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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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und von Gefühlen überwältigt. »Das Zeichen von Sapphique.« Er hob den Blick. »Das entscheidet über alles Weitere. Wir müssen sofort aufbrechen, noch heute Nacht, ehe Jormanric erfährt, was das für ein Gegenstand ist. Finn, unsere Flucht beginnt jetzt und auf der Stelle.«
    Â»Halt!« Keiro löste sich wieder von der Wand. »Er geht nirgendwohin, denn er ist durch einen Eid mit mir verbunden.«
    Gildas musterte ihn voller Abscheu. »Nur, weil er dir nützlich ist.«
    Â»Und dir vielleicht nicht?« Keiro lachte höhnisch. »Du bist ein Heuchler, alter Mann. Ein Stück billiges Glas und einige Traumanwandlungen, wenn Finn einen seiner Anfälle hat  – das ist alles, wofür du dich interessierst.«
    Gildas erhob sich. Er reichte Keiro kaum bis zur Schulter, aber sein starrer Blick war erbost, und sein drahtiger Körper war angespannt.

    Â»Ich wäre vorsichtig an deiner Stelle, Junge. Ganz vorsichtig.«
    Â»Oder was? Wirst du mich in eine Schlange verwandeln?«
    Â»Dazu brauchst du mich gar nicht, das tust du bereits von selbst.«
    Stahl schabte, als Keiro sein Schwert zog. Seine blauen Augen waren eiskalt.
    Finn rief: »Hört auf damit.« Keiner der beiden würdigte ihn eines Blickes.
    Â»Ich habe dich nie gemocht, Junge. Ich habe dir nie vertraut«, stieß Gildas grimmig hervor. »Du bist ein herausgeputzter, arroganter Dieb, der nur seine eigenen Vergnügungen im Sinn hat und der, ohne zu zögern, morden würde, wenn es ihm zupasskäme  – was ganz ohne Zweifel bereits der Fall gewesen ist. Und dir wäre nichts lieber, als Finn zu deinem Zwilling zu machen.«
    Keiros Gesicht war rot angelaufen. Er hob sein Schwert, sodass die scharfe Klinge drohend auf die Augen des alten Mannes gerichtet war. »Finn braucht mich, damit ich ihn vor dir beschütze. Ich bin derjenige, der sich um ihn kümmert, der seinen Kopf stützt, wenn es ihm schlecht geht, und der ihm den Rücken frei hält. Und wo wir gerade dabei sind, die Wahrheit auszusprechen, dann muss auch mal gesagt werden, dass die Sapienti nichts als alte Narren sind, die sich an die letzten Reste von Zauberkraft klammern …«
    Â»Ich habe gesagt, das reicht!« Finn trat zwischen die beiden und schob die Klinge zur Seite.
    Mit finsterer Miene riss Keiro sein Schwert zurück. »Du willst mit ihm mitgehen? Warum?«
    Â»Was sollte uns zurückhalten?«
    Â»Um Himmels willen, Finn! Uns geht es doch gut hier. Wir haben Essen, Mädchen und alles, was wir wollen! Wir werden gefürchtet und respektiert. Und wir sind mächtig genug geworden,
um Jormanric jederzeit zu verdrängen. Und dann werden wir beide die Flügelherren sein.«
    Â»Und wie lange wird es dauern«, schnaubte Gildas, »bis zwei einer zu viel sind?«
    Â»Halt den Mund!« Finn drehte sich wutentbrannt herum. »Seht euch doch beide an! Ihr seid die einzigen beiden Freunde, die ich in dieser Hölle habe, und ihr könnt nichts anderes, als euch meinetwegen zu streiten. Bedeute ich einem von euch überhaupt irgendetwas? Und ich spreche nicht vom Seher, vom Kämpfer, vom Dummkopf, der sich immer auf die gefährlichen Aufgaben einlässt, sondern von mir, Finn.«
    Er stand zitternd da und fühlte sich plötzlich todmüde. Während die beiden anderen ihn anstarrten, kauerte er sich auf dem Boden zusammen und stützte die Stirn in die Hände. Seine Stimme brach. »Ich kann das nicht mehr aushalten. Ich gehe hier drinnen zugrunde. Ich habe solche Angst und lebe nur von einem Anfall zum nächsten, den ich mehr als alles andere fürchte. Das kann ich nicht mehr länger ertragen; ich muss von hier weg, um herauszufinden, wer ich bin! Ich muss fliehen .«
    Alle schwiegen. Staub rieselte langsam durch den Strahl der Laterne herab. Keiro steckte sein Schwert wieder in die Scheide.
    Finn versuchte, sein Zittern in den Griff zu bekommen. Er sah auf und befürchtete, Spott in den Augen seines Eidbruders zu lesen, doch dieser streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn hoch, sodass sie sich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
    Gildas knurrte. »Natürlich bedeutest du mir etwas, du dummer Junge.«
    Keiros blaue Augen waren scharf. »Sei still, alter Mann. Kannst du denn nicht sehen, dass er uns beide manipuliert, wie immer? Darin bist du wirklich gut, Finn. Das ist dir bei der Maestra gelungen

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