Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
Dreistigkeit und seine ungeheuer große Selbstsicherheit.
    Â 
    Die Tür öffnete sich, und Gildas zwängte sich herein.
    Â»Du!« Finn sprang auf. »Na, du hast vielleicht Nerven!«
    Der Sapient hielt beide Hände abwehrend hoch. »Ich weiß, dass du wütend bist, Finn. Aber ich hatte keine andere Wahl. Du hast doch gesehen, was mit uns geschehen wäre.«
    Er klang düster, ging zum Stuhl hinüber und ließ sich schwerfällig sinken.
    Â»Und außerdem begleite ich dich.«
    Â»Sie haben gesagt, nur ich würde gehen.«
    Â»Silbermünzen können Wunder wirken«, knurrte Gildas mürrisch.
»Die meisten Leute dürften versuchen, durch Bestechung zu verhindern , dass sie zu der Höhle gebracht werden, anstatt im Gegenteil auf diese Weise zu erreichen, dass sie ebenfalls mitgehen dürfen.«
    Es gab nur die eine Sitzgelegenheit im Raum; Finn ließ sich auf dem strohbestreuten Boden nieder und schlang die Arme um seine Knie. »Ich dachte, ich würde dort ganz allein sein«, sagte er leise.
    Â»Wirst du nicht. Ich bin nicht Keiro, und ich werde meinen Seher nicht verlassen.«
    Finns Miene verfinsterte sich. Dann fragte er: »Würdest du mich denn im Stich lassen, wenn ich keine Visionen hätte?«
    Gildas rieb seine trockenen Hände aneinander, was sich wie knisterndes Papier anhörte. »Nein, natürlich nicht.«
    Einen Moment lang schwiegen sie beide und lauschten auf das Durcheinander unten auf der Straße. Plötzlich sagte Finn: »Erzähl mir von der Höhle.«
    Â»Ich dachte, du würdest die Geschichte kennen. Sapphique kam zu der Festung der Richterinnen. Das muss jener Ort sein, an dem auch wir gelandet sind. Er erfuhr, dass die Menschen hier jeden Monat einem Wesen, das sie nur als Das Biest kennen, einen Tribut darbringen müssen. Der Tribut ist ein junger Mann oder eine junge Frau aus der Stadt. Sie gehen in eine Höhle am Berghang, und keiner von denen ist jemals zurückgekehrt.«
    Gildas kratzte sich seinen Bart. »Sapphique trat vor die Richterinnen und erbot sich, die Stelle eines Mädchens einzunehmen, dessen Leben geopfert werden sollte. Man erzählt sich, sie habe zu seinen Füßen geweint. Als er davonging, sahen ihm alle Leute der Stadt schweigend hinterher. Er betrat die Höhle allein und ohne Waffen.«
    Atemlos fragte Finn: »Und?«
    Gildas schwieg einen Moment. Als er fortfuhr, klang seine
Stimme gedämpfter. »Drei Tage lang geschah nichts. Dann, am vierten, verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, dass der Fremde aus der Höhle entkommen sei. Die Stadtbewohner säumten die Mauern und öffneten die Tore. Sapphique kam langsam die Straße herauf. Als er die Tore erreicht hatte, hob er seine rechte Hand, und sie sahen, dass ihm der Zeigefinger fehlte und dass das Blut auf den Boden tropfte. Er sagte: » Die Schuld ist nicht beglichen worden. Es ist nicht genug von mir übrig, um die Schuld zu sühnen. Was in der Höhle lebt, hat einen Hunger, der nicht zu sättigen ist. Eine Leere, die nicht gefüllt werden kann .« Dann drehte er sich um und ging davon, und die Menschen ließen ihn ziehen. Aber das Mädchen, dessen Leben er gerettet hatte, rannte hinter ihm her und reiste eine Zeit lang mit ihm mit. Sie war die erste seiner Jüngerinnen.«
    Finn unterbrach ihn: »Was so…?«, doch da wurde die Tür aufgestoßen, noch ehe er seine Frage hatte beenden können. Die Kranich-Männer gaben Gildas ein Zeichen: »Verschwinde. Der Junge muss jetzt schlafen. Bei Lichtan brechen wir auf.«
    Gildas verließ Finn nach einem letzten, raschen Blick. Einer der Männer warf Finn einige Decken zu. Er griff danach, hüllte sich darin ein und setzte sich mit angezogenen Knien gegen die Wand gelehnt hin. Dann lauschte er auf die Stimmen, das Singen und das Bellen auf der Straße.
    Ihm war kalt, und er fühlte sich ganz und gar allein. Angestrengt versuchte er, nicht an Keiro oder an Claudia zu denken, das Mädchen, das der Schlüssel ihm gezeigt hatte. Und auch nicht an Attia. Ob sie ihn vergessen hatte? Würden ihn denn alle seinem Schicksal überlassen?
    Er legte sich auf den Boden und rollte sich zusammen.
    Und da sah er das Auge.
    Es war winzig klein, beinahe unter der Decke, halb verborgen von Spinnweben. Aber es beobachtete ihn unablässig. Finn
starrte zurück, dann setzte er sich auf und wandte sich ihm

Weitere Kostenlose Bücher