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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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stumm an. Dann kehrte der alte Karol zurück, der Mädchenschwarm.
    Â»Wir müssen das unbedingt wiederholen. Vielleicht sehen wir uns mal wieder im Jugendklub. Du kannst auch gern deine Freundin mitbringen.«
    Er nickte in Richtung Schulbank, wo Sonja saß und so tat, als bekäme sie von dem Gespräch nichts mit.
    Â»Ja, mal schauen«, murmelte Ines. Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Schon ließ Karol sie stehen und stellte sich zu den Jungs aus der Klasse.
    Muss er gleich wieder den Angeber spielen?, ärgerte sich Ines. Als ob es ihm peinlich wäre, mit mir zu reden.
    Mit stolz erhobenem Haupt durchquerte sie das Klassenzimmer und setzte sich neben Sonja.
    Â»Hallo, Süße«, sagte sie.
    Sonja grummelte etwas Unverständliches. Ines merkte sofort, dass etwas im Argen lag.
    Â»Was ist los? Bist du sauer auf mich?«
    Sonja sah nicht einmal auf. »Warum sollte ich? Ist doch alles in Ordnung.«
    Wenn du wüsstest, dachte Ines.
    Kurz schwiegen sie sich an. Sonja tat so, als würde sie in einem Schulbuch lesen. Schlechte Tarnung.
    Schließlich drehte sich Ines entschlossen zu ihr um.
    Â»Raus mit der Sprache. Warum ignorierst du mich?«
    Â»Wer ignoriert hier wen?« Sonja fuhr herum. »Du erzählst mir gar nichts mehr. Zweimal habe ich am Wochenende versucht dich anzurufen …«
    Â»Ich konnte nicht ans Handy«, verteidigte sich Ines. »Bei uns zu Hause war die Hölle los …«
    Â»Ach ja? Aber Zeit genug, Karol zu treffen, hattest du ja anscheinend.«
    Ines fiel fast vom Stuhl.
    Â»Woher weißt du das?«
    Sonjas Augen blitzten. »Er hat es mir gesagt. Vorhin, als er ins Klassenzimmer kam.«
    Ines wurde blass um die Nasenspitze.
    Â»Du warst sogar bei ihm zu Hause!« Sonjas Stimme war die Enttäuschung anzuhören. »Früher hättest du mir so was gleich erzählt. Ich sage dir doch auch immer, wenn was mit einem Jungen läuft. Das mit Marco aus der Zehn, der mich im Park geküsst und mir das T-Shirt ausgezogen hat. Habe ich dir erzählt, oder nicht?«
    Â»Geht das auch leiser?«, flüsterte Ines. »Die anderen gucken ja schon!«
    Â»Ist mir egal. Ich finde es einfach beschissen, dass du mich außen vor lässt. Du hast ja nicht mal hinterher angerufen. Ich bin dir wohl nicht mehr gut genug!«
    Â»Da läuft nichts mit Karol! Wir haben nur miteinander geredet, wegen meiner Oma …«
    Â»Was hat deine blöde Oma damit zu tun?« Sonjas Zorn war nicht zu bremsen. »Bist du jetzt mit Karol zusammen? Habt ihr geknutscht? Nein, du musst nichts sagen. Hast du ja auch nicht gemacht, als die Sache mit deinen Haaren passiert ist. Und weißt du was? Es interessiert mich auch gar nicht. Ich dachte, wir wären beste Freundinnen. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    Ines wollte die Sache richtigstellen. Aber dann eilte der Lehrer ins Klassenzimmer. Deutsch bei Herrn Wiest. Die perfekte Besetzung zum Weiterschlafen in der ersten Stunde.
    Während Herr Wiest irgendetwas Todlangweiliges über Schiller erzählte, saßen Ines und Sonja stumm nebeneinander. In der ganzen Stunde tauschten sie nicht einen Blick. Die Stimmung war eisig.
    Sie versteht mich nicht, dachte Ines. Es geht doch gar nicht um Karol. Nicht nur, auf jeden Fall. Wenn ich ihr doch von Agnes und dem Refugium erzählen könnte … oder es ihr zeigen könnte … Ach, Sonne, bitte, bitte, du darfst nicht sauer auf mich sein!
    Aber sie brachte es nicht über sich, ihrer Freundin das zu sagen.
    In der großen Pause gingen sie zum ersten Mal seit Monaten getrennte Wege. Sonja verzog sich mit Lara und Claudia zu den Kaffeeautomaten im Schulfoyer, während Ines allein auf einer Bank im Pausenhof hockte und die Fünftklässler beim Fußballspielen beobachtete.
    Keiner setzte sich zu ihr. Auch Karol nicht. Sein Glück! Sie hätte ihm gehörig die Meinung gegeigt.
    Warum muss er gleich herumposaunen, dass ich bei ihm war? Als ob das irgendwen etwas angeht. Blöder Angeber!
    Sie fühlte sich so alleingelassen wie nie zuvor.
    Â 

26.
    Früher, wenn Ines traurig gewesen war, hatte ihre Mutter ihr eine Tasse heiße Schokolade gemacht. »Nichts vertreibt Kummer so schnell wie heiße Schokolade«, hatte Carmen immer gesagt. Und tatsächlich, sobald Ines den ersten Schluck der dampfenden Flüssigkeit getrunken hatte, war alle Traurigkeit verflogen. Der

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