Indische Naechte
herausfordernd ihre nackten Beine entlang, dann schob er eine Hand zwischen ihre Schenkel.
Als er ihr feuchtes, glühendes Geschlecht berührte, keuchte sie auf und versteifte sich, erschüttert durch die Reaktion, die seine Liebkosung hervorrief. Sie würde nur wenig Zeit brauchen, dieses beängstigende Crescendo der Lust zu erreichen, das sie bereits erfahren hatte und nach dem sie sich jetzt so dringend sehnte.
Und es war diese Dringlichkeit, die sie wieder in die Realität zurückwarf. Lieber Gott, sie war einmal mehr kurz davor, sich dem Wahnsinn zu ergeben. Mit erschreckender Gewißheit erkannte sie, daß dieser Wahnsinn jedesmal stärker werden würde, bis sie nicht mehr in der Lage wäre, ihn zu kontrollieren. Und sie war bereits sehr nah an diesem Punkt angelangt.
Leidenschaft. Blut. Desaster. Das entsetzte Kind in ihr gewann die Überhand, versuchte vergeblich, sich von ihm zu befreien. Dann schrie sie mit halberstickter Stimme: »Nein! Ich darf nicht! Nein!«
Ian erstarrte, sein Mund noch auf ihrem, seine Finger noch in ihr. In ihrem Innersten flehte sie, er würde nicht auf ihren Protest hören, würde beenden, was sie begonnen hatten. Sie hätte danach immer noch Zeit, sich mit den Folgen zu quälen.
Aber er war zu stark für sie. Er rollte sich zur Seite, stöhnte. Stolpernd kam er auf die Füße, lehnte sich gegen die Wand und vergrub das Gesicht in seiner erhobenen Armbeuge. Er bebte, doch während Laura ihn noch beobachtete, bekam er sich wieder unter Kontrolle. Langsam wurde sein Körper ruhig und starr wie Marmor. Ohne den Kopf zu heben, sagte er mit tödlicher Ruhe: »Du erklärst mir besser, was dein Problem ist, Laura, denn ich kann dies nicht mehr lange ertragen.«
Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und versuchte, ihren in Aufruhr geratenen Körper zu beruhigen. »Ich glaube, das kann ich nicht«, flüsterte sie.
Er ließ den Arm fallen und schoß wild zu ihr herum. »Dann versuch es, verdammt noch mal! Wenn das noch mal passiert, dann werde ich dich entweder vergewaltigen oder verlassen!« Seine Augen verengten sich. »Oder willst du vielleicht gezwungen werden? Wenn ja, dann mußt du dir einen anderen suchen, denn solche Spiele mag ich nicht. Ich habe in meinem Leben schon genug getan, wofür ich mich schämen müßte!«
Sein Zorn war wie eine eisige Dusche. Sie bekämpfte die erstickende, unsinnige kindliche Panik und setzte sich bebend auf. Sie mußte irgendwie die Kraft finden, ihm alles zu sagen.
Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und begann dann zögernd und stockend zu sprechen. »Bei Habibur habe ich dir gesagt, daß es nicht die Leidenschaft ist, die ich fürchte, sondern die Tatsache, daß es mir zu gut gefallen könnte. Das war die Wahrheit, Ian. Für die meisten Menschen ist Verlangen wahrscheinlich nur ein Teil des Lebens, manchmal schön, manchmal ärgerlich, aber im Grunde zu handhaben. Für meine Eltern aber war Leidenschaft Wahnsinn.« Sie holte bebend Atem. »Es hat sie vernichtet, und ich bin sicher, daß es uns beide zerstören wird, wenn ich ein solches Gefühl in mein Leben hineinlasse . Das war der Grund, warum für mich eine Ehe ohne körperliche Beziehung die einzig mögliche war.«
Ians Zorn verebbte, während er ihr ruhig und kühl zuhörte. »Solche Gedanken kommen nicht von irgendwoher. Wie kommst du auf die Idee, daß Leidenschaft so gefährlich ist?«
Sie mußte zu ihrem frühesten Alptraum zurückkehren. »Es fing an, als ich vier oder fünf war. Meine Eltern waren zu einem Ball gegangen. Es war spät, als sie zurückkamen, aber ich wurde wach. Ich stand auf und ging in den Flur, wo ich durch das Geländer schaute und dachte, wenn sie gut gelaunt wären, könnte ich zu ihnen gehen.«
Sie schluckte hart. »Als die Tür sich schloß, sagte mein Vater etwas, das ich nicht hören konnte. Meine Mutter schlug ihn. Sie begannen, wie die Tiere zu kämpfen, zerrten mit Zähnen und Nägeln aneinander und stießen schreckliche, unmenschliche Laute aus. Ich hatte furchtbare Angst.« Ihr Mund verzog sich. »Heute weiß ich natürlich, daß sie sich wahrscheinlich prächtig amüsierten, auch wenn es so aussah, als wollten sie sich umbringen. Als Kind begriff ich es aber nicht.«
»Das solltest du jetzt auch wissen«, sagte Ian trocken. »Vor einer Minute haben wir uns genauso benommen.«
Sie wurde rot und senkte den Blick. »Ich weiß. Deswegen habe ich auch solche Angst bekommen.« Sie holte erneut tief Atem, um sich zu beruhigen. »In
Weitere Kostenlose Bücher