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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Leben brauchte.«
    »So wie du es sagst, scheinst du ihre schnelle Wiederverheiratung nicht zu billigen«, bemerkte Ian sehr richtig. »Aber für die meisten Frauen ist dies die bessere Alternative. Nur wenig haben den Mut, freiwillig der Welt allein gegenüberzutreten, wie du es tun wolltest.«
    »Es bestand nicht die Gefahr, daß sie lange allein bleiben würde. Männer umschwärmten sie immer wie Bienen einen Marmeladentopf, und der Ort in der Schweiz war da keine Ausnahme. Einige wollten nur eine Affäre, aber diese zog sie erst gar nicht in Betracht. Aber es kostete sie nicht viel Zeit, ein paar seriöse Verehrer an Land zu ziehen.«
    »Wie hat Kenneth Stephenson es geschafft, sich für das Rennen zu qualifizieren? Er kam mir nicht so vor wie der Typ, der seine Zeit in schicken Badeorten verbringt.«
    »Es war ein reiner Zufall, der ihn dorthin brachte«, antwortete Laura. »Er war auf der Rückreise nach England, um im College der Company in Haileybury zu lehren. Der Freund, der mit ihm reiste, hatte sich in Indien ein paar gesundheitliche Probleme zugezogen und wollte eine Kur machen. Also taten sie es beide. Kenneth hat mir einmal erzählt, daß er Tatjana sofort heiraten wollte, als er sie zum ersten Mal sah. Er war fünfzehn Jahre älter als sie und überhaupt kein Draufgänger, aber er konnte ziemlich resolut sein, wenn er etwas erreichen wollte.«
    »Und wann hat deine Mutter dich nach deiner Meinung gefragt?«
    »Eines Tages beim Eisessen fragte sie mich, ob es einen unter den Verehrern gäbe, den ich gern als Vater hätte.« Laura lächelte bei der Erinnerung. »Einer von ihnen war ein enorm reicher italienischer Graf, ein anderer ein ebenso vermögender Schweizer Bankier. Wir hatten auch noch einen französischen Seidenhändler und einen preußischen General. Wenn ich zurückdenke, hatte Kenneth das wenigste Geld von allen.«
    Sie kicherte. »Es war gar nicht leicht, jemanden auszuwählen, denn einige versuchten, meine Gunst zu erkaufen. Der Italiener schenkte mir eine wundervolle Puppe und schlug dann vor, ich sollte irgendwo damit spielen gehen. Der Bankier hatte immer die leckersten Süßigkeiten, der Franzose versorgte mich mit Bändern und Schleifen, der General sorgte dafür, daß ich auf einem Pony reiten konnte, und so weiter. Kenneth war der einzige, der mit mir sprach. Als Tatjana uns einander vorstellte, ließ er sich auf ein Knie nieder, so daß unsere Augen auf einer Höhe waren, und sagte, er wäre sehr erfreut, mich, Larissa Alexandrowna, kennenzulernen. Und er sagte es so, als ob es ihn wirklich freute. Zudem redete er nicht nur - er hörte mir auch zu. Als meine Mutter mich nach meinem Favoriten fragte, zögerte ich nicht. Am nächsten Tag sagte sie mir, sie würde Mr. Kenneth Stephenson heiraten, und wir würden nach England ziehen.«
    »Waren sie denn glücklich miteinander, der Pfau und die Eule?«
    Laura nickte. »Seltsam genug, sie waren glücklich. Ich glaube, meine Mutter hatte schließlich genug von Romanzen und Melodramatik. Einmal sagte sie mir, eine Frau sollte heiraten, um Freundschaft und Beständigkeit zu erfahren.« Und Tatjana hatte mit ei-nem Hauch von Bitterkeit hinzugefügt, daß Leidenschaft trügerisch wie Treibsand sei.
    »Sehr klug von ihr, dich nach deiner Meinung zu fragen«, kommentierte Ian nachdenklich. »Ein Kind kann viel eher hinter hübsche Fassaden auf das Wesen eines Mannes blicken. Kenneth Stephenson war vielleicht in materieller Hinsicht nicht die erste Wahl, aber ganz sicher konnte er der beste Stiefvater für dich sein.«
    Laura unterdrückte ein Schaudern. »Allein der Gedanke, einen anderen Stiefvater zu haben, macht mir eine Gänsehaut. Aber nicht nur ich hatte einen Nutzen davon. Vielleicht hat Tatjana ihn anfangs nicht geliebt, später tat sie es auf jeden Fall. So sehr sie das Flirten genoß, hat sie sich nie mehr für einen anderen Mann interessiert.«
    Sie blickte Ian an. »Nun weißt du alles Interessante über mich, Lord Falkirk.«
    »Das bezweifle ich, Larissa Alexandrowna Karelian Stephenson Cameron, Baroneß Falkirk«, sagte er lächelnd. »Aber ich denke, wir haben für heute genug im Bett geplaudert. Wir sollten aufstehen, frühstücken und uns auf den Weg machen.«
    Laura nickte und kletterte aus dem Bett, dann streckte sie genüßlich die Arme über den Kopf und bog ihren Rücken durch wie eine Katze. Sie fühlte sich wunderbar; die emotionalen Höhen und Tiefen des vergangenen Tages hatten ihr anscheinend gut getan.
    Plötzlich

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