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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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funktionieren wollte, so sehr ich mich auch abmühte. Vielleicht hatte Alec recht und es lag an meinem kurzen Boogie. Auf den größeren Brettern sah alles ganz leicht aus.
    Doch das deprimierte mich nicht, im Gegenteil, es stachelte meinen Ehrgeiz an. Denn auch Robbie, wie ich die furchtlose Robbe getauft hatte, war wieder da und zeigte mir, wie man ohne Hilfe eines Surfbrettes auf den Wellen reiten konnte.
    Conrad sitzt im Motorboot seines Vaters und nimmt die Lachse aus, die sie gefangen haben. Sechs prächtige Burschen. Sie werden sich einen zum Abendessen braten und sein Vater wird die anderen räuchern.
    Sie sind zusammen mit dem Boot rausgefahren, nachdem Chief Howe am späten Nachmittag vom Dienst nach Hause gekommen war. Conrad liebt das Fischen und er ist gern mit seinem Vater draußen auf dem Meer. Sie reden nicht viel, wenn sie die Köder auswerfen und warten. Aber hier draußen spüren sie beide, dass sie zusammengehören, dass sie trotz allem immer noch so etwas wie eine Familie sind.
    Conrad weiß schon lange, dass sein Vater eine neue Frau gefunden hat. Sie heißt Kate und ist eine Makah aus Neah Bay. Und sie hat einen Sohn, Leon. Leon ist zwölf und er liebt Paul wie einen Vater. Paul würde Kate und Leon gerne zu sich holen in sein blaues Haus, damit sie eine richtige Familie sein können. Aber er hat Conrad nie gefragt. Ein einziges Mal hat er Kate und Leon mit nach La Push gebracht, das ist vor einem halben Jahr gewesen.
    »Wie kannst du es wagen, glücklich zu sein?«, hat Conrad seinem Vater zitternd vor Wut an den Kopf geworfen, als sie wieder allein gewesen sind. »Wie kannst du es wagen, deine Frau und deinen Sohn zu vergessen?«
    Seitdem hat Paul Kate und Leon nicht mehr erwähnt. Aber er ist oft bei ihnen in Neah Bay. Conrad weiß, dass sein Vater dieses Glück verdient hat, aber er bringt es nicht fertig zu sagen: »Lass sie bei uns einziehen, Dad, ich werde schon damit klarkommen.«
    Conrad ahnt, dass sein Vater ihn etwas fragen will. Das will er schon, seit sie auf dem Boot sind. Aber Paul hat damit gewartet, um ihnen die Freude am Fischen nicht zu verderben. Conrad säubert das Messer und wirft die Innereien der Lachse ins Meer. Ein paar Möwen kommen in schwungvollen Kreisen geflogen und schnappen sich die Leckerbissen. Dann verschwinden sie mit wütendem Kreischen. Ein Weißkopfseeadlerpärchen hat es ebenfalls auf die Fischreste abgesehen.
    Paul Howe, der hinten am Außenbordmotor sitzt und das Boot steuert, stellt den Motor ab und greift nach dem Fernglas. Er sieht eine Weile hindurch und reicht es Conrad. Der wischt sich die blutigen Finger am Hosenbein ab und blickt durch das Glas.
    Sie sind prächtig. Stolze Vögel. Er weiß, dass sie auf James Island nisten und dass sie drei Junge haben.
    Einer der Adler, der Größe nach das Männchen, stürzt mit Schwung hinab zur Wasseroberfläche und holt sich die Innereien. Paul Howe lächelt seinem Sohn zu. Conrad versucht zurückzulächeln, aber es fällt ihm schwer.
    Conrad wartet darauf, dass sein Vater den Motor wieder anwirft, doch es bleibt still. Sanft schaukelt das Boot auf den Wellen.
    Auf einmal beginnt der Vater zu reden. »Ich weiß, dass du das Thema nicht magst, Con. Aber ich würde gerne wissen, wie deine Pläne für die Zukunft aussehen.«
    Mist. Jetzt sitzt er in der Falle. Conrad hockt mit seinem Vater in diesem kleinen Boot und kann ihm und seiner Frage nicht entkommen. Er windet sich. Er hat keine Pläne, nur mit Mühe bewältigt er das Hier und Jetzt. Die Zukunft kommt ihm vor wie eine große dunkle Welle, die ihn verschlingen und auf den Meeresboden ziehen wird.
    »Es ist schon Mitte Juli«, sagt sein Vater. »Hast du dich entschieden, was du tun wirst im Herbst?«
    Conrad schluckt überrascht. Das ist nicht die Frage, die er erwartet hat. »Noch nicht«, sagt er wahrheitsgemäß.
    »Conrad? Sieh mich an, okay?«
    Er lässt die Hände zwischen den Knien baumeln. Nur langsam hebt er den Kopf, um seinen Vater anzusehen.
    »Du hast jetzt ein Jahr deines Lebens mit Nichtstun verbracht. Ich habe versucht, es dir nicht täglich vorzuwerfen. Ich weiß, wie schwer das alles für dich war und dass du Zeit brauchtest, um wieder klarzukommen.«
    Conrad lässt den Kopf wieder sinken. Er kann seinem Vater nicht in die Augen sehen. Er hat das Jahr nicht mit Nichtstun verbracht, sein Dad weiß nur nicht viel von ihm.
    Paul seufzt. »Aber wie es aussieht, kommst du nicht klar. Ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll. Zu dieser

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