Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
Vom Netzwerk:
riskieren durfte, und wahrscheinlich gab es sowieso keine gute Entschuldigung für sein Verhalten. Wenn das Leben ihres Bruders auf dem Spiel stand, wollte Gabe nicht der Typ sein, der sich zurücklehnte und nichts tat.
    â€žWas ist los, mein Junge?“
    Er spürte Hellboys Anwesenheit, ehe sich der Geisterhund zeigte. Als er es tat, wäre Gabe fast durch die Decke gegangen. Da saß Hellboy, ganz klar und deutlich, und erledigte direkt neben seinem Herrchen seine Intimpflege.
    â€žHunde lecken ihre Weichteile also auch nach dem Tod? Gut zu wissen.“ Gabe schüttelte den Kopf. „Ich kenne Typen, die nie mehr ihr Zimmer verlassen würden, wenn sie dasselbe könnten wie du.“
    Trotz Hellboys eifriger und tatkräftiger Bemühungen um seine Körperpflege hatte sich Gabe an die Anwesenheit seines Spukhundes gewöhnt und mochte es, ihn bei sich zu haben – besonders, nachdem er durch Zufall entdeckt hatte, was sie zusammen bewirken konnten.
    Nachdem er Rayne über den Weg gelaufen war und von ihrem Bruder geträumt hatte, hatte seine Verbindung mit den Toten und zu Hellboy eine bisher ungekannte Intensität gewonnen. Deswegen war er hier. Rayne hatte das Bedürfnis in ihm ausgelöst, ihr zu helfen. Noch nie hatte er sich so sehr von diesem Ort angezogen gefühlt wie heute Nacht. Er musste einfach herkommen. Er war ruhelos, und eine seltsame Energie schien durch seine Haut zu zucken. Selbst Hellboy wirkte wachsamer als sonst. Er spitzte die Ohren, hielt schnuppernd die Schnauze in die Höhe, lief unruhig auf und ab und lauschte Geräuschen, die der Wind herantrug, der durch den Griffith Park wehte.
    â€žDu fühlst es auch, Großer, hm?“
    Der Hund starrte in die schwarze Nacht und kroch näher zu Gabe. Hellboy war im Beschützermodus und knurrte, als würde er etwas sehen, das seinem Herrchen entging. Er war ein Wolfsmischling und ein Vollblut-Einzelgänger, und er strahlte eine unfassbar starke kinetische Energie ab. Gabe spürte, wie sie einem Stromschlag gleich durch sein Rückgrat zuckte. Irgendetwas war heute Nacht ganz anders als sonst, aber davon würde er sich nicht aufhalten lassen.
    â€žLass uns anfangen.“

    Den Hund dicht neben sich, stellte Gabe den Rucksack auf dem Boden ab und blickte in den Sternenhimmel hinauf. Er verlangsamte seine Atmung, bis sein Herzschlag sanft und regelmäßig in seinen Ohren pochte. Unter dem gewaltigen, tintenschwarzen Baldachin der Nacht spürte er die erste Angriffswelle in seinen Schultern und seinem Bauch. Vor Schmerzen wäre er fast in die Knie gegangen. Als ihn die langsam hochkochende Wut verschlang, spannten sich seine Muskeln an. Momentaufnahmen aus seiner Vergangenheit blitzten vor seinem inneren Auge auf und schürten das Feuer seines Zorns. Die grausame Stimme seines Vaters wurde zur Hintergrundmelodie seiner finstersten Erinnerungen daran, wie er sich als kleiner Junge unter der Bettdecke versteckt hatte, wenn er seine Eltern spät in der Nacht hatte streiten hören. Sie hatten gedacht, dass er es nicht mitbekam.
    Und sie hatten nur über ein einziges Thema gestritten: ihn .
    Er hasste seinen Vater für das, was geschehen war. Der Hass entzündete ein Feuer in ihm, doch sobald die Wut ihr volles Ausmaß erreicht hatte, richtete sie sich jedes Mal wieder gegen ihn selbst. Und das war der Moment, in dem sein Zorn seinen Höhepunkt erreichte. Wenn sich die Schuldfrage im Kreis zu drehen begann, konnte er jeden Muskel in seinem Körper spüren. Er war hochgeputscht und bereit für das, was als Nächstes kommen würde.
    Hellboy japste und drehte sich aufgeregt vor Gabes Füßen um sich selbst. Gabe musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass der Hund spürte, was in seiner Seele vor sich ging. Das erste Mal war reiner Zufall gewesen, aber seitdem hatte er es jedes Mal geschafft, seine neu entdeckte Fähigkeit ein Stückchen weiter an ihre Grenzen zu bringen.
    Als Gabe spürte, wie jedes Molekül in seinem Körper zerbarst und er schwerelos wurde – so gewichtslos wie die graue, samtige Asche, die der Wind über einer erkalteten Feuerstelle aufwirbelte –, hieß er das verwirrende Gefühl willkommen und ließ es einfach geschehen. Als er seine Wut nicht länger im Zaum halten konnte, ließ er sie in Millionen kleiner Teilchen zerspringen und frei aus sich herausströmen. Innerhalb von Sekunden glitt sein

Weitere Kostenlose Bücher