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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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ließ, nicht ahnend, daß sich unter dem goldenen Harnisch und dem mit Perlen bestickten Putz, womit der Marchese auf dem Schlachtfeld erschien, ein seltenes militärisches Genie verbarg, das er tausend und einmal unter Beweis stellte. 1524, als zwischen Frankreich und Spanien der Kampf um die Vormachtstellung in Italien tobte, war der Marchese mit zweitausend der besten spanischen Soldaten plötzlich wie von Geisterhand verschwunden, geschluckt vom winterlichen Nebel. Rasch verbreitete sich die Kunde, sie seien desertiert, und in Spottliedern verhöhnte man sie als Verräter und Feiglinge, während sie, verborgen in einer Burg, still und leise ihr Wiederauftauchen vorbereiteten. Es war November, und die Kälte griff nach den Seelen der unglücklichen Soldaten, die im Burghof kampierten. Sie verstanden nicht, weshalb sie dort kampfbegierig, aber taub vor Kälte herumsitzen mußten, anstatt gegen die Franzosen zu Felde zu ziehen. Doch der Marchese di Pescara ließ sich Zeit und wartete mit der Geduld des erfahrenen Jägers auf den richtigen Augenblick. Endlich, es waren schon Wochen vergangen, gab er seinen Offizieren den Befehl zum Aufbruch. Pedro de Valdivia hieß die Männer seines Bataillons, sich die Rüstung über das wollene Unterzeug zu ziehen, ein mühsames Unterfangen, weil die Finger an dem eiskalten Metall festfroren. Dann verteilte er leinene Laken, unter denen sie sich verbergen sollten. Wie weiße Gespenster marschierten sie schweigend und bibbernd vor Kälte die ganze Nacht hindurch, bis sie im Morgengrauen die feindliche Feste erreichten. Die Wachen auf den Zinnenvermeinten wohl, eine Bewegung über dem Schnee zu sehen, hielten sie jedoch für die Schatten der Bäume im Wind. Daß sich da Spanier als weiße Wellen über den weißen Boden vorwärts schoben, erkannten sie erst, als diese schon zum Angriff bliesen und die Festung im Sturm nahmen. Der überwältigende Sieg machte den Marchese di Pescara zum berühmtesten Feldherrn seiner Zeit.
    Im Jahr darauf kämpften Valdivia und Aguirre in der Schlacht von Pavia, der schönen Stadt der hundert Türme, und auch dort unterlagen die Franzosen. Ein Soldat aus der Kompanie von Pedro de Valdivia nahm den erbittert kämpfenden König von Frankreich gefangen, den er, ohne ihn zu erkennen, vom Pferd gerissen hatte und eben mit einem Schwertstreich niedermachen wollte. Valdivia kam gerade noch rechtzeitig dazu, um das zu verhindern, und änderte so den Lauf der Geschichte. Über zehntausend Gefallene blieben auf dem Schlachtfeld zurück; noch Wochen später wimmelte die Luft von Fliegen und die Erde von Ratten. Es heißt, noch heute steckten dort Knochensplitter zwischen den Blättern von Salat und Blumenkohl. Valdivia begriff, daß erstmals nicht die Kavallerie über den Sieg entschieden hatte, sondern zwei neuartige Waffen: die Arkebuse, die umständlich zu laden war, aber eine große Reichweite besaß, und die Kanone aus Bronze, leichter und beweglicher als die aus geschmiedetem Eisen. Ebenfalls bedeutsam war die Beteiligung vieler Tausend Söldner gewesen, die teils aus der Schweiz kamen, teils deutsche Landsknechte waren, berüchtigt für ihre Brutalität und von Valdivia verachtet, weil für ihn der Krieg, wie alles andere auch, eine Frage der Ehre war. Was er im Kampf um Pavia erlebt hatte, weckte sein Interesse für Strategie und moderne Waffen. Allein mit der Todesverachtung von Männern wie Francisco de Aguirre war kein Krieg mehr zu gewinnen, er war zu einer Wissenschaft geworden, die studiert und logisch durchdacht sein wollte.Bei dem Waffengang von Pavia hatte Pedro de Valdivia einen Lanzenstoß in die Hüfte erhalten, und da die Wunde zwar mit siedendem Öl ausgebrannt worden war, jedoch bei der geringsten Anstrengung wieder aufbrach, kehrte er erschöpft und hinkend heim nach Castuera. Es war an der Zeit, daß er heiratete, für einen Stammhalter sorgte und sich der Ländereien annahm, die wegen seiner langen Abwesenheit brachlagen und verwilderten, wie seine Mutter ihm in ihren Briefen unermüdlich beteuert hatte. Am gescheitesten wäre, er suchte sich eine Braut mit einer beachtlichen Mitgift, da das verarmte Gut der Valdivias ihrer dringend bedurfte. Die Familie hatte sich mit dem Pfarrer bereits über mehrere Kandidatinnen verständigt, alle bestens beleumundet und vermögend, und Pedro würde ihnen seine Aufwartung machen können, während er von seiner Verwundung genas. Doch aus diesem Vorhaben wurde nichts.
    Pedro erblickte Marina Ortiz de

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