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Indigo (German Edition)

Indigo (German Edition)

Titel: Indigo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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und wich ein wenig zurück.
    In seinem Zimmer suchte er sich den Matrix-mäßigsten Mantel aus dem Schrank, den er finden konnte. Dazu eine Sonnenbrille. Es war ein wolkenverhangener Tag, aber egal. It’s 106 miles to Chicago, Robin, we got a full tank of gas, half a pack of cigarettes, it’s d ark, and we’re wearing sunglasses. Kurz dachte er daran, seinen Darth-Vader-Helm mitzunehmen, aber er ließ ihn im Schrank liegen.
    Als er auf die Straße ging, fing es gerade zu regnen an.
    Auf seinem Weg begegnete er einem fröhlichen Festumzug aus zwanzig bis dreißig Leuten, der sich durch eine schmale Seitengasse schob. Er sah die mit Tröten und bunten Fahnen ausgerüsteten Menschen aus einiger Entfernung. Sie kamen auf ihn zu. Sofort machte er kehrt, lief aus der Seitenstraße und hielt sich für den Rest des Weges an die Hauptverkehrswege.
    Der Portier schrieb sich Roberts Namen ganz genau auf, und der iBall über ihm in der kleinen Kabine sah verschreckt und paranoid aus, wie ein zu lange in einem Käfig gehaltenes Tier. Robert winkte ihm zu. Keine Reaktion.
    Es wurde telefoniert, in Gegensprechanlagen gesprochen. Sogar ein kleiner Schlüssel wurde in guter James-Bond-Endboss-Manier in ein Schloss mitten auf dem Schreibtisch gesteckt und umgedreht. Dann wurde er durchgelassen.
    Dr. Rudolph war sehr alt geworden. Aber er begrüßte Robert herzlich und mit echter Überraschung. Er fragte ihn sofort, was er jetzt mache, korrigierte sich allerdings gleich wieder, er habe natürlich, selbstverständlich, die Ehrung mitbekommen, den Preis für das Gemälde, ach, ganz wunderbar sei das, der späten Früchte seiner Bemühungen immer wieder gewärtig werden zu dürfen. Das Institut gehöre zwar, seit Riegersdorf voll eingeschlagen habe, leider endgültig der Vergangenheit an, aber dennoch, es freue ihn immer wieder, von seinen früheren Schützlingen zu hören.
    – Aber bitte, kommen Sie rein, ich bitte Sie.
    Robert trat ins Innere des Hauses und schaute sich um. Hätte er AugMentors getragen, wäre der Raum bestimmt explodiert in ein Blütenmeer aus Preisschildern. Wie im Schmetterlingshaus zur Paarungszeit müsste das aussehen.
    – Ich hab mir gedacht, ich schaue mal bei Ihnen vorbei.
    – Ja, oh, das ist wirklich sehr nett von dir … Ihnen, Entschuldigung, ich bringe die Zeitebenen durcheinander.
    Der alte Direktor lachte. Er schien ehrlich bewegt.
    – Haben Sie gehört, fragte Robert, ebenfalls lächelnd. Von dem Setz?
    Die Freude blieb in Dr. Rudolphs Gesicht stehen, aber sie benötigte einige Stützfalten.
    – Ah, sagte er. Ja, ein tragischer Fall. Ich bin froh, dass er nicht bei uns geblieben ist. Aber gut, jetzt ist er frei. Man hat ihm nichts nachweisen können. Aber die Anzeichen waren da. Die Umstände. Die Indizien.
    – Er behauptet, dass er in Brüssel jemandem begegnet ist. Einem Mann namens Ferenc. Und ich kann mich erinnern, dass im Institut – 
    – Möchten Sie einen Kaffee, junger Mann?
    – Nein danke. Ich – 
    – Sicher nicht? Ich kann Adelir bitten, Ihnen einen zu machen.
    Der Direktor griff sich an den Hals und drückte zu. Sofort erschien ein kuhäugiger Mann mit dunklem Bart.
    – Wir hätten gern einen Kaffee.
    Der kuhäugige Mann nickte und verschwand wieder.
    – Ich weiß die Details nicht mehr, wie das war, damals, sagte Robert. Deswegen komme ich zu Ihnen.
    – Deswegen, aha, wiederholte der Direktor zerstreut.
    – Meine Erinnerung ist ein wenig verwischt. Ich habe nie verstanden, warum ich dieses eine Semester zu Hause verbracht habe. Alle waren in einer Art Wartehaltung und … Und plötzlich war wieder alles ganz normal. Zurück in die Schule, Matura …
    Robert schüttelte den Kopf und versuchte, verwirrt dreinzublicken.
    – Na ja, das … (Dr. Rudolph griff sich wieder an den Hals.) Das weiß ich auch nicht. Es ist schon lang her.
    – Und jetzt hab ich diesen Bericht von Setz über seinen Besuchin Brüssel gelesen, und es ist … es erinnert mich an einige Dinge, auch diese Sache mit Magda T., ich weiß nicht, was es ist. Aber Sie können mir bestimmt helfen.
    Alle Titel waren vom Direktor abgefallen. Sein Gesicht war käsig. Er sah aus, als wollte er am liebsten mit dem Teppich verschmelzen.
    – Der Setz? Der war doch nie in Brüssel. Nicht, dass ich wüsste. Er hatte genug zu tun in Entzugskliniken und so weiter. Sie verstehen.
    Robert ertappte sich dabei, dass er nickte. Er wandte sich ab und bohrte einen Finger in den körnigen Verputz der

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