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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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fertig, als die Männer ihre Aufgaben erledigt hatten. Nach der Mahlzeit überredete Laura das Mädchen, ihnen von ihrer Herkunft zu erzählen und wie sie es geschafft hatte, dem Scheiterhaufen zu entkommen. Als die junge Frau endete, fügte Laura für die Männer hinzu: »Meera wird meine Zofe sein, bis wir Bombay erreichen. Dann wird sie sich dort eine Anstellung suchen.«
    Ian nickte zustimmend. »Morgen kommen wir durch eine Stadt, in der wir Kleider und ein Pony für sie besorgen können.«
    Meera senkte den Kopf. »Du bist genauso großzü-gig wie mutig, Sahib«, sagte sie mit halberstickter Stimme.
    Ian sah ein wenig verlegen aus. »Ich kann wohl kaum danebenstehen und zusehen, wie sie dich in deinen Flammentod zerren.«
    Laura wußte, daß er einfach nur die Wahrheit sagte. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Ian ein solches Verbrechen geschehen lassen würde. Es mußte ermüdend sein, sich stets für andere verantwortlich zu fühlen - vielleicht hatte er es einfach nur satt und zog sich deswegen vor ihr zurück.
    Ian warf ein paar Äste ins Feuer. »Zafir, morgen abend sind wir in der Nähe deines Onkels Habibur. Glaubst du, er wird uns für die Nacht aufnehmen?«
    Zafir grinste. »Wenn dein Weg dich dicht an Habibur vorbeiführt, ohne daß du ihn besuchst, und er findet es irgendwann heraus, dann bedeutet das Todfeindschaft.«
    »Ich freue mich darauf, den alten Halunken wiederzusehen.« Ian lächelte bei der Erinnerung. »Als ich ihn auf dem Weg nach Buchara besuchte, brauchte ich zwei Tage, um mich von seiner Gastfreundschaft zu erholen.«
    »Dann denke einmal daran, wie anstrengend es ist, sein Neffe zu sein«, erwiderte Zafir seufzend.
    Während die Männer ihre Erfahrungen mit dem facettenreichen Habibur austauschten, näherte Meera sich scheu Laura. »Memsahib, es gibt nichts, was ein niederes Wesen wie ich für deinen Gemahl tun könnte, also muß ich dir meinen Dank ausdrücken.« Entschlossen löste sie eine lange Kette von ihrem Hals, die aus filigranem Golddraht in abstrakten Blumenmustern gefertigt war. »Bitte nimm dies als einen Beweis meines Dankes.«
    Laura riß die Augen auf, als sie die im Feuerschein schimmernde wunderschöne Kette betrachtete. »Das ist zu wertvoll, Meera. Du mußt den Schmuck für deine Zukunft aufbewahren. Du wirst ihn schon als Aussteuer brauchen, wenn du noch einmal heiraten wirst.«
    »Ich habe genug anderen Schmuck, der mir meine Zukunft sichert.« Meeras junges Gesicht verzog sich in Bitterkeit. »Ich weiß nicht, ob ich je wieder heiraten werde, Memsahib, aber wenn, dann einen Mann aus einer niedrigeren Kaste, wo keine Satis verlangt werden.« Sie legte die glitzernde, kostbare Kette in Lauras Hand. »Und was den Wert davon betrifft... ich schätze mein Leben auch hoch ein.«
    Laura begriff, daß es eine Frage der Ehre war, und so sagte sie ernst: »Ich danke dir. Ich werde diese Kette stets wie meinen Augapfel hüten.«
    Erfreut wandte Meera sich ab, um sich einen Schlafplatz an der gegenüberliegenden Seite des Feuers zu machen, während Laura dasselbe auf ihrer Seite tat. Ian war so entspannt gewesen, daß in ihr die Hoffnung aufkeimte, er würde seine Decke nahe bei ihr ausbreiten. Doch zu ihrer Enttäuschung verkündete ihr Mann kurz darauf: »Ich glaube zwar nicht, daß es nötig ist, aber wir sollten heute nacht besonders wachsam sein. Ich übernehme die erste Wache, Zafir.«
    Verzweifelt zog sich Laura die Decke über den Kopf. Dieser verdammte Mann war ihr wieder entwischt. Warte nur, bis wir auf dem Schiff nach England sind, schwor sie sich halb im Spaß, halb ernsthaft. Selbst die beste Kabine hatte nicht soviel Platz, daß er einen wirklich großen Abstand halten konnte. Dann wäre er ihr ausgeliefert.
    Aber bis dahin würden die Nächte lang und einsam sein.
    Wie Ian erwartet hatte, gestaltete sich die Wache ruhig und ungestört, bis auf die Geräusche der Nacht und seine eigenen Gefühle. Immer wieder wanderte sein Blick zu Laura. Jedesmal kostete es ihn mehr Kraft, nicht hinüberzugehen und sie in seine Arme zu reißen. Und es war nicht nur die pure Begierde. Er sehnte sich genauso nach der unkomplizierten, freundlichen Art, miteinander umzugehen, die sie in den vergangenen Wochen entwickelt hatten. Doch sein Körper, der ganz offensichtlich nicht mehr an Feinheiten gewöhnt war, übersetzte all seine körperliche und seelische Sehnsucht in verzehrende Lust.
    Nachdem sie dem Mob entkommen waren, hatte er sich so gewünscht, Laura von ihrem Pferd

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