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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sie damit fertig war, würde das Nichtstun schwer auf ihr lasten. »Gerne. Ich war noch nie auf Tigerjagd.«
    »Es wird keine von diesen farbenprächtigen Jagden mit Elefanten und Treibern werden«, warnte er, »aber dafür ziemlich ungefährlich und wahrscheinlich sehr interessant. Natürlich kann es auch schrecklich langweilig werden, wenn der Tiger sich nicht blicken läßt.«
    Sie sah aufmerksam zu, als er das Gewehr wieder zusammensetzte. Es lag eine Anmut in seinen Bewegungen, eine Fähigkeit, seinen Körper absolut unter Kontrolle zu haben, die sie faszinierte. Wie würde es sein, von solch geschickten Händen berührt zu werden?
    Ihre Wangen röteten sich, als sie die Richtung ihrer Gedanken bemerkte. Eine sittsame englische junge Dame würde niemals solche Phantasien haben. Allerdings war sie weder englisch noch sittsam. Was für ein Glück, daß Ian Cameron an ihr nicht interessiert war, denn er stellte genau den Typus Mann dar, der weibliche Vernunft rückhaltlos in sich zusammenfallen lassen konnte. Wie als Beweis hörte Laura sich sagen: »Bitte verzeihen Sie mir die Aufdringlichkeit der Frage, aber ist Schießen schwerer, wenn man ein Auge verloren hat?«
    Seine dichten Brauen hoben sich sardonisch. »Haben Sie Zweifel, daß ich Sie davor beschützen kann, gefressen zu werden?«
    »Natürlich nicht.« Sie wurde wieder rot. »Sie haben ja gesagt, daß es auf dem Machan sicher ist. Und wahrscheinlich ist eine zarte Ziege appetitlicher als eine alte Jungfer.«
    »Ich bin nicht dumm genug, um so eine Bemerkung zu kommentieren.« Wieder zeigte er ein flüchtiges Lächeln, das viel zu schnell verflog. »Tatsächlich ist meine Zielsicherheit sogar noch besser geworden. Ich habe darüber nachgedacht und es schließlich begriffen, denn ein Schütze schließt ja meist ein Auge beim Zielen. Nur noch eines zu haben, vereinfacht den Prozeß und scheint meine Konzentration zu erhöhen. Dazu kommt, daß ich zum Glück Linkshänder bin. Als Rechtshänder hätte der Verlust des rechten Auges bedeuten können, daß ich nichts mehr treffe.«
    »Interessant, daß es wenigstens eine positive Seite gibt«, sagte sie fasziniert. »Und welche Auswirkungen hat die Sache noch?«
    »Na ja, die Leute starren einen mehr an.« Er berührte die Augenklappe. »Asiaten haben einen fast mystischen Respekt vor dem Augenlicht. Ein Auge zu verlieren, heißt, unvollständig und wahrscheinlich böse zu sein. Manche der Einheimischen machen hinter meinem Rücken Zeichen gegen das Böse.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte sie mit leiser Stimme. »Entschuldigung. Die Frage war sehr unhöflich.«
    »Es ist mir lieber, offen gefragt zu werden, als zu merken, wie die Leute versuchen, mich nicht anzusehen«, sagte er. »Der Verlust des Auges ist die Folge von Prügeln, die ich im Gefängnis erhielt. Es tat sehr weh und war, gelinde gesagt, unangenehm. Dennoch: Ich war so glücklich, daß ich das andere behalten hatte, daß ich nicht viel Zeit damit verbrachte, mein Schicksal zu verfluchen.«
    Wieder betastete er die schwarze Klappe. »Ich bin immer noch dabei, mich daran zu gewöhnen. Komisch eigentlich, aber obwohl ich natürlich kein besonders großes Gesichtsfeld mehr besitze, ist es doch viel besser und weiter geworden, als es am Anfang gewesen war.« Er dachte eine kurze Weile nach. »Anfangs hatte ich auch permanent Kopfschmerzen, aber sie lassen bereits nach. Es ist schwer, Tiefe und Entfernungen einzuschätzen. Manchmal stelle ich fest, daß ich wie ein Pony mit dem Fuß auf dem Boden scharre, weil ich nicht erkennen kann, ob vor mir eine Stufe ist. Und bitten Sie mich bloß nicht, Ihnen einen Drink einzuschenken, es sei denn, Sie sind an abenteuerlichen Resultaten interessiert. Aber trotzdem wird es immer besser.«
    »Aber da wäre noch ein positiver Aspekt, der Sie vielleicht freuen wird«, sagte Laura fröhlich. »Sie sehen wirklich umwerfend mit der Augenklappe aus.
    Wenn Sie sich in Gesellschaft begeben, werden Sie sich gewiß mit Händen und Füßen gegen verliebte Mädchen wehren müssen.«
    Seine Laune verschlechterte sich augenblicklich. »Ich hoffe nicht.« Er kam auf die Füße und nahm die Waffen auf. »Wohin soll ich die beiden bringen? Da sie nun Ihnen gehören, sollten Sie sie vielleicht in Ihrem Zelt lassen.«
    Laura akzeptierte den abrupten Themenwechsel, aber sie blieb dennoch bei ihrer Meinung: Ob er es mochte oder nicht — er würde dazu verdammt sein, weibliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Was für ein Glück,

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