte.
    »Das Haus wird mir ohne euch leer vorkommen«, sagte Mebilor mit einem etwas wehmütigen Lächeln, als sie das Essen beendet hatten.
    Rondar lehnte sich zurück. »Es war sehr angenehm bei dir, alter Freund. Ich hoffe nur, wir haben deine Gastfreundschaft nicht zu sehr strapaziert.«
    »Ganz und gar nicht«, wehrte der Heiler ab, »im Gegenteil hoffe ich, dass du mir auch beim nächsten Mal die Freude machst, bei mir zu übernachten.« Lächelnd wandte er sich an Ishira. »Vielleicht gibt es bis dahin bereits Neuigkeiten. Ich habe meinen Brief an den Marenash vor ein paar Tagen abgeschickt, aber natürlich kann ich nicht garantieren, dass er auf meinen Vorschlag eingeht.«
    Also war es ihm wirklich ernst damit gewesen, an den Herrscher Inagis zu schreiben. Sie neigte dankbar den Kopf. »Für mich zählt bereits, dass Ihr Euch für die Inagiri eingesetzt habt, Deiro.«

Kapitel XII – Die Saat der Rebellion
    FROHE ERWARTUNG erfüllte Ishira, als in der Ferne die Hütten Soshimes aus dem Abenddunst auftauchten. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein glückliches Lächeln aus. Nach über zwei Monden war sie endlich wieder zu Hause. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Inzwischen waren die Asagihalme mehr als zwei Handbreit lang und selbst in den höheren Lagen standen die Bäume in vollem Laub. Die Wiesen waren ein einziger Blütenteppich. Es duftete herrlich nach den herbsüßen Dolden des Rumestrauches und nach wilden Kräutern. Am Himmel zogen Schwalben auf der Jagd nach Insekten ihre Kreise. Sie flogen ziemlich tief, wahrscheinlich würde es bald Regen geben. Ishira konnte kaum noch still im Sattel sitzen. Lesha spürte ihre Ungeduld und machte Anstalten, in den Galopp überzugehen. Am liebsten hätte Ishira die Zügel schießen lassen und dem Willen der Stute nachgegeben.
    Rondar blieb ihre Aufregung nicht verborgen. »Ich glaube, ich brauche dich nicht zu fragen, ob du dich freust, wieder nach Hause zu kommen«, bemerkte er amüsiert.
    Sie lachte. »Das stimmt, Deiro«, gab sie zu. »Ich kann es kaum erwarten, meinen Bruder und meinen Freund wieder zu sehen. Sie kommen bestimmt bald von der Arbeit nach Hause.« Ihre Stimme klang ein wenig atemlos.
    »Ich gehe davon aus, dass die Anordnung des Hemak nicht für dein Heimatdorf gilt«, meinte ihr Begleiter lächelnd. »Also spricht wohl nichts dagegen, dass du in eurem Haus übernachtest, solange wir hier sind.«
    Erst jetzt kam Ishira zu Bewusstsein, dass es durchaus hätte sein können, dass sie sich selbst hier in Soshime nicht mehr frei hätte bewegen dürfen. Schon bei der bloßen Vorstellung, dass sie Kenjin und Kanhiro hätte fernbleiben müssen, wurde ihr ganz kalt.
    »Wenn du willst, kannst du gleich ins Dorf gehen«, fuhr Rondar, dem ihr plötzliches Erschrecken nicht aufgefallen war, fort. »Es ist nicht nötig, dass du mich ins Fort begleitest. Ich nehme Lesha mit und wir treffen uns morgen nach dem Frühstück in der Herberge. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es in Soshime nur die eine.«
    Ishira stimmte sofort zu. Sie schwang sich von Leshas Rücken und holte ihre Sachen aus den Satteltaschen. Abgesehen davon, dass sie darauf brannte, ihr Haus zu sehen, war der Zeitpunkt perfekt gewählt. Da die Bergleute noch in der Mine waren, würde das Dorf bis auf die Kinder und alten Leute

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