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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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er sich, und bald hatte er sich daran gewöhnt. Er blickte nach unten und entdeckte, dass sein Arm locker mit Mull verbunden war. Darunter lugte der Rand einer feuchten Breipackung heraus. Grünes Zeug, das aussah wie Pflanzenmatsch.
    Er spürte die starke Anwesenheit eines Heilers, auch wenn er noch nie einem begegnet war.
    Sobald sein Blick etwas klarer wurde, schaute er auf und verlor sich in dem Bild, das er über sich entdeckte: Ein verblasstes Gemälde, das eine alte Bahnstation zeigte, erstreckte sich über eine hohe Wand. Die Fahrgäste trugen Kleidung aus der Zeit der Jahrhundertwende, und das Bild war auf roten Ziegelsteinen aufgetragen worden, an denen der Zahn der Zeit genagt hatte. Die abgesprungenen Stellen ergaben ein seltsames Muster. Lucas suchte in den fehlenden Stückchen nach Tierformen, wie er es tat, wenn er an einem Sommertag in die Wolken blickte, die über den Himmel zogen.
    Das Wandgemälde erinnerte ihn an die fein gearbeiteten Graffiti an den Tunnelwänden im alten Griffith Park Zoo, nur dass dieses große Bild eher so aussah, als würde es in ein Museum gehören.
    Schön, nicht wahr? So wie du .
    Die Stimme des Mädchens flüsterte in der Dunkelheit in sein Ohr.
    Ich dachte, dass du es nicht … schaffen würdest .
    Vorsichtig drehte Lucas sich um, damit er nach dem Mädchen suchen konnte. Er blinzelte ins Kerzenlicht und entdeckte das Mädchen in den Schatten. Sie saß auf einer Holzkiste und strahlte eine kobaltblaue Aura aus, die so ruhig wirkte wie das Tiefblau des Ozeans. Er erkannte die Kurve ihrer Lippen wieder, das helle Rosa ihrer Haut, die merkwürdige Mischung aus Trotz und Verletzlichkeit in ihren dunklen Augen. Alles war so, wie er es in den Kristallbruchstücken in seinem Kopf gesehen hatte. Zwischen ihren Seelen war eine Nähe entstanden, die tiefer ging als alles, was Lucas jemals zuvor empfunden hatte. Es kam ihm so vor, als hätte er sie immer schon gekannt.
    Er räusperte sich. Seine Kehle war ausgedörrt und schmerzte. Er hätte dem Mädchen eine Botschaft schicken können, ohne seine Stimme zu nutzen, doch laut zu sprechen machte sie zu etwas Realem, zu mehr als nur einer entfernten Stimme in seinem Kopf.
    â€žDu bist … die Eine“, sagte er. „Das Mädchen … in m-meinem Kopf, das bist du, oder?“
    Sie brachte ihm Wasser und kniete sich mit einem zerbrechlichen Lächeln neben ihn, um ihm beim Trinken zu helfen. Als er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, hatte er seine Antwort. Obwohl jede Bewegung wehtat, nahm er ihre Hand.
    Nicht weinen , sagte er. Ich bin doch da .
    Lucas Darby. Er hatte ihr seinen Namen gesagt, und sie hatte ihren genannt. In diesem Augenblick hatte eine leise Melodie in Kendras Kopf gespielt, ein angenehmes Hintergrundrauschen, das sie beruhigte. Sie fragte sich, ob er die Musik ebenfalls hören konnte. Sie sah in seinem Blick, dass er Schmerzen hatte, auch wenn er sie mit einem Lächeln zu überdecken versuchte. Ihn zu berühren, mit ihm zu sprechen und seine echte Stimme zu hören, in seine hellgrauen Augen zu sehen verstärkte das Band zwischen ihnen noch, obwohl sie niemals gedacht hätte, dass sie ihm noch näher sein könnte.
    â€žNatürlich kann ich mir nicht ganz sicher sein“, erklärte sie, „aber ich glaube, dass du eine Gehirnerschütterung hast. Doch ich werde mich um dich kümmern.“
    Es tut mir leid, dass du verletzt wurdest .
    Jetzt, wo er bei ihr war, nutzte Kendra vor allem ihre echte Stimme, um mit ihm zu sprechen. Manchmal schwappten Gedanken zu ihm hinüber, die sie wirklich besser hätte kontrollieren sollen, aber sie kam nicht dagegen an. Es war aufregend für sie, mit jemandem wie ihm zusammen zu sein. Jemandem, der stärker war als sie.
    â€žDu bist die Heilerin.“ Er fragte nicht. Er wusste es.
    â€žJa.“ Sie lächelte. „Aber ich lerne noch.“
    â€žGut. Hier bei dir zu sein ist eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Wir werden üben müssen. Beide …“ Lucas lächelte. „Die Medikamente, die sie mir im Krankenhausverabreicht haben, haben mich ziemlich fertiggemacht. Ich hab mich verirrt. Es war, als würde ich ertrinken. Ich fühle mich nicht so stark wie du.“
    â€žOh, aber das bist du“, antwortete sie hastig. Sie legte eine Hand auf seine bloße Brust, zog sie aber so ruckartig wieder zurück, als

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