Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
Vom Netzwerk:
Bewusstsein hinüber an einen vertrauten, sicheren Ort, an dem er sich wieder vollständig und ruhig fühlte.
    Sein Geist betrat das innerste Wesen von Hellboys Tierseele, und nun konnte er durch die Augen des Hundes sehen.
    Als er das Gefühl hatte, aus seinen zwei Beinen wären vier geworden, und ihm die Erde entgegenkam, ließ Gabe sein Menschsein los und stellte sich vor, Hellboys animalische Instinkte wären seine eigenen. Ein süchtig machender Adrenalinschub fegte durch seinen Körper, verstärkte seinen Gehör- und Geruchssinn auf ein Niveau vollkommener Aufmerksamkeit. Doch heute brachte das Gefühl eine Gefahrenmeldung mit sich, die ihn traf wie ein Faustschlag.
    Hellboy hatte es bereits bemerkt, und nun sah auch Gabe es. Etwas fühlte sich anders an als sonst.
    Sobald Gabe sein Bewusstsein in Hellboy verlagert hatte, konnte er es noch weiter schweifen lassen, an entfernte Orte und in andere Geschöpfe. Es war, als diente der Hund als eine Art Katalysator. Gabe erweiterte seine Grenzen, lotete seine Fähigkeiten aus, fühlte sich bei jedem Mal, das er sie benutzte, stärker und vollständiger. Hellboy verband sich mit anderen Kreaturen der Nacht, und Gabe wurde flau im Magen, als würde er in einer Achterbahn sitzen, die rasend schnell in die Dunkelheit hinabdonnerte. Seine Arme verwandelten sich in Flügel, und er spürte, wie sein Körper durch den Nachthimmel segelte. Dann entdeckte er durch die scharfen Augen eines nachtaktiven Raubvogels eine Bewegung unter sich.
    Es war der Körper eines Virginia-Uhus, der gerade ein kleines Tier belauerte, das sich im Unterholz versteckte. Gabe spürte das innerste Wesen des Vogels, seine Kraft und den schnellen, lautlosen Tod, den er anderen Geschöpfen bringen konnte. Als der graue Uhu im Dunkeln seine Schwingen ausbreitete und nach unten schoss, um seine Beute vomBoden zu reißen, spürte Gabe den Rausch der Jagd, spürte das Zappeln und das Gewicht des Wiesels, das versuchte, sich aus den Vogelklauen freizukämpfen, die seinen Rücken aufrissen.
    â€žGott, ist das krass.“
    Sein Körper kribbelte, und er spürte Hellboys kühles blaues Feuer. Es peitschte durch seine Haare wie übernatürliche Windstöße, und sein Atem kondensierte in der Kälte. Durch die Seele seines Hundes war er mit allem gleichzeitig verbunden. Gierig folgte er dem Drängen seines Bewusstseins von einer Kreatur zur nächsten. Er fühlte sich nicht mehr wie ein abgefuckter Verlierer auf der Flucht. Was er durch Hellboy erlebte, machte ihn zu etwas Besonderem.
    Aber als er sich mithilfe des Uhus und anderer Tiere auf die Suche nach Lucas konzentrierte, überlagerten seltsame Momentaufnahmen die Jagdszene in seinem Kopf – beunruhigende Bilder, die alles durcheinanderbrachten. Die ganze Sache fühlte sich falsch an. Heute Nacht lauerte etwas Bösartiges in der Dunkelheit seiner übersinnlichen Welt, das es auf ihn abgesehen hatte. Ein stechender Schmerz hinter seinen Augen erschütterte ihn bis ins Mark.
    â€žAh“, keuchte er.
    Als Gabe in die Knie ging, japste Hellboy und leckte seine Hände, ohne von seiner Seite zu weichen. Grelle Lichtblitze blendeten ihn. Er wimmerte und umklammerte seinen Kopf. Selbst der Wind schien eine Strafe zu sein, jede Bö fühlte sich an wie Nadelstiche auf seiner Haut, selbst auf seinem Rücken, der durch das Sweatshirt geschützt war.
    Er hatte keine Ahnung, wohin ihn sein Verstand getragen hatte, und er hatte das Gefühl, keinerlei Einfluss auf das zu haben, was er sah. Er wusste nur, dass es wichtig war – etwas, das er miterleben und spüren musste. Diesmal war es kein Traum. Er schlief nicht. Er stand mit einem Fuß im Reich der Lebenden, mit einem im Reich der Toten. Die Eule und ihre Beute waren fort, ersetzt durch ein neues Gesicht, das sich kristallklar aus dem Dunkel schälte. Ein Mädchen, das er noch nie gesehen hatte. Seltsame Störvisionen hatte er auch vorher schon erlebt, aber nie so wie jetzt. Gabe musste etwas tun. Sofort!
    Er zwang seine Beine, sich zu bewegen, und stolperte wie ein Betrunkener durch die Dunkelheit. Er konnte kaum etwas sehen, unaufhörlich stürmten die Bilder auf ihn ein. Benommen tastete er nach seinem Rucksack und durchwühlte ihn blind. Er griff nach seinem Skizzenblock und dem Kohlestift, dann ließ er sich auf den Boden sinken. Er ließ sich ganz in seine Vision fallen und

Weitere Kostenlose Bücher