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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Als er auf Sichtweite an das Fort herangekommen war, mußte er feststellen, daß er nicht hineinkam, denn die Ebene um die Festung war voller galoppierender, schießender und schreiender Afghanen. Zu versuchen, hindurchzukommen, wäre Selbstmord gewesen.
    An diesem Punkt hätte Gulab Khan fast aufgegeben. Aber er war nicht nur Soldat des Sirkar, sondern auch ein Afridi, und er würde sich nicht hinlegen und sterben, wenn er so wichtige Informationen besaß. Natürlich würde er nicht über den Khyber kommen, und so hatte er sich auf den Weg zum Shpola gemacht, den er aus seiner Kindheit kannte.
    Der Mann hatte seine Erzählung beendet und sackte gegen den Felsen zurück. »Du hast mit bewundernswerter Tapferkeit gehandelt, Gulab Khan«, sagte Ian ruhig. »Der Sirkar kann stolz darauf sein, Männer wie dich zu haben.«
    Die Augenlider des Havildars flatterten noch einmal auf. »Das Wichtigste habe ich mir bis zum Schluß aufgespart, Huzar«, sagte Gulab Khan mühsam. »Die Afghanen sind weniger als einen halben Tag hinter mir.«
    Ian fluchte. »Haben sie den Paß schon erreicht?«
    »Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen«, sagte Gulab Khan. »Als ich auf dem Kamm ankam und zurückblickte, sah ich eine endlose Reihe Krieger, einige beritten, einige zu Fuß. Und Waffen, Huzar. Sie schleppen unglaubliche Waffen.«
    Ian warf Laura einen Blick zu und empfand eine kurze, heftige Furcht. Er hätte niemals zulassen dürfen, daß sie ihn begleitete. Die Invasion hatte begonnen, und die Eindringlinge waren nur ein paar Meilen entfernt. Doch er mußte sich zusammenreißen. »Havildar, gibt es hier irgendwo eine Stelle, an der ein einzelner Mann eine Armee aufhalten kann?«
    Gulab Khan dachte nach, dann erschien ein wölfisches Grinsen auf seinem Gesicht. »Ja, Huzar. Ein kleines Stück weiter voraus.«
    Ian half dem Mann auf die Füße und hob ihn dann auf sein eigenes Pferd. »Zeig es mir.«
    Ian führte das Pferd den Pfad entlang und hielt mit einer Hand Gulab Khan fest, während Laura mit ihrem Pferd folgte. Eine halbe Meile weiter kamen sie an eine Stelle, die exakt für einen Hinterhalt geschaffen worden schien. Der Pfad hatte eine ganze Weile schon bergauf geführt, und nun hatten sie den höchsten Punkt erreicht. Ein kurzes Stück weiter, bevor er sich wieder senkte, machte der Weg eine Schleife, die wie ein doppeltes Hufeisen aussah. Dort war der Pfad so schmal, daß wirklich nur ein einziger Mensch auf ihm laufen konnte. Ein Hek-kenschütze auf dieser Seite konnte leicht jeden treffen, der von dort kam. Zudem würde er den Vorteil der erhöhten Position haben. Dies war eine Stelle, an der Ian wirklich eine Armee aufhalten konnte. »Gut gemacht, Havildar. Das ist perfekt.«
    »Nein, Huzar«, sagte der Pathane. Mit einer umfassenden Geste deutete er auf die Berge über ihnen. »Das ist perfekt.«
    Ian folgte seinem Blick und sah ein dunkles Loch, das die Öffnung einer kleinen Höhle sein mußte. Wer immer sich dort versteckte, würde eine klare Sicht auf den Feind haben, aber praktisch nicht zu treffen sein.
    »Ausgezeichnet, Gulab Khan«, sagte Ian. »Mit genug Proviant und Munition kann ein Mann in der Höhle ewig durchhalten.«
    »Also klettern wir da hinauf und warten auf die Afghanen?« fragte Laura, während sie die Höhle musterte.
    »Nicht >wir<.« Ian wappnete sich bereits gegen den Widerspruch, der nun kommen würde. »Ich werde mich dort oben verkriechen, während du Gulab Khan und die Pferde zurück ins Dorf bringst. Dort wirst du seinem dankbaren Volk eine Eskorte abringen, die dich in den Punjab bringt, wo du ein britisches Regiment suchst, das du wiederum hierher zurückführst.«
    Ihr Kopf wirbelte herum, und sie funkelte ihn mit wilden goldenen Augen an. »Nein! Ich lasse dich nicht hier allein.«
    »O doch«, gab er mit einer Stimme zurück, die wie eine Peitsche einschnitt. »Wir hatten ausgemacht, daß du gehorchen mußt, wenn du mitkommen willst. Nun ist die Zeit gekommen, und ich lasse keinen Widerspruch zu. Meine Pflicht liegt hier, deine darin, Verstärkung zu holen.«
    Schmollend antwortete sie: »Also soll ich dich hier allein lassen, einer ganzen Arme gegenüber?«
    »Spar dir dein Mitgefühl für die Afghanen. Ihnen wird es schlechter gehen als mir.« Seine Stimme wurde weicher. »Glaub mir, Larischka, meine Überlebenschancen sind ausgezeichnet. Diese Höhle da ist buchstäblich uneinnehmbar. Es ist durchaus möglich, daß die Afghanen sich zurückziehen und statt dessen versuchen

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