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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zeigte.
    Aber so sparsam er auch mit seiner Munition war
    — als es dämmerte, wurde sie langsam knapp. Als die Nacht hereinbrach, wurde es stiller im Feindeslager, aber immer noch war von Rückzug nichts zu hören. Er nahm an, daß sie sich deswegen nicht entschließen konnten, weil sie schon so weit gekommen waren. Jetzt umzukehren und es beim Khyber-Paß zu versuchen, würde sie Tage kosten und wahrscheinlich noch mehr Ausfälle.
    Vermutlich würden sie im Schutz der Dunkelheit versuchen, zu ihm heraufzuklettern, doch die Nacht war klar, und der Mond schien hell, so daß der Pfad gut zu erkennen war. Nachdem er ein paar Männer erledigt hatte, die es versuchten, gaben sie auf.
    Die schwierigste Zeit kam nach dem Monduntergang, als der Pfad nur noch vom Sternenlicht erhellt wurde. Ian stand auf seiner Felsnase und lauschte. Er wartete, bis sie gegen die erste Steinbarriere liefen. Ein Fluch wurde ausgestoßen, hastig unterdrückt, dann hörte er das Knirschen von Steinen, die geschoben wurden. Im Gefängnis hatten sich sein Gehör und seine Augen unheimlich geschärft, und er konnte ziemlich gut erkennen, welche Schatten zu einem Menschen gehörten. Er feuerte, jemand schrie auf. Nur durch Ertasten lud er nach, schoß wieder, dann noch einmal. Er wußte nicht, ob er noch einmal traf, aber der erste Tote hatte gereicht. Er hörte hastige, sich entfernende Schritte, dann verfluchte ihn jemand. Dennoch zogen sie sich noch immer nicht zurück.
    In dieser Nacht passierte nichts mehr, trotzdem blieb er in Bereitschaft. Als es dämmerte, begann die Müdigkeit an seinen Kräften zu zehren. Die Frage, was ihm eher ausgehen würde — die Munition oder die Energie — blieb offen.
    Er wartete, lauschte und aß Chapatis und eine Handvoll Rosinen. Immer noch hörte er menschliche Geräusche auf der anderen Seite der Schlucht, doch niemand ließ sich blicken. Sie planten etwas, dessen war er sich absolut sicher. Die Frage war nur, was?
    Kuram erwies sich als exzellenter Führer. Laura schickte ein stilles Dankgebet zum Himmel. Mehr und mehr kam es ihr vor, als würde Gott sie und Ian beschützen - sie beide hatten zuviel Glück gehabt, als daß es noch Zufall sein konnte. Vielleicht war dies auch Iqbal, von dem Ian gesprochen hatte -vorbestimmtes Glück. Aber Laura war es im Endeffekt egal, woher Hilfe kam - Hauptsache, der Krieg konnte aufgehalten und ihr Mann, dafür betete sie, gerettet werden.
    Bald nachdem sie am nächsten Morgen aufgebrochen waren, entdeckten sie in der Ferne eine Staubwolke. Kuram zügelte sein Pferd und versuchte angestrengt, etwas zu erkennen.
    »Ist dies die Straße zum Khyber?« fragte Laura.
    »Noch nicht. Das dort ist eine Gruppe Company-Ulanen. Ihre Verstärkung ist da, Lady Falkirk.«
    Das war schneller, als sie sich erträumt hatte. Die Soldaten mußten bereits auf dem Weg nach Norden gewesen sein, als Zafir sie getroffen hatte. Iqbal, in der Tat. Ungeduldig trieb sie ihr Pferd der Truppe entgegen, und Kuram folgte.
    Sie galoppierten auf die herannahenden Ulanen zu, als der vorderste Mann winkte und rief. Laura war sehr froh, Zafir zu sehen, doch was sie wirklich überzeugte, daß ihr Iqbal funktionierte, war der Captain, der nun auf sie zukam.
    »Laura, dem Himmel sei Dank, daß du gesund und munter bist«, sagte David, als er sie erreicht hatte. »Was ist mit Ian?«
    Vor den Augen Dutzender neugieriger Soldaten lehnte Laura sich aus dem Sattel und umarmte ihren Schwager fest. »Es ging ihm gut, als ich ihn zum letzten Mal sah, aber wir müssen uns höllisch beeilen, wenn es so bleiben soll.«
    Er erwiderte ihre Umarmung, grinste jedoch breit. »Benimm dich lieber, sonst leide ich den Rest des Lebens darunter. Ich muß doch die Würde des Sirkar wahren.«
    »Ich habe es aufgegeben, eine englische Lady zu sein, aber um deinetwillen versuche ich, mich zu beherrschen.« Sie lächelte ihn unsicher an. »Meine Güte, ich bin so froh, dich zu sehen.«
    Sie stellte Kuram vor und erklärte, wie sehr er ihr geholfen hatte. Da Zafir ein Mohmand und Kuram ein Afridi war, funkelten sich die beiden zuerst an. Da mischte sich Laura ein. »Für die Dauer dieses Unternehmens könnte ich euch beiden die zeitweilige englische Staatsbürgerschaft anbieten, so daß ihr euch nicht an die Kehle springen müßt.«
    Beide Männer lachten. »Schon gut, Lady«, sagte Kuram. »Solange dieser ringelschwänzige Sohn eines unreinen Tieres weiß, daß er in Zukunft besser nicht auf Afridi-Land herumstreunen

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