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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Felsen wieder hinunter, Ian voran, damit er sie auffangen konnte, falls sie ausrutschte. Doch sie tat es nicht — sie konnte es sich nicht leisten, wenn Ians Leben davon abhing, daß sie schnell genug Hilfe herbeibringen konnte.
    Laura stieg auf ihr Pferd und trieb es an, Gulab Khan folgte ihr auf dem von Ian. Sie blickte nur ein einziges Mal zurück: Ian sah ihnen hinterher, reglos wie die Felsen um ihn herum. Er hatte den Turban nicht wieder aufgesetzt, und sein Haar leuchtete rotbraun in der kalten Wintersonne. Sie wollte umkehren und in seine Arme stürzen, doch statt dessen hob sie die Hand und warf ihm einen Kuß zu. Sie würde diesen Anblick niemals vergessen. Ian lächelte und drehte sich dann um.
    Langsam ritten sie den Pfad entlang. Laura war zutiefst dankbar, daß Gulab Khan von ihrer Identität wußte. Sonst hätte er ihre Tränen bestimmt mit Verachtung zur Kenntnis genommen.
Kapitel 33
    Ian hörte die Afghanen lange bevor er sie sah, denn es war einer solchen Masse unmöglich, sich lautlos durch die Berge zu bewegen. Zuerst war es nur ein unbestimmtes Geräusch, wie das Summen ferner Bienen. Schließlich jedoch ließen sich verschiedene Einzelheiten unterscheiden. Stimmen, manchmal ein gebrüllter Fluch. Fußtritte und Hufschlag, ab und zu das dumpfe Geräusch, wenn ein Ausrüstungsgegenstand auf den Boden fiel. Jeder Soldat würde die Geräusche einer marschierenden Armee zuordnen, obwohl sie seltsam dünn erklangen, weil sie meilenweit auseinandergezogen waren und vom windigen Pfad geweht wurden.
    Es war später Morgen, und Ian wartete geduldig. Er hatte am Tag zuvor bereits alle Vorbereitungen getroffen. Nachdem er einen behelfsmäßigen Schutzwall an der Kante der Höhle errichtet hatte, war er den Pfad hinuntergegangen und hatte an verschiedenen Stellen Steine zu Barrikaden gehäuft. Die Afghanen würden diese umgehen müssen, und das unter seinem Gewehr. Obwohl all das vielleicht nicht nötig war, wollte er lieber zuviel tun, als zuwenig.
    Die Nacht war ruhig gewesen. Mit trockenem Holz, das nicht qualmen würde, hatte er ein kleines Feuer entzündet und alles verbleibende Mehl zu Chapatis verbacken, damit er genug Vorrat besaß. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an die Felswand und sah dem Feuer zu, das zur Glut niederbrannte. Es war ein simples Vergnügen von der Art, wie er es im Gefängnis zu schätzen gelernt hatte.
    Seine Stimmung war eine Mischung von Resignation und fatalistischer Ruhe. Auch wenn er Laura beruhigt hatte, hielt er es für unwahrscheinlich, mit dem Leben davonzukommen. In einer Schlacht gab es tausend Dinge, die schiefgehen konnten. Ihm konnte schließlich auch die Munition ausgehen.
    Doch irgendwie schien es ihm passend, auf diese Art zu sterben, denn sich für eine solche Sache zu opfern, konnte endlich seine verlorene Ehre wiederherstellen. Zwar wußte niemand außer Laura, welche Schande er in Buchara über sich gebracht hatte, aber das Bewußtsein seines Scheiterns machte es ihm unmöglich, Laura zu sagen, was sie für ihn bedeutete. Laura verdiente einen Mann von Mut und unbefleckter Ehre, nicht einen allzu menschlichen Schwächling, der den unheroischen Wunsch besaß, zu überleben.
    Auch wenn er es gehaßt hatte, Laura fortschicken zu müssen, war er ziemlich sicher, daß keine Gefahr für ihr Leben bestand. Gulab Khan zu treffen, war unglaubliches Glück gewesen. Nicht nur, daß er ihnen lebenswichtige Informationen hatte liefern können — für ihn und seinen Stamm war es nun eine Ehrenpflicht, Laura zu beschützen, nach allem, was sie und er selbst für den Havildar getan hatten. Es war weitaus besser, einen Afridi zum Freund als zum Feind zu haben, so daß sie zumindest sicher war.
    Die Geräusche wurden nun lauter. Obwohl man es in der Schlucht schwer beurteilen konnte, schätzte er, daß der erste Afghane bald um die Biegung kommen würde. Er war bereit: das Gewehr geladen, Munition neben ihm und ein nasser Lumpen unter dem Lauf, um ein Überhitzen zu vermeiden. Zum Glück hatte er einen Hinterlader, der sich viel schneller handhaben ließ als der primitive Vorderlader, den die meisten Afghanen besaßen.
    Es war zwar nicht das erste Mal, daß er in den Bergen kämpfte, aber bisher hatte er immer Freunde an seiner Seite gehabt. Diesmal würde er allein kämpfen und vielleicht allein sterben.
    Also gut.
    Dann kam der erste um die Biegung. Ian hob ohne Hast seine Waffe und drückte ab. Die Kugel nahm ihren Lauf tödlich und sicher, und der trockene Knall

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