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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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oder zum Skaten, und manchmal übernachtete Ines bei Sonja, wenn Carmen es erlaubte.
    Â»Ihr seid wie Pech und Schwefel«, hatte Veith einmal scherzhaft gesagt, als er aus dem Lehrerzimmer gekommen war und die beiden Mädchen in einer Ecke hatte tuscheln sehen.
    Â»Ja, ich bin Pech und Ines ist Schwefel«, hatte Sonja zurückgerufen. Dann hatten beide gelacht und sich eine Weile mit diesen Spottnamen angeredet: »Na, Pech, was machst du nach der Schule?« – »Keine Ahnung, Schwefel. Wollen wir zum Baggersee?« – »Klasse Idee, Pech«, und so weiter und so weiter …
    Ines hatte noch nie eine so witzige Freundin gehabt, überhaupt noch nie eine
beste Freundin
. Dabei kannte sie Sonja erst seit dem Gymnasium, und am Anfang hatte sie sie nicht besonders leiden können. Bis zum Schullandheim, als Frau Wunder sie in ein Zimmer gesteckt hatte. Da hatten Sonja und Ines die halbe Nacht durchgequatscht und festgestellt, dass sie denselben schwarzen Humor hatten, dieselben Leute doof fanden, dieselbe Musik hörten und auf dieselben Jungs standen.
    Seitdem waren sie unzertrennlich und erzählten sich praktisch alles. Ines kannte jedes Geheimnis ihrer Freundin und andersherum war es genauso.
    Bis jetzt.
    Denn nun hatte Ines ein Geheimnis, das sie Sonja nicht verraten durfte. Sie hatte es Oma Agnes versprochen.
    Die dritte Regel. Erst in der Eisdiele verstand Ines, wie hart sie war. Ihrer besten Freundin nichts von dem Refugium erzählen zu dürfen, es ihr nicht zeigen zu können, weder die seufzende Uhr noch den Sessel noch das Buch mit den fesselnden Bildern … Ines musste sich zusammenreißen, nicht schon nach ein paar Tagen diese Regel zu brechen. Sie hätte so gerne gewusst, was Sonja zu dem Zimmer sagen würde.
    Eine Frage brannte ihr besonders auf der Zunge. Nicht einmal das Minzeis konnte sie kühlen.
    Â»Sag mal«, fragte sie nach einer Weile, »wenn du einen Wunsch frei hättest, egal was, was würdest du dir wünschen?«
    Sonja schob den leeren Eisbecher von sich weg. »Was ist denn das für eine Frage? Einen Wunsch? So wie bei einer Fee? Bei der kriegt man aber drei Wünsche, oder nicht?«
    Â»Von mir aus auch drei! Nun sag schon!«
    Sonja runzelte die Stirn. Ȇber so etwas hab ich seit Jahren nicht nachgedacht. Eigentlich bin ich doch die Kindische von uns beiden.«
    Â»Ich meine es ernst.« Ines sah ihrer Freundin fest in die Augen.
    Â»Also gut, ich denke nach.« Sonja schwieg für einen Moment. »Drei Wünsche … vielleicht würde ich mir einen größeren Mund wünschen mit schönen Lippen. So wie deinen.«
    Ines war verblüfft, sagte aber nichts.
    Â»Und dass niemand auf der Welt hungern muss – Wunsch Nummer zwei – und es keine Kriege mehr gibt – Wunsch Nummer drei. Gilt das?«
    An so etwas Selbstloses hatte Ines gar nicht gedacht. Und dass ausgerechnet Sonne sich so etwas wünschte. Sonne, die sonst nur über Klamotten, Musik und Jungs redete.
    Â»Keinen Hunger und keine Kriege«, murmelte Ines. »Ob das gehen würde? Das muss ich Agnes erzählen …«
    Â»Wieso, was würdest du dir denn wünschen?«, fragte Sonja. »Hab ich was Dummes gesagt?«
    Ines gab keine Antwort. Sie lief stattdessen rot an und rutschte auf der Sitzbank Richtung Wand. Denn in diesem Augenblick hatte Karol die Eisdiele betreten. Er war nicht allein, sondern hatte zwei ältere Freunde im Schlepptau und ein Mädchen, das Ines flüchtig aus der Schule kannte. Eine hübsche Russin mit schwarzem Haar und hellblauen Augen. Sie trug einen Flatterrock mit aufgenähten Perlen, dazu eine Bluse und darüber eine Halskette aus Lapislazuli. Die vier ließen sich am anderen Ende der Eisdiele nieder und schienen bester Laune.
    Sonja beugte sich zu Ines herüber. »Das ist die, von der ich erzählt habe. Anfisa, aus der Neunten.«
    Â»Ich
weiß,
wer sie ist.«
    Ines beobachtete Karol aus den Augenwinkeln. Er kämpfte gerade mit dem hübschen Mädchen um die Eiskarte, gab ihr Knüffe gegen den Oberarm und flehte die anderen Jungs an, ihm zu helfen. Sie hatten anscheinend einen Heidenspaß dort drüben.
    Â»Eifersüchtig, hm?« Sonja zwinkerte Ines zu. »Aber angeblich haben die nichts miteinander. Sagt Lara.«
    Â»Und woher will Lara das wissen?«, fragte Ines mutlos.
    Â»Die ist mit Karols Schwester in der Jazztanzgruppe, und laut der

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