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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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folgen, um Kannibalen zu zeichnen? Constanza fiel mir ins Wort, um mir mit schamrotem Gesicht zu eröffnen, es sei zu spät, daß ich mich widersetzte, denn auch wenn sie vor demmenschlichen Gesetz noch nicht Mann und Frau seien, so seien sie es doch vor Gott. Da mußte ich hören, daß die beiden abends auf dem Schiff, während ich mit den Empanadas beschäftigt gewesen war, in Belalcázars Kajüte miteinander beschäftigt gewesen waren, wie es ihnen gerade beliebte. Ich hob die Hand, um Constanza ein paar wohlverdiente Ohrfeigen zu verpassen, aber Belalcázar hielt meinen Arm fest. Am nächsten Tag heirateten die beiden in der Kirche von Cartagena, mit Kapitän Manuel Martín und mir als Zeugen. Sie bezogen ein Zimmer im Gasthof und begannen mit den Vorbereitungen für ihre Reise in die Wälder, wie ich befürchtet hatte.
    In der ersten Nacht, die ich allein in dem gemieteten Zimmer verbrachte, geschah ein Unglück, das ich vielleicht hätte verhindern können, hätte ich mich nur besser vorgesehen. Obwohl ich es mir eigentlich nicht leisten konnte, denn Wachslichter waren teuer, ließ ich eines aus Furcht vor den Kakerlaken, die im Dunkeln aus ihren Ritzen krabbeln, bis in die Nacht hinein brennen. Ich lag, nur mit einem leichten Hemd bekleidet, schlaflos auf der Pritsche, rang in der Schwüle nach Atem und dachte an meine Nichte, als ein Schlag gegen die Tür mich auffahren ließ. Zwar gab es einen Holzbalken, mit dem man die Tür von innen verriegeln konnte, aber ich hatte versäumt, ihn vorzulegen. Noch ein Schlag, die Tür schwang krachend auf, und im Rahmen erkannte ich die Umrisse von Sebastián Romero. Mit einem Satz war ich aus dem Bett, aber er war schon bei mir, stieß mich zurück auf das Lager und stürzte sich, Verwünschungen spuckend, auf mich. Ich trat um mich und kratzte, da traf mich ein wütender Schlag, ich schnappte nach Luft, und für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam, konnte ich mich nicht mehr rühren, er war über mir, erdrückte mich fast, knurrte Grobheiten und netzte mich mit seinem Geifer. Ich spürteseinen widerlichen Atem, seine kräftigen Finger, die sich in mein Fleisch krallten, seine Knie, die meine Beine auseinanderzustemmen versuchten, sein hartes Geschlecht an meinem Bauch. Vor Schmerz und Todesangst konnte ich kaum denken. Ich schrie, aber er hielt mir mit einer Hand den Mund zu, schnitt mir die Luft ab, zerrte mit der anderen an meinem Hemd und an seinen Beinkleidern, die er nicht los wurde, denn ich bin stark und wand mich wie ein Wiesel. Er hieb mir ins Gesicht, damit ich Ruhe gab, und riß mir mit beiden Händen den Stoff vom Leib; da begriff ich, daß ich so nichts gegen ihn ausrichten würde. Einen Moment schoß mir durch den Kopf, ihn gewähren zu lassen, in der Hoffnung, die Erniedrigung werde kurz sein, aber ich war rasend vor Wut und auch nicht sicher, daß er danach verschwinden würde; vielleicht würde er mich umbringen, damit ich ihn nicht verriet. Mein Mund war voller Blut, aber ich schluckte es hinunter und flehte ihn an, mir nicht weh zu tun, wir könnten es doch beide genießen, uns Zeit lassen, ich würde ihm ja ganz zu Willen sein. Ich erinnere mich nicht mehr in allen Einzelheiten an das, was dann geschah, ich glaube, ich strich ihm über den Kopf und flüsterte eine Litanei von Anzüglichkeiten, die ich von Juan de Málaga gelernt hatte, und das schien ihn ein wenig zu besänftigen, jedenfalls ließ er mich los und stand auf, um seine Beinkleider abzustreifen, die ihm auf der Höhe der Knie hingen. Blind tastete ich nach dem Dolch, den ich immer in meiner Nähe wußte, zog ihn unter dem Kopfkissen hervor, umklammerte ihn fest mit der Rechten und verbarg ihn seitlich an meinem Körper. Als Romero sich erneut über mich warf, erlaubte ich ihm, sich zurechtzulegen, schloß meine Beine um seine Hüfte und legte ihm den linken Arm um den Hals. Er grunzte zufrieden, und überzeugt, daß ich mich endlich geschlagen gab, schickte er sich an, seine Macht auszuspielen. Ich verschränkte die Füße über seinen Nieren und hielt ihn mit den Beinen fest. Dann hob ich den Dolch,umklammerte den Schaft mit beiden Händen, schätzte ab, wo der Stoß am ärgsten sein würde, und hieb ihm die Klinge in einer tödlichen Umarmung mit aller Kraft und bis zum Knauf zwischen die Rippen.
    Es ist nicht leicht, in dieser Stellung eine Klinge in den starken Rücken eines Mannes zu rammen, aber mir half die Angst. Es war mein Leben gegen

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