Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Soldaten mußten bereits auf dem Weg nach Norden gewesen sein, als Zafir sie getroffen hatte. Iqbal, in der Tat. Ungeduldig trieb sie ihr Pferd der Truppe entgegen, und Kuram folgte.
    Sie galoppierten auf die herannahenden Ulanen zu, als der vorderste Mann winkte und rief. Laura war sehr froh, Zafir zu sehen, doch was sie wirklich überzeugte, daß ihr Iqbal funktionierte, war der Captain, der nun auf sie zukam.
    »Laura, dem Himmel sei Dank, daß du gesund und munter bist«, sagte David, als er sie erreicht hatte. »Was ist mit Ian?«
    Vor den Augen Dutzender neugieriger Soldaten lehnte Laura sich aus dem Sattel und umarmte ihren Schwager fest. »Es ging ihm gut, als ich ihn zum letzten Mal sah, aber wir müssen uns höllisch beeilen, wenn es so bleiben soll.«
    Er erwiderte ihre Umarmung, grinste jedoch breit. »Benimm dich lieber, sonst leide ich den Rest des Lebens darunter. Ich muß doch die Würde des Sirkar wahren.«
    »Ich habe es aufgegeben, eine englische Lady zu sein, aber um deinetwillen versuche ich, mich zu beherrschen.« Sie lächelte ihn unsicher an. »Meine Güte, ich bin so froh, dich zu sehen.«
    Sie stellte Kuram vor und erklärte, wie sehr er ihr geholfen hatte. Da Zafir ein Mohmand und Kuram ein Afridi war, funkelten sich die beiden zuerst an. Da mischte sich Laura ein. »Für die Dauer dieses Unternehmens könnte ich euch beiden die zeitweilige englische Staatsbürgerschaft anbieten, so daß ihr euch nicht an die Kehle springen müßt.«
    Beide Männer lachten. »Schon gut, Lady«, sagte Kuram. »Solange dieser ringelschwänzige Sohn eines unreinen Tieres weiß, daß er in Zukunft besser nicht auf Afridi-Land herumstreunen sollte.«
    Gleichermaßen fröhlich antwortete Zafir etwas auf Pashto, das wahrscheinlich der Beleidigung Kurams in nichts nachstand.
    Doch beide Pathanen waren viel im Land herum-gekommen, und ihre Feindschaft schien eher pro forma denn ehrlich. Nachdem der Waffenstillstand also beschlossene Sache war, berichtete Laura, was Ian und sie in der Zwischenzeit getan hatten.
    »Gut gemacht, Laura«, sagte David, als sie geendet hatte. »Glaubst du, die Pathanen, die dir geholfen haben, nehmen dich auf, während wir den Paß hinaufreiten?«
    Ihre Augen verengten sich. »Ich gehe mit.«
    David musterte ihr Gesicht eine Weile. »Hmm. Also gut.«
    Sie lächelte. »Du lernst aber viel schneller als Ian.«
    Er verdrehte die Augen. »Gott möge meinem armen Bruder helfen.« Dann wandte er sich um und hob den Arm, um seinen Männern zu signalisieren, daß sie weitermarschierten. Laura lenkte ihr Pferd zwischen Zafir und David, während Kuram sich an die Spitze setzte, um sie zum Paß zu führen.
    In ein paar Stunden, nur ein paar Stunden, würden sie und Ian wieder Zusammensein. Und dann würde sie sich nie wieder von ihm trennen lassen, das schwor sie sich. Nicht einmal, um das britische Empire zu retten.
    Ian lernte auf die harte Tour, was die Afghanen geplant hatten. Nach einigen Stunden Stille tauchte etwas an der Biegung auf. Als er sah, daß es eine kleine Kanone war, fluchte er. Er zielte auf den Mann dahinter.
    Die Kanone feuerte im gleichen Augenblick wie er. Sein Schuß war besser und traf den Schützen, doch die Kanone war ungleich viel lauter. Sie entlud sich mit einem ohrenbetäubenden Donnern, und ei-ne Kugel krachte in die Felswand, nur fünfzig Fuß von ihm entfernt. Der Boden unter ihm bebte.
    Verdammt, verdammt! Das Ding war ziemlich klein, aber es mußte schwer genug gewesen sein, die Kanone durch den Paß zu schleppen. Aber sie reichte aus, um ihn zu töten, wenn sie besser zielten. Zudem konnten die Männer, die sie bedienten, sich besser schützen, so daß er sie vielleicht nicht jedesmal treffen konnte.
    Ein grimmiges Duell setzte ein. Die Kanone wurde abgefeuert, dann wurde sie fortgezogen, um nachzuladen. Ian beugte sich vor und lauerte auf eine gute Schußmöglichkeit, bis die Lunte entzündet wurde, dann zog er sich in die Höhle zurück und rammte gleichzeitig eine neue Patrone in den Lauf, damit er für die nächste Runde bereit war.
    Nach einer halben Stunde war er taub. Seine Zielsicherheit ließ aus purer Erschöpfung nach. Der Lauf seines Gewehres war schon zu heiß, um ihn anzufassen, und es bestand eine reelle Chance, daß die Waffe explodieren würde. Um alles noch schlimmer zu machen, schien ihm die Nachmittagssonne grell ins Gesicht, und sein Auge brannte vor Müdigkeit und Qualm. Aber wenn er zu schießen aufhörte, würden die Afghanen um die

Weitere Kostenlose Bücher