Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
Gildas mit tiefer Stimme geantwortet, »wir hatten keine Ahnung, dass das Schaf Euch gehörte. Wir alle müssen essen. Ich biete euch meine Dienste als Gelehrter als Bezahlung für das Tier an. Ich bin ein ziemlich fähiger Sapient.«
    Â»O ja, zahlen wirst du ganz sicher, alter Mann.« Der Kranich-Mann hatte ihn finster angestarrt. Dann war sein Blick zu seinen Kameraden gewandert, die sich über den Wortwechsel zu amüsieren schienen. »Mit deinen Händen, würde ich meinen, sobald wir deinen Fall vor die Richterinnen gebracht haben.«
    Man hatte Finn Fesseln angelegt, die so fest waren, dass die Seile seine Haut aufschürften und brannten. Als man ihn nach draußen zerrte, hatte er einen kleinen Karren gesehen, der von einem Esel gezogen wurde; der Kranich-Mann hatte geschickt seine seltsamen, metallenen Stelzen abgestreift und war auf den Karren gesprungen.
    Finn hatte man am Seil hinterhergezogen, und er war neben dem alten Mann die Straße entlanggestolpert, die zur Stadt führte. Zwei Mal hatte er einen Blick zurück riskiert in der Hoffnung,
Keiro oder vielleicht Attia zu entdecken, und wenn es auch nur für einen winzigen Augenblick oder ein kurzes Winken gewesen wäre. Aber der Wald hatte zu diesem Zeitpunkt schon weit hinter ihnen gelegen und war lediglich ein Schimmer in schier unmöglichen Farben in weiter Ferne gewesen.
    Die Straße war schnurgerade den langen, metallenen Abhang hinunter verlaufen und rechts und links von spitzen Pfählen gesäumt gewesen. Immer wieder hatten sich an den Seiten zwischen den zerklüfteten Felsen Schluchten aufgetan.
    Finn war erstaunt gewesen über das Ausmaß dieser Vorsichtsmaßnahmen: »Wovor haben die denn solche Angst?«
    Gildas hatte finster vor sich hingestarrt. »Vor einem Angriff offenbar. Sie sind ängstlich bemüht, noch vor Lichtaus innerhalb der Stadtmauern zu sein.«
    Â»Ã„ngstlich« war noch untertrieben gewesen. Die meisten der vielen Menschen, die sie tags zuvor gesehen hatten, hatten die Stadt bereits erreicht gehabt. Als sie selbst auf das Tor zugehastet waren, war ein Fanfarenstoß aus der Zitadelle ertönt, woraufhin die Kranich-Männer den Esel noch erbarmungsloser angetrieben hatten, sodass Gildas vor lauter Atemlosigkeit um ein Haar gestolpert und hingestürzt wäre.
    Â 
    Nun hatten sie also das Tor passiert, und Finn hörte das Fallgitter und Klappern von Ketten. Waren auch Keiro und Attia in die Stadt gekommen? Oder hatten sie sich draußen im Wald versteckt? Er wusste, dass die Kranich-Männer den Schlüssel tatsächlich gefunden hätten, wenn er ihn bei sich behalten hätte. Doch trotzdem machte ihn die Vorstellung nervös, dass der Kristall sich nun in Keiros Besitz befand und dieser ihn vielleicht nutzen würde, um Kontakt zu Claudia aufzunehmen. Und dann war da noch ein anderer Gedanke, der an ihm nagte, aber den wollte er nicht zulassen. Noch nicht.

    Â»Los, komm mit.« Der Anführer der Truppe, die auf Nahrungssuche gewesen war, riss ihn auf die Beine. »Wir müssen das noch heute Abend zu Ende bringen. Vor dem Fest.«
    Während er sich mühsam durch die Straßen schleppte, dachte Finn, dass er noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen hatte. Die Straßen und Gassen waren von kleinen Laternen erleuchtet. Als die Lichter des Gefängnisses erloschen, wurde die Welt sofort in ein Netz von winzigen, blitzenden, silbernen Funken verwandelt, und das Strahlen war wunderschön. Da waren Tausende von Insassen, die Zelte aufbauten, auf riesigen Basaren Handel trieben, eine Unterkunft suchten oder Schafe und Cyberpferde in Pferche oder auf die Marktplätze trieben. Er sah Bettler ohne Hände, geblendet, ohne Lippen und Ohren. Er sah entstellende Krankheiten, die ihm die Luft zum Atmen zu rauben drohten und vor deren Anblick er sich abwenden musste. Aber es gab keine Halbmenschen. Auch in der hiesigen Gegend hatte es den Anschein, dass diese Abscheulichkeit nur bei Tieren vorkam.
    Das Klappern der Hufe war ohrenbetäubend laut, und über allem lagen der durchdringende Gestank von Dung und Schweiß und der Geruch von zertretenem Stroh, in den sich plötzlich der intensive, süßliche Duft von Sandelholz und Zitronen mischte. Überall rannten Hunde umher, rissen an Futtersäcken und wühlten in Abflussgräben. Hinter ihnen huschten klammheimlich die kleinen, rotäugigen, mit kupfernen

Weitere Kostenlose Bücher