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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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steigen.
    Und so hielt er sich zwar gerade noch auf dem Sattel, konnte ihr aber nicht den Weg weisen. Sie hatte versucht, ihrer Spur zurück zum Dorf Nushki zu folgen, wo sie den Führer gefunden hatten, doch aus der anderen Richtung sah alles anders aus. Nun hatten sie sich also gründlich verirrt. Im Augenblick ritten sie auf etwas, das wie ein Ziegenpfad aussah, und sie hoffte, er könnte sie zu einer Ansiedlung bringen.
    Ganz plötzlich veränderte sich die Lage. Drei Pathanen tauchten hinter den Felsen auf und hielten die Jezails auf sie gerichtet. Einer brüllte sie auf Pashto an. Sehr behutsam zügelte Laura ihr Pferd und hob die Hände. »Spricht einer von euch Urdu oder Persisch?«
    Keine Antwort. Als sie sich ihr näherten, versuchte sie es mit verschiedenen Dialekten, ohne etwas zu erreichen. Aber es gab zumindest ein Wort, das sie sicher erkennen würden. »Anglezi«, sagte Laura.
    Das drang durch, obwohl die Männer bei ihrem Anblick verwirrt waren. Sie sah nicht gerade englisch aus. Langsam hob sie die Hände zu ihrem Turban und wiederholte: »Anglezi.« Dann riß sie sich den Turban vom Kopf, und ihr Haar fiel frei über ihre Schultern.
    Die Pathanen starrten sie an. Wie auch immer sie über die Briten denken mochten, sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie eine Frau sofort über den Haufen schießen würden. Dann deutete sie auf Gu-lab Khan, der über dem Sattelknauf hing und nicht bemerkte, was um ihn herum geschah. »Afridi.«
    Einer der Männer kam näher heran. Nachdem er dem Havildar ins Gesicht gesehen hatte, rief er: »Gulab Khan!«
    Plötzlich begannen alle zugleich zu reden, und die drei Männer senkten ihre Waffen. Laura dankte Gott, daß sie offenbar nahe genug am Heimatdorf des Havildars waren und man ihn wiedererkannt hatte. Die drei Pathanen besprachen sich kurz, dann sagte der eine: »Kuram.« Die anderen beiden nickten, also setzte der eine sich in Bewegung, während die anderen die Zügel der Pferde ergriffen und begannen, sie durch die Berge zu führen.
    Nach einer Stunde kamen sie an ein Anwesen, das dem Habiburs sehr ähnlich war. Eine Reihe Frauen kam sofort herbei und kümmerte sich um Laura, sie berührten ihr Haar und streichelten ihre Haut. Leider sprach keine von ihnen Urdu, und Laura konnte nur wenige Worte Pashto verstehen, obwohl die beiden Dialekte sehr eng verwandt waren. Sie wurde immer ungeduldiger. Wie sollte sie sich nur verständlich machen?
    Um Gulab Khan kümmerte man sich ebenfalls sofort, und man schleppte ihn schnell ins Haus, um ihn zu versorgen. Auch wenn dies nicht sein Zuhause war, handelte es sich bestimmt um nahe Verwandte, denn hier in den Bergen gab es nur Pathanen. Sie war sicher, daß sie ihn gut pflegen und behandeln würden.
    Obwohl es schön war, verwöhnt zu werden, fühlte sich Laura nach dem Essen und einem kurzen Schlaf immer unruhiger. Als sie versuchte, ihnen zu sagen, daß sie gehen wollte, machten ihre Gastgeberinnen ihr klar, daß ihr dies nicht freistand. Immer wieder sagten die Frauen »Kuram«, und sie hoffte, daß es der Name eines Mannes war, der Urdu sprechen konnte, und den man herbeiholen wollte.
    Sie hatte fast richtig vermutet. Schließlich bedeutete ihr eine der älteren Frauen mit Gesten, ihr zu folgen. Sie betraten einen Hof und verließen dann das Anwesen, wobei die Frau ihr Gesicht verhüllte, als sie hinausgingen. »Kuram«, sagte sie und wies auf einen großen, jungen Pathanen mit intelligentem Gesicht.
    Hoffnungsfroh sagte Laura: »Sprichst du Urdu?«
    Er lächelte. »Ja«, sagte er in reinem Englisch. »Aber möchten Sie nicht lieber in Ihrer eigenen Sprache sprechen?«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte sie inbrünstig. »Sind Sie ein Soldat des Sirkar?«
    »Das war ich, bis ich eine jugendliche Dummheit beging«, sagte er ein wenig traurig. »Dann nahm ich eine Stellung bei einem Bergfürsten an und ging mit ihm nach England. Zwei Jahre blieb ich dort.« Er wies auf eine kleine Holzbank an einer Lehmmauer. »Sagen Sie mir, was eine Engländerin hier macht. Für meine Leute sind Sie ein Wunder.«
    In der Hoffnung, Kurams Zeit in England bedeutete auch, daß er auf britischer Seite stand, nannte Laura ihren Namen und erklärte ihm die Lage. Schließlich fügte sie hinzu: »Wollen Sie mir helfen? Ich brauche eine Eskorte und einen Führer.«
    Er dachte nach. »Meine Leute werden nicht besonders froh darüber sein, daß britische Truppen durch unser Land marschieren. Allerdings wird es ihnen noch weniger gefallen, wenn die

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