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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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versammelt.«
    Caspar blickte finster. Jared schüttelte kaum merklich den Kopf. Neben ihm verbarg Evian ein Lächeln hinter seinem Taschentuch, das einen Saum aus Spitze hatte. Claudia fragte sich, wie er so gelassen mit dem Earl zusammensitzen konnte, wo er doch plante, den Jungen zu ermorden. Aber vermutlich würde er einwenden, dass das nichts Persönliches sei, sondern nichts weiter als eine rein politische Angelegenheit. Alles war nur ein Spiel.
    Sie wandte sich an Jared. »Ich möchte gerne, dass du jetzt in meiner Kutsche mitreist. Mir ist so langweilig. Wir könnten Menessiers Naturkunde des Reiches besprechen.«
    Â»Warum wollt Ihr mich nicht bei Euch haben?« Caspar warf den Hunden einen Brocken Fleisch hin und sah mit Befriedigung zu, wie sie sich darum balgten. »Ich bin kein Langweiler.« Seine kleinen Augen blickten sie lauernd an. »Oder etwa doch?«
    Dies war eine Herausforderung. »Natürlich nicht, Euer Hoheit.« Claudia lächelte strahlend. »Und selbstverständlich wäre ich entzückt, wenn Ihr Euch uns anschließen würdet. Menessiers Werk enthält einige ausgezeichnete Passagen über die Fauna der Nadelwälder.«
    Caspar starrte sie voller Abscheu an. »Claudia, versucht nicht, mir gegenüber mit großen Augen die naive Unschuld zu spielen. Ich habe Euch doch bereits gesagt, dass es mich nicht interessiert, was Ihr so treibt. Außerdem weiß ich bereits alles. Fax hat mir von letzter Nacht berichtet.«
    Claudia spürte, wie sie bleich wurde, und sie konnte Jared nicht anschauen. Die Hunde knurrten und kämpften. Einer
streifte ihr Kleid, und mit einem Aufstampfen ihres Fußes verscheuchte sie ihn.
    Caspar erhob sich mit triumphierender Miene. Er trug eine auffällige, geschmacklose Goldkette und ein Wams aus schwarzem Samt. Bevor er etwas sagte, trat er die Hunde zur Seite, die kläglich aufjaulten. »Aber ich warne Euch, Claudia. Ihr solltet lieber diskret vorgehen. Meine Mutter ist nicht so tolerant wie ich. Wenn sie von der Sache Wind bekommt, wird sie kochen vor Wut.« Er grinste Jared an. »Und dann könnte Euer schlauer Lehrer feststellen, dass seine Krankheit plötzlich schlimmer wird.«
    Claudia war so zornig, dass sie beinahe aufgesprungen wäre, aber eine leichte Berührung von Jared hielt sie auf der Bank. Sie sah Caspar hinterher, wie er über den Hof des Gasthauses davonmarschierte, immer sorgsam darauf bedacht, mit seinen teuren Stiefeln nicht in die Pfützen und Dunghaufen zu treten.
    Schließlich holte Lord Evian seine Schnupftabakdose heraus. »Du meine Güte«, sagte er. »Wenn das keine Drohung war, dann weiß ich aber auch nicht.«
    Claudia sah Jared in die Augen. Sie waren dunkel vor Sorge.
    Â»Fax?«, fragte er.
    Sie zuckte mit den Achseln, wütend auf sich selbst. »Er hat mich gestern aus deinem Zimmer kommen sehen.«
    Seine Bestürzung war offensichtlich. »Claudia …«
    Â»Ich wie, ich weiß. Alles mein Fehler.«
    Evian schnupfte geziert seinen Tabak. »Wenn mir die Bemerkung gestattet ist, dann war das wirklich äußerst ungünstig und ungeschickt.«
    Â»Es ist nicht das, was Ihr denkt.«
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Nein, wirklich! Und Ihr könnt aufhören zu schauspielern. Ich habe Jared von … den Stahlwölfen berichtet.«

    Rasch sah Evian sich um. »Claudia, nicht so laut, bitte.« Seine Stimme klang jetzt unverstellt und ernst. »Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr Eurem Lehrer so vertraut, aber …«
    Â»Es ist völlig richtig, dass sie mir davon erzählt hat.« Jareds lange Finger trommelten auf die Tischplatte. »Denn der ganze Plan ist töricht, vollkommen kriminell, und er wird mit Sicherheit verraten werden. Wie könnt Ihr auch nur daran denken, Claudia da mit hineinzuziehen?«
    Â»Weil er ohne sie nicht gelingen kann.« Der fette Mann war ganz ruhig, aber ein Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. »Ihr, Meister Sapient, wisst doch wohl besser als jeder andere, was die eisernen Dekrete der Havaarna uns angetan haben. Wir sind reich, jedenfalls einige von uns, und wir leben gut, aber wir sind nicht frei. Das Protokoll fesselt uns an Händen und Füßen und hat uns versklavt, sodass wir in einer eingefrorenen, leeren Welt leben, in der Männer und Frauen nicht lesen können, in der die technischen Errungenschaften der letzten

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