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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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und ich habe, Gott sei’s gelobt, mehr als genug davon.« Zu meiner Beruhigung trug das nicht bei, im Gegenteil.
    Valdivia war den ihm anempfohlenen Indios gegenüber streng, benahm sich aber doch manierlicher als andere Spanier. Er hatte festgelegt, wie lange sie für ihn zu arbeiten hatten, ernährte sie anständig und verpflichtete seine Aufseher, sich bei der Züchtigung zu mäßigen, während man in anderen Minen und auf anderen Gütern selbst die Frauen und Kinder von früh bis spät schuften ließ.
    »Bei mir nicht, Inés. Ich achte die Gesetze Spaniens, soweit das möglich ist«, sagte er hochmütig, als ich ihn darauf ansprach.
    »Wer bestimmt, wie weit es möglich ist?«
    »Das christliche Gewissen und die Vernunft. Es ist unklug, ein Pferd bis zur Erschöpfung anzutreiben, wie sollte es klug sein, das mit den Indios tun? Ohne sie sind die Minen und Ländereien nichts wert. Ich würde gern einträchtig mit ihnen leben, doch ohne Zwang kann man sie nicht unterwerfen.«
    »Ich frage mich, ob diese Unterwerfung ein Segen für sie ist, Pedro.«
    »Christentum und Zivilisation sollen kein Segen sein?« brauste er auf.
    »Manche Mütter lassen ihre Neugeborenen verhungern, sie wollen sie nicht ins Herz schließen, weil sie wissen, daß man sie ihnen wegnehmen und sie zu Sklaven machen wird. Waren sie nicht besser dran, bevor wir kamen?«
    »Nein, Inés. Unter den Inkas hatten sie mehr zu leiden als heute. Wir müssen nach vorn schauen. Wir sind hier und werden bleiben. Einst wird ein neues Menschengeschlecht aus der Verbindung von uns mit den indianischen Frauen erwachsen, dieses Land wird besiedelt sein mit Christen und geeint durch unsere spanische Sprache und das Gesetz. Dann werden wir in Frieden leben und gedeihen.«
    Daran glaubte er, doch er starb, ohne es zu erleben, und auch ich werde sterben, ehe dieser Traum sich erfüllt, denn das Jahr 1580 neigt sich schon dem Ende zu, und die Indios hassen uns wie eh und je.
    Die Einwohner Cuzcos gewöhnten sich schnell daran, uns als Paar zu betrachten, auch wenn hinter unserem Rükken wohl manch boshafte Bemerkung fiel. In Spanien hätte man mich wie eine Kebse behandelt, aber in Peru ließ niemand mir gegenüber den Respekt vermissen, jedenfalls nicht offen, weil das bedeutet hätte, ihn Pedro de Valdiviagegenüber vermissen zu lassen. Daß er in der Extremadura verheiratet war, wußte man, aber für Aufsehen sorgte das nicht, die Hälfte der Spanier hatte daheim eine rechtmäßige Ehefrau, die nur noch eine verblaßte Erinnerung war; in der Neuen Welt brauchten sie hier und jetzt Liebe oder wenigstens einen Ersatz dafür. Außerdem war es auch in Spanien üblich, daß ein Mann Mätressen hatte; das Reich war übersät mit Bastarden, und viele der Konquistadoren stammten aus illegitimen Verhältnissen. Bisweilen sagte mir Pedro, daß ihn sein Gewissen plage, nicht, weil er für Marina keine Liebe mehr empfand, sondern weil er mich nicht heiraten konnte. Wäre er nicht in mein Leben getreten, hätte ich jeden von denen zum Mann nehmen können, die mir zuvor den Hof gemacht hatten und es nun nicht mehr wagten, mich anzusehen, sagte er. Mir raubte das indes nie den Schlaf. Ich wußte von Anfang an, daß Pedro und ich nicht würden heiraten können, es sei denn, Marina starb, was keiner von uns beiden wünschte, deshalb hängte ich mein Herz nicht an Ehehoffnungen und kostete bereitwillig unsere Liebe und Verbundenheit aus, dachte nicht an das Morgen, an das Gerede der Leute, an Scham oder Sünde. Wir waren Liebende und Freunde. Häufig stritten wir uns lautstark, wir waren beide keine zahmen Lämmchen, aber das entzweite uns nicht. »Von nun an halte ich dir den Rücken frei, Pedro, du kannst dich also ganz den Schlachten widmen, die du vor dir hast«, sagte ich ihm in unserer zweiten Liebesnacht, und er nahm mich beim Wort und vergaß es nie. Ich wiederum lernte, den stummen Trotz zu überwinden, in den ich früher verfallen war, wenn etwas mich zornig machte. Als ich Pedro das erstemal durch mein Schweigen strafen wollte, nahm er mein Gesicht in beide Hände, hielt mit seinen blauen Augen meinen Blick fest und zwang mich, ihm zu sagen, was mir auf der Seele lag: »Ich bin kein Hellseher, Inés. Wir können uns manchen Umweg ersparen, wenn du mir sagst, was du von mir erwartest.« Ähnlich entschiedentrat ich ihm entgegen, wenn er überheblich und unduldsam wurde oder ich eine seiner Entscheidungen für fragwürdig hielt. Wir waren einander ähnlich, beide stark,

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