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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Valparaíso, und dann wandte er den Blick zum Bío Bío, wo er die Mapuche zu bändigen gedachte. Felipe hatte mir erklärt, daß der Fluß den Mapuche heilig ist, weil er den natürlichen Lauf allen Wassers ordnet, mit seiner Kühle den Zorn der Vulkane besänftigt und an seinen Ufern alles gedeiht, sei es der kräftigste Baum oder der unscheinbarste Pilz, durchsichtig und kaum zu erkennen. Nach den Urkunden, die Valdiviavon Pizarro erhalten hatte, reichte sein Hoheitsgebiet bis zur Meerenge des Magellan, aber niemand wußte, wo genau diese berühmte Passage zu finden war, die den Ozean im Osten mit dem im Westen verbindet. Etwa um diese Zeit kam aus Peru ein Schiff unter dem Kommando des jungen italienischen Kapitäns Pastene, und Valdivia stattete den Mann mit einem klingenden Admiralstitel aus und hieß ihn, den Süden zu erkunden. Pastene folgte der Küste nach Süden, entdeckte tiefgrüne Wälder, traumschöne Landschaften, Inselgruppen und Gletscher, fand indes die Passage nicht, die offenbar viel weiter südlich lag, als wir vermutet hatten.
    Unterdessen erreichten uns sehr schlechte Nachrichten aus Peru, wo die politische Lage sich verheerend zuspitzte; das Land kam nicht zur Ruhe, ein Bürgerkrieg folgte auf den nächsten. Gonzalo Pizarro, einer der Brüder des ermordeten Marqués, hatte in offener Rebellion gegen die Krone die Macht an sich gerissen, und im Vizekönigreich Peru nahmen Korruption, Verrat und schädliche Umtriebe schließlich solche Ausmaße an, daß Kaiser Karl V. den hartgesottenen Dominikanerbruder La Gasca entsandte, um die Ordnung wiederherzustellen. Ich will meine Tinte nicht an den Versuch verschwenden, die damaligen Verwicklungen in der Stadt der Könige zu erklären, zumal ich sie selbst nie recht begriffen habe, aber ich erwähne diesen pockennarbigen Kirchenmann, weil er eine Entscheidung fällen sollte, die mein Leben auf den Kopf stellte.
    Pedro war rastlos und zerrissen, brannte darauf, weiteren chilenischen Boden zu erobern, der von den Mapuche eisern gehalten wurde, wollte aber zugleich an den Ereignissen in Peru teilhaben und wieder Anschluß an das Weltgeschehen finden. Acht Jahre lebte er nun schon fern von den Zentren der Macht, und insgeheim wünschte er, in den Norden zu reisen, wollte seine früheren Kampfgefährten treffen, Geschäfte machen, Einkäufe tätigen, sich fürdie Eroberung Chiles feiern lassen und im Kampf gegen den aufständischen Gonzalo Pizarro seinen Degen in den Dienst der Krone stellen. War er meiner überdrüssig? Mag sein, doch war ich damals ahnungslos, glaubte mich seiner Liebe sicher, hielt sie für naturgegeben wie die Sonne am Morgen. Gewiß, seine Unruhe blieb mir nicht verborgen, aber ich schob sie auf sein Mißbehagen an unserem seßhaften Leben, da die Aufregung der ersten Jahre in Santiago, als wir Tag und Nacht die Waffen griffbereit halten mußten, einem müßigeren und behaglicheren Alltag gewichen war.
    »Wir brauchen Soldaten für den Kampf im Süden und Familien, die das übrige Land besiedeln, aber Peru überhört meine Gesuche«, sagte Pedro eines Abends zu mir, hielt mit seinen eigentlichen Gedanken jedoch hinterm Berg.
    »Willst du etwa selber hin? Ich warne dich, wenn du nur einen Tag fort bist, geht es hier drunter und drüber. Du weißt doch, was dein Freund de la Hoz wieder ausbrütet«, sagte ich, hätte aber ebensogut still sein können, denn ohne mein Zutun hatte er seine Entscheidung bereits getroffen.
    »Villagra kann mich vertreten, er weiß, wie man durchgreift.«
    »Wie willst du denn Menschen aus Peru hierher nach Chile locken? Nicht jeder folgt so hehren Zielen wie du, Pedro. Die Leute suchen Reichtum, nicht bloß Ruhm.«
    »Mir wird etwas einfallen.«
    Es war seine Idee, ich hatte nichts damit zu schaffen. Pedro kündigte mit Pauken und Trompeten an, er werde Pastenes Schiff nach Peru schicken, und wer immer abreisen und sein Gold mitnehmen wolle, könne das tun. Die Nachricht wurde mit stürmischer Begeisterung aufgenommen, über Wochen war sie einziges Stadtgespräch. Fort! Mit Geld heim nach Spanien! Das war der Traum eines jeden Mannes, der aus dem alten Kontinent in die Neuen Indien aufbrach: reich zurückkehren. Als es dann jedoch soweitwar und die Reisenden sich in die Liste eintragen sollten, entschieden nur sechzehn Siedler, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, verkauften ihren Besitz zu einem Spottpreis, packten ihre Habe, nahmen ihr Gold und machten sich bereit zum Aufbruch. In dem Troß zum Hafen

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