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Indigo (German Edition)

Indigo (German Edition)

Titel: Indigo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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Geschenk übergeben. Obwohl die CIA dem Präsidenten nachdrücklich auseinandersetzte, dass dieser Hund möglicherweise von den Sowjets versteckte Mini-Mikrophone enthalten könnte und daher unverzüglich getötet werden müsse, ließ Kennedy das Tier am Leben.
    Robert war sehr aufgeregt, als er Willi das Bild zeigte. Er hatte es seit Jahren nicht mehr angesehen, und es hatte gedauert, bis er es in einer Schublade, zusammengerollt, gefunden hatte.
    – Und die haben den Köter sozusagen neutralisiert?, fragte Willi.
    Er war erleichtert, dass sein Freund Robert doch wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen war. Es war schon öfter vorgekommen, dass er einfach weggeblieben war, vergraben in der schwarzgestrichenen Ecke seines Zimmers, bis die Gäste nach Hause gegangen waren.
    – Nein, eben nicht, Kennedy hat ihn seiner Tochter gelassen.
    – Memme. Aber die Geschichte ist schon … Mein Gott, das Gesicht von dem Hund! Da!
    Er hielt das Bild den Frauen hin. Cordula blickte schnell weg.
    – Und da ist dieser Setz schon damals durchgedreht?
    – Ja. Daran musste ich sofort denken, als ich den Artikel gesehen habe.
    – Na ja, kein Wunder, sagte Willi. Das heißt, diese ganze Sache hat sich schon damals angekündigt, ja?
    Robert lachte:
    – Dass er fünfzehn Jahre später einem Tierquäler die Haut abziehen wird?
    – Nein, nicht direkt. Aber du musst zugeben – 
    – Er ist doch freigesprochen worden!, sagte Cordula. Habt ihr den Artikel nicht zu Ende gelesen?
    – Jaaa, sagte Willi. Freigesprochen. Aber nicht unschuldig.
    – Das ist unfair, sagte Cordula.
    – Ich find’s eher gruselig, sagte Elke und zog die Schultern hoch.
    – Also das Gesicht von diesem Hund hier ist nicht gruselig, oder?, fragte Willi.
    Er zeigte es noch einmal den Frauen. Cordula blickte wieder weg.
    – Ist doch zum Knuddeln, dieser Blick. Richtig gruselig wird’s erst, wenn das Gesicht fast so aussieht wie ein menschliches. Das ist dann dieses Tal, ein Phänomen aus der Wissenschaftsgeschichte … dieses … äh …
    Willi suchte nach dem Wort. Er machte mit seinen Händen Fangbewegungen in der Luft vor seinem Gesicht.
    – Äh, sagte er. De… du… uncanny! Uncanny valley!
    – Was soll das sein?
    – Schau, hier, nimm mal diese Serviette. Und zeichne Babygesichter drauf.
    Robert tat es.
    – Okay, sagte Willi. Und jetzt denk mal an Data, ja?
    – An Data?
    – Ja. Star Trek.
    – Okay.
    – Der wurde von einem Menschen gespielt, der nur wie ein Roboter geschminkt ist. Brent Spiner. Der ist heute fett und kahl, engagiert sich für wilde Bären. Aber damals war er noch ein gutaussehender Mann. Und man hat ihn silbern geschminkt und irgendwas mit seinen Augen gemacht – und fertig war der Roboter.
    – Okay, sagte Robert.
    Er zerknüllte gerade die Papierserviette, auf die er zuvor die Babygesichter gekritzelt hatte. Es hatte nichts zu bedeuten.
    – Das ist der eine Weg, den du gehen kannst, okay?, sagte Willi. Du gehst von einem Menschen aus, in dem Fall von diesem Schauspieler, und veränderst ihn, bis er aussieht wie etwas, das noch in der Nähe von einem Menschen ist, aber eben schon keiner mehr ist – ein Roboter. Das ist der unproblematische, der einfache Weg. Aber man kann ihn auch von der anderen Seite gehen, und da wird’s dann eben problematisch. Für unsere Psyche.
    – Inwiefern?
    – Was hat denn das mit dem irren Lehrer zu tun?, fragte Elke.
    – Du beginnst mit irgendwas Pixeligem, sagte Willi zu Robert, was weiß ich, irgendeine schlechte Animation in einem Computer oder in der Wirklichkeit, eine grobe Simulation eines menschlichen Gesichts. Und du schaust dir das an und sagst dir, okay, das soll einen Menschen darstellen, irgendwie. Okay, verstehe ich. Aber dann – (Willi deutete mit seinem Zeigefinger direkt auf Elkes Brüste) –, dann kommt jemand, der hat einen richtig guten Computer zur Verfügung. Einen mit sozialer Kompetenz, so wieein iSocket. Und der bastelt dir eine wirklich gute Animation von einem menschlichen Gesicht, mit Mimik und allem. Und dann kommt noch einer, der das sogar noch besser hinkriegt. Und dann zeigt man das Ergebnis einer Reihe von Leuten. Und was glaubst du, war die Reaktion beim Großteil der Fälle?
    Robert schubste die Papierkugel, die früher eine Serviette gewesen war, auf dem Tisch herum.
    – Keine Ahnung, sagte er. Vielleicht waren sie beeindruckt, was weiß ich.
    – Sie waren entsetzt. Sie bekamen Panikattacken. So wie die Leute im

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