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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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sie jünger als je zuvor wirken.
    Â»In seinem Laboratorium. Sieh mal hier.«
    Einige der Glaskugeln enthielten ganze Landschaften. In einer davon schlenderten friedliche, kleine Kreaturen mit goldenem
Fell umher oder gruben Löcher in sandige Hügel. Attia presste ihre Hände flach auf das Glas. »Es fühlt sich warm an.«
    Er nickte. »Hast du geschlafen?«
    Â»Ein bisschen. Ich bin immer wieder aufgewacht, weil es so still war. Und du?«
    Er nickte abermals, wollte aber nicht eingestehen, dass er vor Erschöpfung auf das schmale, weiße Bett gesunken und sofort eingeschlafen war, ohne sich vorher auszuziehen. Als er jedoch an diesem Morgen erwacht war, hatte er festgestellt, dass jemand eine Decke über ihn gelegt und saubere Kleidung auf den Stuhl in dem kahlen, weißen Raum gelegt hatte. War das Keiro gewesen? Um abzulenken, fragte er: »Hast du den Mann auf dem Schiff gesehen? Gildas glaubt, dass das ein Sapient war.«
    Attia schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn nicht gesehen, jedenfalls nicht ohne seine Maske. Und alles, was er letzte Nacht gesagt hat, war: ›Ihr könnt diese Räume hier haben. Wir unterhalten uns morgen früh.‹« Sie warf Finn einen langen Blick zu. »Es war mutig von dir, zu Keiro zurückzuklettern.«
    Einige Zeit schwiegen sie, dann ging Finn zu ihr und stellte sich neben sie. Gemeinsam beobachteten sie die Tiere, wie sie scharrten und sich wälzten, bis ihnen wieder einfiel, dass sich hinter dieser Glaskugel noch weitere befanden, wassergrün und golden und hellblau. Sie alle hingen an feinen Ketten. Einige von ihnen waren kleiner als eine Faust, andere fast so groß wie ein ganzer Raum. Vögel flogen darin herum, Fische schwammen im Wasser, und Milliarden von Insekten schwirrten in Schwärmen umher.
    Â»Es ist so, als ob er sie alle in Käfige gesteckt hätte«, sagte Attia leise. »Ich hoffe, auf uns wartet nicht auch einer.« Dann fiel ihr Blick auf Finns Spiegelbild. »Was ist denn los? Finn?«
    Â»Nichts.« Seine Hände hinterließen Schweißflecken auf dem Glas, als er sich dagegenstützte.

    Â»Du hast etwas gesehen.« Attias Augen wurden größer. »Waren es die Sterne, Finn? Gibt es wirklich Millionen davon? Drängen sie sich eng zusammen und singen in der Dunkelheit?«
    Vielleicht war es albern, aber Finn wollte Attia einfach nicht enttäuschen. Deshalb sagte er: »Ich habe… Ich habe einen See vor einem großen Gebäude gesehen. Es war Nacht. Laternen schwammen auf dem Wasser, kleine Papierlaternen mit Kerzen darin, sodass sie blau und grün und rot schimmerten. Da waren auch Boote auf dem See, und ich befand mich in einem davon.« Er rieb sich über das Gesicht. »Ich war dort, Attia. Ich habe mich vornübergebeugt und versucht, mein Spiegelbild im Wasser zu berühren, und ja, da waren Sterne. Und sie waren ärgerlich, weil ich meine Ärmel nass gemacht hatte.«
    Â»Die Sterne?« Sie trat näher.
    Â»Nein. Die Menschen.«
    Â»Welche Menschen? Wer waren sie, Finn?«
    Er versuchte, sich zu erinnern. Da war ein Geruch. Ein Schatten. »Eine Frau«, sagte er. »Sie war aufgebracht.«
    Es tat weh. Er erinnerte sich an Schmerzen, und diese Erinnerung verursachte Lichtblitze in seinen Augen. Um ihnen zu entgehen, schloss Finn die Lider; er schwitzte, und sein Mund wurde trocken.
    Â»Nicht.« Ängstlich streckte Attia die Hand nach ihm aus. Die roten Narbenwülste an ihren Gelenken traten deutlich zutage, an den Stellen, wo die Ketten herumgeschlungen gewesen waren. »Du darfst dich nicht so aufregen.«
    Finn wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Im Raum herrschte eine Stille, wie er sie jenseits der Zelle, in der er geboren worden war, nie wieder erlebt hatte. Verlegen murmelte er: »Schläft Keiro noch?«
    Â»Ach, der!« Ihre Miene verfinsterte sich. »Wen interessiert das schon?«

    Er sah ihr zu, wie sie zwischen den Glaskugeln herumspazierte. »So schlimm kannst du ihn doch nicht finden. Immerhin bist du in der Stadt bei ihm geblieben.«
    Sie schwieg, weshalb Finn fortfuhr: »Wie habt ihr es überhaupt geschafft, uns auf die Spur zu kommen?«
    Â»Das war nicht so leicht.« Sie presste ihre Lippen aufeinander. »Wir hatten Gerüchte über diesen Tribut gehört, und da kam Keiro auf die Idee, einen Flammenwerfer zu stehlen. Ich war diejenige, die für Ablenkung

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