Incarceron
sorgen musste, damit er einen an sich bringen konnte. Nicht, dass ich dafür Dank geerntet hätte.«
Finn lachte. »Das sieht Keiro ähnlich. Er bedankt sich niemals bei einem.«
Wieder lieà er seine Hände auf der Kugel ruhen und lehnte seine Stirn dagegen. Die Tiere darin starrten unbeeindruckt zurück. »Ich wusste, dass er kommen würde. Gildas war anderer Meinung, aber Keiro würde mich nie im Stich lassen.«
Attia gab ihm keine Antwort, und ihm fiel auf, dass ihr Schweigen seltsam angespannt war. Als er aufblickte, musterte sie ihn nachdenklich, und in ihrem Blick lag eine Spur von Zorn. Dann platzte es aus ihr heraus: »Du irrst dich gewaltig, Finn! Siehst du denn wirklich nicht, was für ein Kerl er ist? Natürlich hätte er dich verlassen; er hätte den Schlüssel genommen, wäre verschwunden und hätte keinen weiteren Gedanken mehr an dich verschwendet.«
»Niemals!«, entgegnete Finn und war erstaunt über diesen Gefühlsausbruch.
»O doch!« Attia wandte ihm ihr Gesicht zu, und die Blutergüsse waren auf der weiÃen Haut ihres Gesichtes deutlich zu erkennen. »Es war nur die Drohung des Mädchens, die ihn dazu gebracht hat zu bleiben.«
Er erstarrte. »Welches Mädchen?«
»Claudia.«
»Keiro hat mit ihr gesprochen?«
»Sie hat ihm gedroht. ⺠Finde Finn â¹, hat sie gesagt, ⺠oder der Schlüssel wird nutzlos für dich sein .â¹ Sie war wirklich böse auf ihn.« Attia zuckte kurz mit den Schultern. »Ihr solltest du also danken.«
Finn konnte es einfach nicht glauben.
»Keiro wäre auf alle Fälle gekommen.« Seine Stimme war jetzt leise, und er klang verstockt. »Ich weiÃ, wie er auf andere wirkt, aber ich kenne ihn. Wir haben Seite an Seite gekämpft. Wir haben uns einen Eid geschworen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wie leichtgläubig du bist, Finn. Du musst wirklich auÃerhalb geboren worden sein. Hier passt du einfach nicht her.«
Schritte waren zu hören, und eilig fügte sie hinzu: »Frag ihn nach dem Schlüssel. Frag ihn. Dann wirst du schon sehen.«
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Keiro kam in den Raum geschlendert und pfiff vor sich hin. Er trug ein dunkelblaues Wams, seine Haare waren nass, und er aà einen Apfel, den er sich von einer der Platten genommen hatte, die in ihren Zimmern für sie bereitstanden. Die beiden verbliebenen Schädel-Ringe blitzten an seinen Fingern. »Also hier steckt ihr.«
Er näherte sich ihnen in einem weiten Bogen. »Dieser Turm wird von einem Sapienten bewohnt! Eindeutig besser als der Käfig unseres alten Mannes zu Hause.«
»Ich bin froh, dass du das so siehst.« In Finns Verblüffung mischte sich Unbehagen, als sich eine der gröÃten Kugeln mit einem Klicken öffnete und ein Fremder heraustrat, begleitet von Gildas. Finn fragte sich, wie viel die beiden mitgehört hatten und wie es möglich war, dass es in der Kugel Stufen gab, die nach unten führten. Doch bevor er sich die Sache genauer hätte
ansehen können, schloss sich das Glas mit einem klickenden Geräusch wieder und war nicht mehr als eine schimmernde Kugel zwischen Hunderten anderer.
Gildas trug den schimmernd grünen Umhang der Sapienti. Sein scharf geschnittenes Gesicht war sauber geschrubbt und sein weiÃer Bart gestutzt. Er sah verändert aus, fand Finn. Ein wenig von dem Hunger in seinen Augen war verschwunden, und als er sprach, wurde deutlich, dass seine Stimme den verdrossenen Unterton verloren und eine gewisse Würde angenommen hatte.
»Dies ist Blaize«, sagte er. Dann fügte er mit weicher Stimme hinzu: »Blaize Sapiens.«
Der groÃe Mann nickte knapp. »Willkommen in meiner Kammer der Welten.«
Sie alle starrten ihn an. Ohne die Atemmaske war sein Gesicht bemerkenswert. Es war übersät mit kleinen Wunden, kaum verheilten Verletzungen und Verätzungen durch Säure. Sein dünner, langer Haarschopf wurde von einem speckigen Band zusammengehalten. Unter dem Umhang trug er altmodische Kniebundhosen, auf denen unterschiedliche Chemikalien Flecken hinterlassen hatten, und ein Rüschenhemd, das möglicherweise einst weià gewesen war.
Einen Moment lang sagte niemand etwas. Dann hob zu Finns Ãberraschung Attia an: »Wir müssen Ihnen danken, Meister, dass Ihr uns gerettet habt. Uns wäre ansonsten der Tod sicher gewesen.«
»Ah ⦠nun. Ja.« Er schaute
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