Indische Naechte
hart wurde, und wußte, er würde dafür mit einer qualvollen Nacht bezahlen.
Als sie ein Stück zur Seite trat, um ihr Nachthemd aufzunehmen, folgte er ihr mit dem Spiegel, bis sie den Stoff über ihren Kopf gleiten ließ. Ian mußte sich zwingen, nicht aufzuspringen und ihr das verdammte Ding wieder herunterzureißen. Dann knöpfte Laura das Nachthemd zu und drehte sich wieder zur Mitte des Zimmers um. Hastig stellte Ian den Spiegel auf den Tisch und beugte sich wieder vornüber, um halbblind nach seinem Kamm zu wühlen.
Unterdessen setzte Laura sich nichtsahnend auf eine Liege und begann, ihr lohfarbenes Haar zu bürsten. »Ist Meera in Zafirs Nähe sicher?« fragte sie, während sie einen Knoten löste.
In Gedanken völlig woanders, fragte Ian ein wenig dümmlich: »Was meinst du?«
»Meera ist eine Witwe und stammt weder aus seinem Volk, noch hat sie dieselbe Religion«, antwortete Laura geduldig. »Unter diesen Umständen könnte er sie als lohnendes Objekt der Verführung betrachten. Mir ist aufgefallen, wie er sie ansieht. Es ist nicht schwer zu lesen, was er denkt.«
Ian mußte grinsen. »Die Gedanken von Männern sind oft leicht zu lesen, wenn eine attraktive Frau in der Nähe ist. Betrachtest du dich als Meeras Anstandsdame?«
»Ich bin weniger an Moral interessiert als an der Tatsache, daß sie im Augenblick sehr verletzbar ist«, sagte Laura ein wenig verärgert. »Meera hat ihr ganzes vorheriges Leben aufgeben müssen, und sie steht vor einer ungewissen Zukunft. Das letzte, was sie gebrauchen kann, ist ein Mann, der sich ihre Einsamkeit und Verwirrung zunutze macht.«
Ian wurde ernst. »Wie ich es nach dem Tod deines Vaters getan habe?«
Laura hob den Kopf und musterte ihn mit kühlen Katzenaugen. »Die Umstände sind anders.« Sie griff wieder nach ihrer Bürste. »Ich bezweifle nicht, daß Zafir sich bei den Frauen seines Volkes absolut ehrenhaft verhält, aber Meera stellt etwas anderes dar. Ich will nicht, daß ihr noch einmal weh getan wird.
Und eine Schwangerschaft würde ihr Leben nur noch komplizierter machen.«
Ian dachte über ihre Besorgnis nach. »Ich kann wirklich nicht Vorhersagen, was Zafir tun wird. Du hast recht, daß Meera in dieser Hinsicht ein lohnendes Verführungsobjekt ist, aber ich habe Zafir einer Frau gegenüber noch nie grausam oder gemein handeln sehen.« Dann schoß ihm ein erschreckender Gedanke durch den Kopf. »Ich hoffe doch nicht, daß du von mir erwartest, ich sollte ihn ermahnen, sich zu beherrschen!«
Sie lächelte. »Ich sehe schon ein, daß das wohl nichts wird, aber ich werde mit Meera reden. Zum Glück gibt es bei der Art, wie wir reisen, kaum Gelegenheit zur Verführung.«
»Wie wahr.« Ian tat sein Bestes, um das Bedauern aus seiner Stimme herauszuhalten.
Laura warf ihm einen funkelnden Blick zu und glitt dann unter die Decke. »Gute Nacht.«
Ian tat es ihr nach. Es war klug gewesen, die letzte Woche ein Alleinsein mit Laura zu vermeiden. Eine knappe halbe Stunde in ihrer Gegenwart reichte fast aus, um ihn zu überzeugen, die beste Gelegenheit, sie in sein Bett zu locken, wäre genau jetzt. Aber er mußte die Vernunft sprechen lassen. Es war zu früh. Wenn die Zeit gekommen war, um ihre Meinung zu ändern, dann würde er es in Bombay tun, mit Champagner und Rosen, nicht auf einer schmalen Pritsche in einer winzigen Lehmkammer.
Es war nicht leicht zu entspannen, während seine entzückende Frau nur ein paar Schritte von ihm entfernt lag. Wenn er nur einen Funken Verstand besitzen würde, dann sollte er aufstehen und trotz des Regens draußen schlafen. Aber irgendwie schien ihn sein Verstand in letzter Zeit gefährlich oft im Stich zu lassen.
Nach Ians berauschender Umarmung glaubte Laura nicht daran, einschlafen zu können, denn ihr ganzer Körper pulsierte vor Sehnsucht nach seiner Nähe. Sie überlegte ernsthaft, ob sie nicht einfach in sein Bett krabbeln sollte, aber sie verwarf den Gedanken. Dann endlich verlangte der Körper nach dem anstrengenden Tagesritt seinen Tribut, und sie sank langsam in Schlaf.
Doch Frieden brachte er ihr nicht. In ihrem Traum küßten sie und Ian sich immer noch, und ihre Kleidung löste sich wundersamerweise unter seiner Berührung auf. Zusammen fielen sie anmutig auf das Bett. Auch sein Gewand war wie von Zauberhand verschwunden, und sein harter warmer Körper preßte sich gegen sie. Etwas würde geschehen, geschah bereits, obwohl sie nicht genau verstand, was...
Ein klirrendes Krachen riß sie in den
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