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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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mehr den Mund nicht halten konnte, wurde ihm zum Verhängnis, weil ich von den kindischen Einzelheiten der Intrige Wind bekam, ohne das geringste dafür tun zu müssen. Wieder warnte ich Pedro vor der Gefahr, und der schüttete sich zunächst aus vor Lachen und wollte mir nicht glauben, willigte dann aber doch ein, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Mordabsichten des Sanchode la Hoz bestätigten sich, und er wurde zum Tode verurteilt, zum zweiten oder dritten Mal, ich weiß es schon nicht mehr, aber im letzten Moment besann sich Pedro auf seine alte Gewohnheit und begnadigte ihn.
    Als ich fertig angekleidet war, entschuldigte ich mich hastig bei Cecilia, lief zu Hauptmann Villagra, wiederholte ihm, was ich von der Prinzessin wußte, und stellte klar, daß, sollte de la Hoz Erfolg haben, er selbst und die anderen, die treu zu Pedro standen, die ersten wären, deren Köpfe rollten.
    »Habt Ihr Beweise, Doña Inés?« wollte Villagra zornesrot wissen.
    »Nein, nur Gerüchte, Don Francisco.«
    »Die genügen mir.«
    Und er nahm den Verräter kurzerhand fest und ließ ihn noch am selben Abend mit der Axt enthaupten, ohne ihm auch nur Zeit für die Beichte zu geben. Dann befahl er, den Kopf an den Haaren durch die Straßen der Stadt zu tragen und ihn schließlich zur Abschreckung der Zweifler wie üblich auf einen Pfahl zu spießen. Wie viele Köpfe habe ich in meinem Leben schon auf diese Weise ausgestellt gesehen? Unmöglich, sie zu zählen. Villagra verzichtete darauf, gegen die übrigen Aufsässigen vorzugehen, die sich wie Ratten in ihren Häusern verkrochen hatten, denn er hätte ganz Santiago festnehmen müssen, so aufgebracht war die Stimmung gegen Valdivia. Durch sein Vorgehen erstickte der Hauptmann an einem einzigen Abend den Bürgerkrieg im Keim, und wir waren dieses Geschmeiß Sancho de la Hoz ein für allemal los. Es wurde auch Zeit.
    Pedro de Valdivia brauchte einen Monat für die Reise nach Callao, weil er auf seinem Weg in den Norden mehrmals Station machte, um auf Nachrichten aus Santiago zu warten. Er mußte sichergehen, daß Villagra die Lage mit Geschick meisterte und ihm den Rücken freihielt. Durch einenschnellen Boten erfuhr er von der Verschwörung des Sancho de la Hoz, scheute sich indes, die unmittelbare Verantwortung für das Ende des Verräters zu übernehmen, weil ihm das womöglich Schwierigkeiten mit der Gerichtsbarkeit eingetragen hätte. Daß sein treuer Statthalter die Verschwörung auf seine Art aus der Welt geschafft hatte, hörte er gewiß gern, doch gab er sich überrascht und ungehalten über den Vorfall, schließlich hatte er die guten Verbindungen seines Widersachers zum Hofe Karls V. nicht vergessen.
    Damit ich ihm verzieh, schickte mir Pedro durch einen berittenen Boten aus La Serena einen Liebesbrief und einen närrischen goldenen Ring. Ich zerriß den Brief und schenkte Catalina den Ring unter der Bedingung, daß sie ihn mir aus den Augen schaffte, weil er mich rasend machte.
    Auf seinem Weg nach Norden hatte Pedro zehn herausragende Hauptleute um sich geschart, stattete sie mit Hilfe des Goldes der geprellten Bürger von Santiago mit Rüstungen, Waffen und Pferden aus und brach mit ihnen auf, um sich dem Geistlichen La Gasca für die Sache des Königs anzuschließen. Um zum Heer der Königstreuen zu stoßen, mußten Valdivias Ritter hinauf in die eisigen Höhen der Anden, wo die Pferde vor Erschöpfung keuchten und ihnen selbst von der Höhe die Ohren schmerzten und das Blut aus Nase und Mund lief. Sie wußten, La Gasca war ein Mann von außergewöhnlicher Zähigkeit und Willenskraft, doch er war Mönch, besaß keinerlei militärische Erfahrung und würde es mit einem stattlichen Heer unter der Führung eines kampferprobten und tapferen Feldherrn aufnehmen müssen. Was immer man Gonzalo Pizarro vorwerfen wollte, ein Hasenfuß war er nicht. Die Truppen von La Gasca, die ihrerseits vom mühevollen Marsch durchs Gebirge krank waren, bis auf die Knochen durchgefroren und angesichts der feindlichen Übermacht voller Furcht, empfingen Valdivia und seine zehn Hauptleute wie Sendboten des Himmels. Ihr Auftauchen kam für La Gasca einem Wundergleich und sollte das Blatt zu seinen Gunsten wenden. Er empfing sie dankbar und mit offenen Armen und ernannte Pedro de Valdivia, den schon zur Legende gewordenen Eroberer Chiles, zu seinem Oberfeldmeister. Die Truppe faßte neuen Mut, unter dieser Führung schien der Sieg ihr gewiß. Valdivia, seit Jahren im Umgang mit Untergebenen geübt,

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