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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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bestätigt, daß er nicht mehr träumte. Seine Erektion war genauso echt: Er war wieder ein ganzer, gesunder Mann.
    Seine erste Reaktion war überwältigende Freude. Wenn er zurückblickte, erkannte er, daß es leichte Anzeichen für eine Besserung schon seit einiger Zeit gegeben hatte. Er hatte Lauras Nähe immer genossen, aber was sich zuerst nur auf ein schönes Gefühl beschränkt hatte, war schrittweise mit sexuellen Empfindungen durchzogen gewesen. Und er erkannte, daß die Würze der Lust die ganze Welt erhellt hatte. Als er heute Rithu betrachtet hatte, war seine Einschätzung mit männlicher Bewunderung vermischt gewesen.
    Ians erster Impuls war, Laura wild zu küssen, seine Freude mit der Frau zu teilen, die soviel dazu beigetragen hatte, seine Dankbarkeit mit seiner ganzen sexuellen Erfahrung und mit intensiver Leidenschaft zu beweisen. Sein Kopf beugte sich schon über sie, als er abrupt innehielt.
    Laura hatte ihn ausgerechnet deswegen geheiratet, weil er zu sexueller Aktivität unfähig war. Immer wieder hatte sie betont, daß es genau das war, was sie wollte, und sie hätte seinen Antrag unter anderen Umständen niemals angenommen. Seine wiedererlangte Potenz, die für ihn eine Quelle des Glücks war, würde für sie Schrecken und Abscheu bedeuten. Sein ganzer Körper pochte vor Begierde, die sich ganz und gar auf die anmutige, warme Frau an seiner Seite konzentrierte - aber diese Begierde auszuleben, hieße, seine Frau zu verraten und den Rest der Ehre, die ihm geblieben war, in den Dreck zu ziehen.
    War die Lust immer schon so beharrlich, so irrational und so schwer zu kontrollieren gewesen? In dem Wissen, daß er sich von ihr entfernen mußte, wenn er nicht etwas Unverzeihliches tun wollte, rollte Ian sich von der Liege. Er taumelte zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Müde rieb er sich die Schläfen, während seine überschäumende Freude sich zur bitteren Erkenntnis wandelte, was für Folgen daraus entstehen konnten. Tief in seinem Inneren hatte er stets geglaubt, seine Impotenz wäre sowohl Bestrafung als auch Symbol für seine abstoßende Feigheit gewesen, die er in Buchara an den Tag gelegt hatte. Und er hatte grimmig akzeptiert, daß es irgendwie passend war.
    Doch nun sah es so aus, als würde die Bestrafung viel subtiler und grausamer sein. Laura hatte ihm, wenn er es brauchte, unverlangt Wärme und Verständnis entgegengebracht. Sie vertraute ihm zutiefst, sonst hätte sie nicht so entspannt mit ihm umgehen können, wie sie es jetzt tat.
    Er drehte sich um und musterte seine Frau. Den Vertrag zu brechen, den sie geschlossen hatten, wäre widerwärtig, aber er sah keine Möglichkeit, wie er den Rest seines Lebens in zarter Keuschheit neben ihr im Bett liegen sollte. Wenn er es versuchte, dann würde früher oder später - und er war sich nur zu deutlich bewußt, daß es eher früher sein würde - die überwältigende Lust sein Ehrgefühl besiegen und die Basis ihrer Ehe vernichten.
    Einen Augenblick überlegte er, ob er sich woanders Erleichterung verschaffen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Diese Lösung könnte besser sein, als das Vertrauen seiner Frau zu brechen, aber sein calvinistisches Gewissen rebellierte bei der Idee, mit einer anderen Frau zu schlafen, und nicht nur, weil er sich vergeblich einzureden versuchen würde, die andere wäre Laura.
    Der Nichtvollzug der Ehe war ein Grund für eine Annullierung, und vielleicht wäre dies der beste Weg. Aber wäre eine Annullierung nicht genauso Verrat? Er hatte geschworen, seine Frau zu ehren und zu lieben, und dies zu tun, war Pflicht und Vergnügen zugleich.
    Laura lag zusammengerollt auf der Seite, eine Hand steckte unter dem Kissen ihres Mannes. Im dämmrigen Lampenlicht waren nur weiche geheimnisvolle Schatten zu sehen. Sein Herz zog sich zusammen, als er sie reglos betrachtete. Er konnte sie niemals gehen lassen.
    Lautlos trat er zum Bett und blieb vor ihr stehen. Wie schön sie war! Neben ihr zu schlafen, hatte ihm eine Idee davon gegeben, wie ihr Körper beschaffen war, aber lieber noch würde er das Nachthemd hinaufschieben und es sehen. Dann würde er mit seinen Lippen...
    Als er erkannte, daß seine Hand sich nach ihr ausstreckte, zog er sich hastig vom Bett zurück. Unruhig lief er hin und her, bis er zu dem Schluß kam, daß er nur versuchen konnte, Laura zu helfen, langsam ihre Abneigung gegenüber den ehelichen Beziehungen zu überwinden. Wenn sie auch Angst vor Sex zu haben schien, war sie keine frigide

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