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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sollte.«
    Gleichermaßen fröhlich antwortete Zafir etwas auf Pashto, das wahrscheinlich der Beleidigung Kurams in nichts nachstand.
    Doch beide Pathanen waren viel im Land herum-gekommen, und ihre Feindschaft schien eher pro forma denn ehrlich. Nachdem der Waffenstillstand also beschlossene Sache war, berichtete Laura, was Ian und sie in der Zwischenzeit getan hatten.
    »Gut gemacht, Laura«, sagte David, als sie geendet hatte. »Glaubst du, die Pathanen, die dir geholfen haben, nehmen dich auf, während wir den Paß hinaufreiten?«
    Ihre Augen verengten sich. »Ich gehe mit.«
    David musterte ihr Gesicht eine Weile. »Hmm. Also gut.«
    Sie lächelte. »Du lernst aber viel schneller als Ian.«
    Er verdrehte die Augen. »Gott möge meinem armen Bruder helfen.« Dann wandte er sich um und hob den Arm, um seinen Männern zu signalisieren, daß sie weitermarschierten. Laura lenkte ihr Pferd zwischen Zafir und David, während Kuram sich an die Spitze setzte, um sie zum Paß zu führen.
    In ein paar Stunden, nur ein paar Stunden, würden sie und Ian wieder Zusammensein. Und dann würde sie sich nie wieder von ihm trennen lassen, das schwor sie sich. Nicht einmal, um das britische Empire zu retten.
    Ian lernte auf die harte Tour, was die Afghanen geplant hatten. Nach einigen Stunden Stille tauchte etwas an der Biegung auf. Als er sah, daß es eine kleine Kanone war, fluchte er. Er zielte auf den Mann dahinter.
    Die Kanone feuerte im gleichen Augenblick wie er. Sein Schuß war besser und traf den Schützen, doch die Kanone war ungleich viel lauter. Sie entlud sich mit einem ohrenbetäubenden Donnern, und ei-ne Kugel krachte in die Felswand, nur fünfzig Fuß von ihm entfernt. Der Boden unter ihm bebte.
    Verdammt, verdammt! Das Ding war ziemlich klein, aber es mußte schwer genug gewesen sein, die Kanone durch den Paß zu schleppen. Aber sie reichte aus, um ihn zu töten, wenn sie besser zielten. Zudem konnten die Männer, die sie bedienten, sich besser schützen, so daß er sie vielleicht nicht jedesmal treffen konnte.
    Ein grimmiges Duell setzte ein. Die Kanone wurde abgefeuert, dann wurde sie fortgezogen, um nachzuladen. Ian beugte sich vor und lauerte auf eine gute Schußmöglichkeit, bis die Lunte entzündet wurde, dann zog er sich in die Höhle zurück und rammte gleichzeitig eine neue Patrone in den Lauf, damit er für die nächste Runde bereit war.
    Nach einer halben Stunde war er taub. Seine Zielsicherheit ließ aus purer Erschöpfung nach. Der Lauf seines Gewehres war schon zu heiß, um ihn anzufassen, und es bestand eine reelle Chance, daß die Waffe explodieren würde. Um alles noch schlimmer zu machen, schien ihm die Nachmittagssonne grell ins Gesicht, und sein Auge brannte vor Müdigkeit und Qualm. Aber wenn er zu schießen aufhörte, würden die Afghanen um die Biegung geströmt kommen. Wenn es genug auf den Pfad schafften, dann würde er sie nicht mehr schnell genug erschießen können, um sie am Klettern zu hindern.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen. Eine Kugel flog in seinen provisorischen Schutzwall. Instinktiv duckte er sich, als Steinsplitter um ihn herumsirrten. Die Kugel selbst drang nicht in die Höhle — sie mußte abgeprallt sein. Mit klingelnden Ohren kroch er zur Kante und lugte hinüber.
    In der Schlucht hing beißender, dichter Qualm, aber er konnte dennoch erkennen, daß der Kanonier in Position nachlud, so daß die Kanone nicht erst wieder neu ausgerichtet werden mußte. Ein Mann mit einer Jezail deckte ihn und feuerte, sobald Ian hinuntersah. Die Kugel kam so nah, daß Ian sie pfeifen hörte. Er verschwendete keine Zeit mit Zusammenzucken, sondern drückte ab und traf den Jezailchi in die Schulter. Dann lud er rasch nach und schoß wieder. Der Kanonier duckte sich, konnte jedoch noch die Kanone bedienen.
    Die Kugel krachte direkt über Ians Kopf in die Felswand, und Steinsplitter regneten auf ihn herab. Ja, sie hatten definitiv seine Position ausgemacht. Als er automatisch nachlud, dachte er mit einer gewissen Gelöstheit, daß das Ende nahe war, denn ihm ging nicht nur die Munition aus, er konnte auch körperlich nicht mehr lange durchhalten. Er hob sein Gewehr, schoß erneut und traf diesmal den Kanonier. Der Mann schrie und fiel zurück, wurde aber augenblicklich mit der Kanone aus dem Blickfeld gezerrt. Kurz danach tauchte die Kanone wieder auf. Jesus, sie waren wirklich nicht kleinzukriegen.
    Ian schoß, war sich aber nicht sicher, ob er getroffen hatte. Er zog sich in die Höhle zurück

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