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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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normalisierte. Ian dachte gerade, daß er sich besser von ihr hob, bevor er sie zerquetschte, als ihre Finger mit seinem Haar zu spielen begannen. »Ich liebe dich, Ian«, murmelte sie. »Ich danke Gott, daß du in mein Leben gekommen bist.«
    Ihre Worte schnitten durch seine oberflächliche Zufriedenheit und enthüllten das Dunkel darunter. Er hätte niemals geantwortet, wenn er nicht physisch und emotional so erschöpft gewesen wäre. Doch er hatte seine Schutzmauer nicht errichtet, und bevor er
    sich daran hindern konnte, sagte er: »Ich wünschte bei Gott, du würdest so etwas nicht sagen.«

Kapitel 28
    Laura konnte nicht glauben, daß sie richtig gehört hatte. Sie drehte den Kopf und starrte ihn an, sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter entfernt. Da war eine Hoffnungslosigkeit in seiner Miene, die ihr im Herzen wehtat. »Ian?«
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte er wieder die verhüllende Maske angelegt, die nichts von seinem Inneren verriet. »Ich habe bloß mit mir selbst geredet, Larischka.« Er lächelte und küßte sie, und sein Blick war so zärtlich, daß sie fast glaubte, sie habe sich verhört. Fast.
    Leichthin sagte er: »Es ist zu kühl, um auf dem Boden zu schlafen, selbst wenn die Matratze aus Blütenblättern besteht.« Er hob den Kopf und blickte abschätzend aufs Bett. »Ich weiß nicht, ob ich noch genug Kraft habe, uns beide dorthin zu schleppen.«
    Laura hätte sich durchaus bewegen können, aber sie brauchte sich keine Mühe zu machen. Ian kniete sich vor sie, nahm sie auf die Arme und trug sie zum Bett. Sie versuchte, seine beunruhigende Bemerkung zu vergessen und strich über eine ausgefranste Narbe auf seinem Bizeps. »Hat eine deiner Souvenir-Kugeln das hier verursacht?«
    »Ja. Es geschah, als ich noch ein Frischling beim Militär war, der nicht wußte, wann man sich rechtzeitig duckt.« Er legte sie aufs Bett und begann, mit berauschender Zärtlichkeit die Blütenblätter von ihr zu
    zupfen. »Ich weiß noch, daß ich irgendwann einmal gelesen habe, Kleopatra habe Mark Anton in einem Zimmer empfangen, das knietief mit Rosenblättern angefüllt war. Das Buch verrät allerdings nicht, ob sie nachher die Blätter auch an so interessanten Stellen hatte.«
    Mit einem zufriedenen Seufzen sagte Laura: »Daß du sie suchen mußt, macht es bestimmt nicht unangenehm. Da du oben gewesen bist, hast du nicht viel abbekommen, aber deine Knie sind ganz rosa.«
    »Das war es auf jeden Fall wert.« Er zog die Decke zurück, schob sie darunter und kuschelte sich dann neben sie. »Ich fürchte mich ja fast davor, zu fragen, aber was genau war es, was deine Meinung geändert hat?«
    Laura hatte sich zwar an den Rosenduft gewöhnt, aber er kitzelte ihre Nasenflügel immer noch mit delikater Süße. Sie hatte den Eindruck, als würde sie auf einem magischen See aus Blumen schaukeln. Sie drehte sich auf die Seite, legte ihm einen Arm um die Taille und erzählte ihm von ihrer Unterhaltung mit Kamala.
    Als sie fertig war, meinte Ian nachdenklich: »Die Maharani hat recht - unterdrückte Gefühle können so mächtig werden, daß nichts anderes mehr zählt. Ich hätte selbst darauf kommen müssen, aber ich bin dir zu nah, um objektiv urteilen zu können. Wir haben Kamala einiges zu verdanken. Jetzt wird das Leben für uns beide nicht nur einfacher, sondern auch viel schöner werden.« Und dann schlummerte er ein, wobei sein Atem langsam und regelmäßig wurde.
    Doch trotz der langersehnten Befriedigung wollte der Schlaf für Laura nicht kommen. Ihre Ängste waren auf ein solch geringes Maß zusammengeschrumpft, daß es kaum vorstellbar war, wie lebhaft und bedrängend sie noch ein paar Tage zuvor gewesen waren. Sie wußte, daß sie die Tendenz zur Eifersucht hatte, konnte aber nicht glauben, daß Ian ihr jemals einen Grund für zerstörerische Aktionen geben würde.
    Sie hätte absolut glücklich sein können, wäre da nicht kurz zuvor Ians Zurückweisung ihrer Liebeserklärung gewesen. Obwohl er versucht hatte, diese kurze Bemerkung zu vertuschen, wußte sie tief in ihrem Herzen, daß der Satz von immenser Bedeutung gewesen war.
    Einen Augenblick war sie den Tränen nahe, doch dann verhärtete ihre Miene sich. Dies war nur ein weiteres Problem, ein weiterer Schleier der Vergangenheit, der fortgezogen werden mußte, bevor sie ganz und gar glücklich sein konnten. Natürlich gab es noch finstere Schatten in seinem Inneren. Nicht mehr die Verzweiflung, die sie zuerst an ihm bemerkt hatte, auch kein

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