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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Schwert mit beiden Händen, ließ es mit der Wucht meines Hasses auf den Kaziken niedergehen, der mir am nächsten stand, und trennte ihm mit einem Schlag den Kopf ab. Der Schwung des Schwertstreichs warf mich auf die Knie, wo mir ein Schwall Blut ins Gesicht spritzte, während der Kopf des Getöteten gegen meine Füße rollte. An den Rest erinnere ich mich nicht mehr gut. Einer der Wachen versicherte später, ich hätte in derselben Weise die sechs anderen Gefangenen geköpft, der andere behauptet, sie beide hätten das Werk zu Ende geführt. Es spielt keine Rolle. Jedenfalls lagen binnen weniger Minuten sieben Köpfe auf der Erde. Vergebe mir Gott. Ich packte einen bei den Haaren, lief in Riesenschritten hinaus auf den Platz, erklomm die Sandsäcke der nächsten Barrikade und schleuderte meine grausige Trophäe mit aller Kraft auf die andere Seite, und dabei durchfuhr ein schrecklicher Triumphschrei meinen Leib und brach bebend wie ein Donner aus meiner Kehle. Der Kopf wirbelte durch die Luft und landete inmitten der indianischen Scharen. Ich sah mir die Wirkung nicht an, lief zurück zu der Zelle, nahm die nächsten zwei Köpfe und warf sie in die gegenüberliegenden Straßenmündungen des Platzes. Ich meine, die Wachen hätten mir die restlichen vier gebracht, aber auch dabei bin ich mir nicht sicher, vielleicht habe ich sie selbst geholt. Ich weiß nur, daß meine Arme mir den Dienst nicht versagten, als ich die Köpfe in die Menge unserer Feinde schleuderte. Noch bevor ich den letzten warf, senkte sich eine eigentümliche Stille über den Platz, die Zeit verharrte, und durch densich lichtenden Qualm sahen wir, wie die Indios, stumm, mit angstgeweiteten Augen zurückwichen, einen Schritt, zwei, drei, dann schoben sie, rannten und flohen durch die Straßen, die sie längst eingenommen hatten.
    Eine Ewigkeit verging, vielleicht nur ein Augenblick. Dann plötzlich entwich auf einen Schlag alle Kraft aus mir, meine Knochen lösten sich auf wie Schaum, ich tauchte aus diesem Albtraum auf und wurde des Gräßlichen gewahr, das ich getan hatte. Ich sah mich, wie die Leute ringsum mich sahen: ein Dämon, das Haar zerwühlt, Gesicht und Hände blutverschmiert, ohne Stimme schon vom vielen Schreien. Meine Knie knickten weg, ich spürte einen Arm um die Hüfte, und Rodrigo de Quiroga hob mich auf, preßte mich gegen seine harte Rüstung und trug mich unter den Blicken der entsetzensstarren Menschen über den Platz.
    Santiago de la Nueva Extremadura war gerettet, aber es war nichts davon übrig als qualmende Holzbalken und Schutt. Von der Kirche standen nur noch die Pfeiler, von meinem Haus vier rußgeschwärzte Wände; Aguirres Haus war noch als solches zu erkennen, alle übrigen ein Haufen Asche. Vier Soldaten waren gefallen, alle anderen verwundet, viele davon schwer. Die Hälfte unserer Yanaconas war in der Schlacht getötet worden, und fünf weitere starben in den kommenden Tagen an Wundbrand und Blutverlust. Cecilia, die Ammen und die Kinder blieben unverletzt, weil die Angreifer das Kellerloch nicht entdeckt hatten. Die Pferde und Hunde zählte ich nicht, aber von unserem Nutzvieh hatten nur die beiden Hennen, der Hahn und die zwei Schweine überlebt, die Catalina und ich geborgen hatten. Saatgut war uns kaum geblieben, wir hatten nichts als vier Hände voll Weizen.
    Rodrigo de Quiroga glaubte wie alle anderen, ich hätte in der Schlacht unwiederbringlich den Verstand verloren. Er hatte mich in die Ruinen meines Hauses getragen, wo Catalina das Lazarett zwischen den schwelenden Balken, sogut es ging, aufrechterhielt, und hatte mich dort behutsam auf die Erde gebettet. Er sah traurig und unendlich müde aus, als er sich mit einem sanften Kuß auf die Stirn von mir verabschiedete und auf den Platz zurückkehrte. Catalina zog mir zusammen mit einer anderen Frau den Brustschild aus, das Kettenhemd und das blutgetränkte Kleid auf der Suche nach den Verletzungen, die ich nicht hatte. Sie wuschen mich, so gut es ging, mit einem Büschel Pferdehaar als Schwamm, denn Lappen hatten wir keine mehr, und flößten mir einen halben Becher Schnaps ein. Ich erbrach eine rötliche Flüssigkeit, als hätte ich das fremde Blut sogar getrunken.
    Der Lärm von vielen Stunden Kampf war einer unwirklichen Stille gewichen. Die Männer konnten sich nicht mehr rühren, sie brachen zusammen, wo sie gerade standen, und blieben blutend und bedeckt von Ruß, Pulver und Staub liegen, bis die Frauen ihnen Wasser brachten, ihnen die Rüstungen

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