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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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die Finsternis. Er rappelte sich auf, rannte los, schrie einen Namen – Kendra – , bis er fiel und sich das Knie aufschlug. Er spürte warmes, klebriges Blut sein Bein hinablaufen. Es tat weh, sich zu bewegen, aber er musste weiter.
    Er musste den anderen helfen – den Kindern –, auch wenn er nicht wusste, wie. Er spürte sie. Er fühlte ihre Angst. Ihr Entsetzen verstärkte sein eigenes.
    Wo auch immer er sich hinwendete, umgab ihn eine Armee aus Schatten und versperrte ihm den Weg. Ihre Bösartigkeit verwandelte sich in eine Mauer aus Hass. Männer mit grün leuchtenden Augen und wütenden, Angst einflößenden Stimmen. Die Laserstrahlen stammten aus ihren Waffen, und in den Tunneln sah er es aufblitzen. Seltsame blaue Lichtimpulse flackerten über verängstigte Gesichter, und laute, blendende Explosionen hinterließen Phantombilder auf seinen Augen. Er konnte nichts sehen. Konnte nichts hören.
    Wo bist du? Hilf uns! Die Kinder schrien und weinten. Flehende Stimmen hallten durch seinen Kopf. Er wusste nicht, wem sie gehörten. Es waren zu viele. Als Hände nach ihm griffen, bekämpfte er die Schatten, wehrte sie ab.
    â€žNein! Lasst sie in Ruhe“, brüllte er. „Sie sind doch noch Kinder!“
    Niemand hörte auf ihn. Er musste mitansehen, was sie taten, und konnte sie nicht aufhalten. Er konnte nur unter Qualen zusehen, wie diese Monster die schlafenden Kinder angriffen. Er spürte, dass die Männer die Kinder fürchteten. Deswegen wüteten sie so gnadenlos.
    â€žKendra! Du kannst ihnen nicht helfen. Nicht jetzt“, rief er.
    Hände drückten ihn nach unten, und er spürte ein Gewicht auf seiner Brust. Er bekam keine Luft mehr. Er hörte einen Namen und eine weit entfernte Stimme, die ihm vertraut vorkam.
    â€žLass los“, flehte sie. „Du tust mir weh.“
    Als er die Augen öffnete, sah er in das Gesicht eines verängstigten Mädchens. Das falsche Mädchen . Nicht das, das er erwartet hatte. Dieses hier wirkte entsetzt, kniete auf ihm, hatte seine Arme gepackt. Doch er befreite sich aus dem Griff und hielt das Mädchen am Handgelenk fest. Hitze schoss ihm ins Gesicht und Wut flutete seinen Körper.

    Einen Augenblick lang kannte er nicht einmal mehr seinen eigenen Namen. Er war aus der rettenden Dunkelheit gerissen und ins Licht gestoßen worden. Er hatte keine Ahnung, wo er war.
    â€žGabriel, beruhige dich. Ich bin es, Rayne. Du hattest einen Albtraum.“
    Er hörte auf sich zu wehren. Jetzt erkannte er sie.
    Als sie ihn losließ, zog er sie an seine Brust und hielt sie fest. Ein Teil von ihm verharrte noch immer in jener düsteren Realität. Zum ersten Mal konnte er die Anwesenheit seiner Mutter spüren. Nur eine Sekunde lang, aber sie war bei ihm gewesen. Während er sich umsah und sich erinnerte, wo er war, verlangsamte sich sein Herzschlag. Er musste um jeden Atemzug ringen. Rayne hielt ihn fest, bis er sich beruhigt hatte. Als sie ihn losließ und ihm half, sich aufzusetzen, bemerkte er, dass seine Kleidung feucht und klebrig war, ein Andenken an seinen Traum.
    â€žDu hast ausgesehen, als wärst du verloren. Du hast mit den Händen nach irgendwas getastet. Ich glaube, es war dein Skizzenblock, wie beim letzten Mal. Ich hatte solche Angst um dich.“ Rayne sah elend aus. Ihre Lippen zitterten. „Ich dachte, dass du vielleicht zeichnen musst, damit dich der Albtraum loslässt. Ich habe so ein schlechtes Gewissen.“
    â€žNicht du hast meinen Rucksack verloren, sondern ich“, sagte er. „Nichts von alledem ist deine Schuld. Ich bin einfach nur froh, dass du bei mir warst.“
    â€žWenn du sie schon nicht zeichnen konntest, dann erzähl mir doch von deiner Vision. Lass nichts aus.“
    Einem normalen Menschen wie Rayne zu erklären, was er in seinen Visionen sah, die er bis vor Kurzem nur für Träume gehalten hatte, fiel ihm schwer. Es waren nur kurze Eindrücke, aufblitzende Bilder, die er interpretieren musste. Er hatte die Dunkelheit gesehen und die Gefühle verschiedener Seelen miterlebt. Er hatte sich in das Bewusstsein anderer Menschen eingeklinkt und alles empfunden, was sie spürten und sahen. Gabe wusste nicht, wie er Rayne all das erklären sollte, aber er gab sein Bestes.
    â€žDu hast einen Namen gerufen. Kendra. Kennst du jemanden, er so heißt?“, fragte sie.
    â€žNein.“ Er schüttelte den Kopf.

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