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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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komische Nummer?«, fragte ich, als
    wir ein Stück vom Camp entfernt waren.
    »Ich habe meine Freundin abgeholt.«
    »Nicht gerade diplomatisch.«
    »Was erwartest du? Hätte ich vorher anrufen sollen?«
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Hey, sie sind deine Freunde und nicht deine Eltern. Ich habe nur versucht, mich normal zu verhalten und mit der Heimlichtuerei aufzuhören.«
    »Okay«, sagte ich. »Und wann wirst du mich deinen Freunden vorstellen?«
    »Jetzt gleich, wenn du das willst.«
    Himmel, er meinte es ernst. »Nein. Das will ich nicht.« Das wäre zu viel gewesen für einen Tag. Ich brauchte eine Pause von bösen Blicken. Ich blieb stehen. »Weißt du, was ich jetzt will? Ich wäre jetzt gerne auf einer Insel mit dir, nur du und ich, eingeschlossen von der Flut. Am besten für den Rest meines Lebens.« Ich seufzte.
    Wir küssten uns, als auf einmal vom Feuer her ein lang gezogenes Heulen ertönte. Die dilettantische Imitation eines Wolfes. Josh, vermutlich. Ich musste lachen, Conrad fand das nicht lustig.
    »Was wolltest du eigentlich von mir«, fragte ich ihn.
    Conrad sagte nichts. Er küsste mich wieder, fordernder diesmal.
    »Das ist alles?«, fragte ich, nachdem ich Luft geholt hatte.
    »Nicht ganz.« Seine Hände lagen inzwischen auf meinem Hintern.
    Ich bekam weiche Knie und die üblichen Schwierigkeiten beim Atmen. Jetzt musst du Farbe bekennen, Smilla, dachte ich. Bist du auch bereit dazu? In meinem Inneren begann es zu summen.
    »Ich wollte dich fragen, ob du Lust auf einen Ausflug hast?«
    »Ausflug? Jetzt?«
    »Nicht jetzt. Morgen.«
    »Ja, klar«, sagte ich, sofort von kindlicher Vorfreude erfüllt.
    »Morgen früh um acht auf dem Parkplatz. Nimm etwas zu trinken mit, eine Regenjacke und zieh feste Schuhe an.«
    Regenjacke, feste Schuhe? »Was hast du denn vor?«
    »Wandern«, sagte Conrad und lächelte.
    »Wandern?«
    »Ja.« Sein Lächeln wurde breiter. »Keine Angst, ist ganz leicht. Jedenfalls einfacher zu lernen als surfen.«
    »Und wo soll es hingehen?«
    »Lass dich überraschen.«
    Ich warf einen Blick hinüber zum Camp, wo das Feuer hoch aufloderte. »Ich hoffe, Alec flippt nicht aus, wenn ich es ihm beibringe.«
    »Du schaffst das«, sagte Conrad. »Du bist ein Rabe. In unseren alten Geschichten hat der Rabe Sonne, Mond und Sterne geschaffen. Da wird er ja wohl mit einem Hobby-Wikinger fertig werden.«
    Ich lachte prustend los.
    Als Conrad sich in sicherer Entfernung vom Camp mit einem Kuss von mir verabschiedete, hielt ich ihn fest und sagte: »Ich will da nicht wieder hin. Seit sie uns zusammen gesehen haben, meiden sie mich, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.«
    »Dann geh nicht hin.«
    »Was?«
    »Du kannst bei mir wohnen.«
    Ich musste ihn ziemlich entgeistert angesehen haben, denn er beeilte sich zu sagen: »Keine Angst, ich habe aufgeräumt.«
    Ich umarmte ihn. »Das geht nicht, Conrad. Alec hat meinen und seinen Eltern versprochen, auf mich aufzupassen. Er würde das niemals zulassen.«
    »Okay«, sagte er, ohne weiter in mich zu dringen. »Dann sehen wir uns morgen.«
    Das Feuer brannte noch hell, aber Bob, Terry und Cliff aus Spokane waren inzwischen gegangen. Mark und Janice saßen etwas abseits und waren ganz mit sich beschäftigt. Ich sah die verschlossenen Gesichter von Alec, Josh, Brandee und Laura im Widerschein der Flammen und verspürte wenig Lust, mich zu ihnen zu setzen. Es würde ohnehin nichts bringen. Sie würden niemals akzeptieren, dass ich mit Conrad zusammen war und Zeit mit ihm verbringen wollte.
    »Ich gehe schlafen«, sagte ich. »Wir wollen morgen früh wandern gehen.«
    »Wandern?«, fragte Alec frostig.
    »Ihr Indian Lover hat sie zum Wandern eingeladen«, spottete Brandee mit einem boshaften Lächeln. »Wie romantisch.«
    »So nennt man das also auf Quileute«, meinte Josh voller Sarkasmus in der Stimme. »Wandern.«
    »Allein? Mit diesem Typen?«, fragte Alec und ich hörte eine ungewohnte Schärfe hinter seiner Stimme.
    »Sein Name ist Conrad«, sagte ich. »Und ja, wir wollen wandern gehen. Ihr bringt das ja anscheinend nicht fertig und ich habe große Lust, auch mal was anderes zu sehen als den First Beach.«
    »Das kannst du nicht machen, Smilla«, sagte Alec.
    Smilla? Nicht Midget? »Wieso nicht?«
    »Weil...« Alec sah Josh Hilfe suchend an.
    »Weil er ein Werwolf ist?«, fragte ich amüsiert.
    Laura prustete los, presste sich aber sofort die Hand auf den Mund, als sie merkte, dass niemand außer ihr das komisch fand. Janice und

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