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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alles, was man entdeckte, auch der ganzen Welt mitteilen mußte. Wäre es ihm darum gegangen, dann hätte sein Name längst in allen Lehrbüchern noch vor denen eines Cook oder Livingstone gestanden. Aber es war nicht Ruhm, dem die ruhelose Suche galt, die Indiana Jones ganzes Leben beherrschte. Was er wollte, das war die Suche selbst, das prickelnde Gefühl des Entdeckens, das Wissen, etwas in Händen zu halten, was vor ihm noch niemand berührt, ein Stück Boden zu beschreiten, den seit tausend Jahren niemand mehr betreten hatte. Und tief in sich war er überzeugt davon, daß diese Einstellung auch der Grund war, aus dem man ihm all diese Geheimnisse zu entdecken gewährte. Er hatte wohl irgendwann einmal einen Pakt mit dem Schicksal geschlossen, der von seiner Seite Stillschweigen forderte. Die Vergangenheit gab ihre Geheimnisse niemandem preis, der sie herumerzählte.
    Einen Meter aus dem Wasser heraus blieben sie stehen. Im ersten Moment nahm Indiana an, es sei, um kurz zu verschnau-fen. Aber Ganty blieb auch weiter reglos stehen, nachdem mehr als eine Minute verstrichen war.
    »Wie geht es weiter?« fragte Indiana schließlich.
    »Wir warten«, antwortete Ganty. »Es ist besser, wenn wir hier warten. Es wird nicht lange dauern. Sie wissen, daß wir kommen.« Er hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt, daß aber eher ehrfürchtig als ängstlich klang, und auch Indiana sagte nichts mehr. Sie wurden beobachtet, das fühlte er. Der Dschungel schob sich bis auf zwanzig Meter ans Wasser heran, und er war so dicht, daß vermutlich auch am Tage nichts anderes als eine grünschwarze Mauer zu erkennen war. Aber er konnte fühlen , wie unsichtbare Augen sie aus der Dunkelheit heraus anstarrten, wach, vorsichtig und voller Mißtrauen.
    »Sie sind verwirrt, weil ich nicht allein komme«, sagte Ganty leise. »Aber sie vertrauen mir, keine Sorge.«
    Indiana schwieg. Er hoffte inständig, daß Ganty recht hatte.
    Aber ganz sicher war er plötzlich nicht mehr.
    Ein mattes Schimmern dicht am Waldrand erregte Indianas Aufmerksamkeit. Fragend sah er Ganty an, bekam keine Antwort und ging los.
    Ein paar Schritte vor dem Dschungel lag ein Stück Wellblech.
    Ein Eimer Wasser, den man ohne Vorwarnung über ihm ausgoß, hätte Indiana nicht plötzlicher in die Wirklichkeit zurückreißen können. Es war nur ein kleiner Fetzen, kaum größer als eine Kinderhand, aber der war mehr als ein x-beliebiges Stück Metall. Das Stück stammte aus dem Rumpf des Flugzeuges, das vor Pau-Pau ins Meer gestürzt war, und sein Anblick führte ihm fast brutal vor Augen, warum er im Grunde hier war.
    Aber er bedeutete auch noch mehr, und dieses Mehr hatte nichts mit deutschen Geheimwaffen, Agenten und versteckten U-Boot-Häfen zu tun. Er bedeutete das Ende einer Zeit, das Ende einer Epoche und wohl auch das Ende von Gantys Traum.
    Vielleicht würde es noch eine Weile dauern, vielleicht noch Jahre, möglicherweise sogar noch einige Jahrzehnte, aber es würde eine Zeit kommen, in der es Orte wie diesen nicht mehr gab, in der alles entdeckt, jeder Platz erforscht und jeder Quadratmeter dieses Planeten kartografiert oder zumindest gesehen worden war. Die weißen Flecken auf dem Globus nahmen ab, und in nicht allzu ferner Zukunft würden sie verschwunden sein, geschmolzen wie Eis in der Sonne einer Zukunft, von der Indiana nicht sicher war, ob sie wirklich besser sein würde als die Gegenwart, denn mit ihnen würden vielleicht auch die letzten Geheimnisse dieser Welt verschwinden.
    Er spürte erst nach einer Weile, daß er nicht mehr allein war.
    Ganty stand neben ihm, und der Ausdruck auf seinem Gesicht bewies, daß sich seine Gedanken nicht so sehr von Indianas Empfindungen unterschieden. Plötzlich trat er einen Schritt nach vorn und stampfte das Blech zornig mit dem Absatz in den Sand. Es verschwand nicht völlig. Eine kleine, scharfe Kante war noch immer zu sehen, glitzernd wie eine Messer-klinge, die nur hier war, um sie zu verspotten.
    Indiana schwieg, und nach einer weiteren Sekunde wandte auch er sich ab. Er ahnte, was in dem alten Mann vorging, aber es gab nichts, was er hätte sagen können. Keiner von ihnen konnte die Zeit anhalten; oder gar zurückdrehen.
    Aus einem plötzlichen Gefühl von Pietät heraus wandte sich Indiana ganz um und ging wieder ein Stück den Strand hinunter. Er hatte das Gefühl, daß es besser war, Ganty jetzt ein paar Minuten allein zu lassen.
    Es war spürbar kühler geworden, seit sie an Land gegangen waren. Aus dem

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