Indische Naechte
zählte ihre Gründe dafür in peinlichen Details auf.«
Laura kicherte. »In diesem Teil des Landes scheinen die Frauen ziemlich unabhängig zu sein.«
»Rithu bestimmt«, antwortete Ian mit amüsiertem Unterton. »Manoj wußte genau, daß er sie verloren hatte, aber da er fünfundsiebzig Rupien für sie bezahlt hatte, verlangte er den Betrag als Wiedergutmachung zurück.«
»Das ist viel Geld für ein solches Dorf.«
»Sie ist ein ziemlich hübsches Mäuschen«, erklärte Ian. »Ich sagte, die Forderung sei gerechtfertigt, und schon ging das Feilschen los. Jeder der Zuschauer hatte eine Meinung. Rithu selbst war beleidigt, als Kasturi meinte, sie wäre höchstens noch fünfundzwanzig Rupien wert, da sie ja nicht mehr neu sei. Ich entschied schließlich, daß fünfzig Rupien angemessen seien. Kasturi hatte nicht soviel Geld, aber Freunde halfen ihm aus, und am Ende bekam Manoj seine Wiedergutmachung.
Soweit war alles gut und schön — bis eine verhärmte Frau aufstand und fragte, was nun aus ihr, Kasturis Frau, werden sollte. Mit Tränen in den Augen erklärte sie, daß sie krank und ohne Verwandte sei. Würde sie nun, da ihr Mann sich eine jüngere Frau genommen habe, verstoßen werden und verhungern müssen?«
Laura runzelte die Stirn. »Und so wurde die richterliche Aufgabe etwas komplizierter.«
»Eigentlich regelte sich das Problem auf einmal auf höchst unerwartete Weise von selbst.« Ian streichelte Lauras Arm und war einen Augenblick von ihrer glatten weichen Haut abgelenkt. »Keiner hatte bis zu dem Zeitpunkt erwähnt, daß Kasturi bereits eine Frau besaß, und ich zerbrach mir gerade den Kopf, was zum Teufel ich tun sollte, als Rithu aufstand, zu der Frau ging, sie umarmte und sagte, sie würden Schwestern sein. Rithu will sich um Tetri kümmern und Kasturis Geschenke gerecht mit ihr teilen. Aber das Seltsamste kam noch. Manoj stand plötzlich auf und sagte, da Kasturi nun zwei Frauen habe, um die er sich kümmern müsse, solle er die fünfzig Rupien zurückerhalten, da er sie dringender brauchen würde.«
Mit einem Frosch im Hals bemerkte Laura: »Was soll man zu solchen großen Gesten noch sagen?«
»Als Richter habe ich natürlich aus vollem Herzen zugestimmt. Als Mann dachte ich, es gibt noch Hoffnung für die menschliche Rasse.« Ian stand auf. »Ich werde mich jetzt waschen. Ich nehme an, unser Dinner wird erneut aus uraltem, zähen Federvieh bestehen, das nur eßbar durch endloses Schmoren in Curry geworden ist?«
Lächelnd stand auch sie auf. »Ja. Ich habe auch noch nicht gegessen, denn ich wollte auf dich warten. Später erzähle ich dir von dem Sadhu, den ich getroffen habe.«
»Ein Musterbeispiel einer Frau«, murmelte Ian, und ohne nachzudenken ließ er seine Hand über Lauras Hinterteil gleiten. Seine Frau warf ihm einen verdutzten Blick zu, protestierte aber nicht. Sie hatte aber auch wirklich die appetitlichsten Rundungen, die man sich wünschen konnte.
Leise vor sich hin pfeifend, ging er in den spartanischen Waschraum. Das Leben war doch ziemlich nett.
Er begann, aus seinem Schlaf aufzuwachen, als Leela sich in seinen Armen umdrehte und ihre Hand schläfrig an ihm herabwanderte. Er reagierte augenblicklich auf die Berührung, denn sie waren lange nicht mehr zusammengewesen. Doch er nahm sich Zeit, denn er wußte, daß die Reise genauso wichtig wie das Ziel war. Zärtlich strich er über ihr fließendes schwarzes Haar und atmete den Jasminduft ein. Leela war noch immer im Halbschlaf, ihr nacktes Knie lag zwischen seinen Schenkeln, ihr warmer Atem liebkoste seine Schulter. Als seine Lust wuchs, küßte er ihre Schläfe und legte seine Hand auf eine ihrer Brüste.
Die Brust unter seiner Hand war nicht die der zierlichen Leela, sondern die vollere Rundung einer größeren Frau.
Die Erkenntnis riß Ian mit der Macht einer eiskalten Dusche in den Wachzustand zurück. Einen furchtbaren Augenblick dachte er, er wäre im Gefängnis und träumte von vergangenen Zeiten. Doch das Haar, das sein Gesicht kitzelte, war echt, und als er sah, daß es nicht schwarz war, sondern einen funkelnden Bronzeton hatte, kehrte er wieder in die Gegenwart zurück. Er war in dem Dorf Hirsar, und die Frau in seinem Arm war die, die er geheiratet hatte.
Nun wirklich wach, traf ihn der nächste Schock: Seine Erregung war echt. Das Blut pulsierte auf eine Art durch seine Adern, von der er geglaubt hatte, er würde sie nie wieder empfinden. Ungläubig fuhr er mit der Hand seinen Körper herunter und fand
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