Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
lästig.
    Â»Ich werde nirgendwohin gehen«, sagte Attia ruhig.
    Keiro grinste. »Du denkst, dass ich ihn im Stich lassen werde, nicht wahr?«
    Â»Ja.«
    Ihre Direktheit traf ihn unvermutet, und er wurde ärgerlich, drehte sich wieder zurück und setzte seinen Weg fort. Aber Attia klebte an seinen Fersen wie ein Schatten. Wie ein Hund.
    Â»Ich denke, dass du genau das vorhast, aber das werde ich nicht zulassen. Ich werde dich nicht mit dem Schlüssel verschwinden lassen.«
    Er wollte ihr darauf eigentlich keine Antwort geben, aber die Worte platzten aus ihm heraus. »Du hast keine Ahnung, was ich zu tun gedenke. Finn und ich sind Eidbrüder. Damit ist alles gesagt. Ich werde mein Wort halten.«
    Â»Tatsächlich?« Plötzlich klang ihre Stimme wie eine gelungene Imitation von Jormanric: »› Ich habe mein Wort nicht mehr gehalten, seitdem ich zehn war und meinen eigenen Bruder erstochen habe. ‹ Ist es das, Keiro? Sind die Comitatus noch immer bei uns? In dir?«
    Keiro ging auf sie los, aber damit hatte sie gerechnet. Sie machte einen Satz, zerkratzte ihm das Gesicht, trat nach ihm und stieß ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor und rückwärts gegen eine Wand prallte. Der Schlüssel fiel ihm aus der Tasche und landete klirrend auf dem schmutzstarrenden Kopfsteinpflaster. Das Mädchen und er streckten gleichzeitig die Hände danach aus, aber Attia war schneller.

    Keiro zischte vor Zorn. Er griff ihr ins Haar und riss mit Gewalt ihren Kopf nach hinten. »Gib ihn mir zurück.«
    Sie kreischte und zappelte.
    Â»Lass los!«
    Er zog stärker. Attia heulte auf vor Schmerzen und schleuderte den Schlüssel in die Dunkelheit; sofort ließ Keiro sie los und sprang hinterher. Doch kaum hatte er ihn aufgehoben, ließ er ihn auch schon wieder mit einem Aufschrei fallen.
    Er schlug auf dem Boden auf, und man konnte kleine, blaue Lichter erkennen, die sich im Innern bewegten.
    Plötzlich, erschreckend lautlos, öffnete sich ein Sichtfeld rings um diese Punkte herum. Attia und Keiro sahen ein Mädchen in einem prachtvollen Kleid, das mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt dasaß, welcher von gleißendem Licht angestrahlt wurde. Ungläubig starrten die drei sich an. Als die junge Frau zu sprechen begann, lag eine misstrauische Schärfe in ihrer Stimme.
    Â»Wo ist Finn? Und wer zur Hölle seid ihr beide?«
    Â 
    Man hatte ihm eine Mahlzeit aus Honigkuchen, bestreut mit fremdartigen Getreidekörnern, und ein heißes Getränk gereicht, das merkwürdig sprudelte. Doch Finn hatte Angst gehabt, von irgendetwas zu kosten, denn er befürchtete, man könnte ihm etwas untergemischt haben. Was immer ihm bevorstand  – er wollte sich ihm mit klarem Kopf stellen.
    Auch saubere Kleidung und Wasser, um sich zu waschen, hatte man ihm gebracht. Draußen vor der Tür standen zwei der Kranich-Männer, gegen die Wand gelehnt.
    Finn lief zum Fenster und sah hinaus. Sehr weit unter ihm erstreckte sich eine schmale Straße, auf der selbst jetzt noch viele Menschen unterwegs waren und bettelten, Handel trieben oder ihr notdürftiges Lager aufschlugen. Sie selbst schliefen unter
Säcken, während ihre Tiere überall frei herumliefen. Es herrschte ein entsetzlicher Lärm.
    Finn stützte seine Hände auf das Fensterbrett, lehnte sich ein Stück hinaus und ließ den Blick über die Dächer wandern. Die meisten von ihnen waren mit Stroh gedeckt, hier und da mit einem Metallstück versetzt. Es gab keine Chance für ihn, dort hinauszuklettern. Das Haus war so schräg geneigt, dass es den Anschein hatte, es könnte jeden Augenblick vornüberstürzen, und ganz sicher würde er bei einem Fluchtversuch auf diesem Wege abrutschen. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob es nicht viel besser wäre, sich hier den Hals zu brechen, als einer namenlosen Bestie gegenüberzutreten. Aber noch blieb ihm Zeit. Noch konnten sich die Dinge ändern.
    Er duckte sich unter dem Fensterrahmen wieder ins Zimmer hinein, ließ sich auf einen Stuhl sinken und versuchte nachzudenken. Wo steckte Keiro denn bloß? Was tat er gerade? Wie sah sein Plan aus? Keiro mochte eigensinnig und jähzornig sein, aber er war großartig im Pläneschmieden. Der Hinterhalt, in den die Civitates geraten waren, war seine Idee gewesen. Ganz sicher würde er sich etwas einfallen lassen. Schon jetzt vermisste Finn seine

Weitere Kostenlose Bücher