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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sie sei im Krieg drei volle Tage hier gewesen?
    Irgendwie reizte es Ines, das auszuprobieren. Außerdem war sie noch immer sauer auf ihre Eltern. Sie wollte nicht zurück, sie wollte im Refugium bleiben, bis ihr Ärger verraucht war.
    Neun Stunden noch … aber was mache ich neun Stunden lang? Gelesen habe ich genug. Und geschlafen auch.
    Sie schlenderte durch das Halbdunkel zum Fenster und starrte in den Nebel, der hinter der Scheibe waberte.
    Ohne groß nachzudenken, löste Ines die Drehbügel, die das Fenster geschlossen hielten. Behutsam zog sie die beiden Flügel auf. Die Angeln quietschten.
    Eisige Luft schlug ihr entgegen. Als sie die Hand nach draußen streckte, war diese sofort von Wassertröpfchen benetzt. Sie führte die Finger zum Mund und kostete das klare Wasser. Es schmeckte nach nichts.
    Da sie nur ihr dünnes Nachtemd trug, fröstelte es sie und sie schloss das Fenster wieder. Schon wollte sie sich abwenden.
    Aber dann sah sie wieder das Licht.
    Diesmal schien es gar nicht weit entfernt zu sein, vielleicht zweihundert Meter. Ines kniff die Augen zusammen und versuchte den Lichtpunkt zu fixieren.
    Da draußen ist doch irgendwas … und wenn ich es sehen kann, vielleicht kann es mich auch sehen?
    Sie dachte kurz nach, ging zur Tür und löste eine der erloschenen Fackeln aus der Halterung. Sie versuchte, sie am Kamin neu zu entzünden. Es dauerte eine Weile, da das Fackelöl fast aufgebraucht war. Doch schließlich stiegen ein Rauchfaden und eine kleine Flamme empor.
    Ines kehrte zum Fenster zurück. Sie hielt die Fackel in der Hand und bewegte sie langsam hin und her. Das Feuer knisterte.
    Â»Siehst du mich?«, wisperte sie.
    Der Lichtpunkt im Nebel verschwand.
    Enttäuscht wartete Ines, ob er wieder erscheinen würde. Aber der Nebel blieb undurchdringlich.
    Sie verharrte am Fenster, bis die Fackel niedergebrannt war. Dann legte sie sie neben den Kamin und blickte zur Uhr.
    Der große Zeiger rückte auf die Sechs vor, begleitet von einem Klagelaut.
    Vierzehneinhalb Stunden waren es jetzt …
    Schon wollte Ines aufgeben und das Zimmer verlassen.
    Aber dann hörte sie ein Klopfen.
    Es war kein Klopfen auf Holz, sondern auf Glas, und es kam nicht von der Tür.
    Jemand klopfte von außen ans Fenster.
    Â 

24.
    Erschrocken wandte Ines den Kopf.
    Hinter der Fensterscheibe erkannte sie ein Gesicht. Sie konnte es kaum glauben, aber ihre Augen täuschten sie nicht: Draußen stand ein Mann.
    Er mochte um die vierzig Jahre alt sein. Die Wangen hingen schlaff herab und ein gekräuselter schwarzer Bart umgab seinen Mund. Das gelockte Haar auf dem Kopf wuchs nur spärlich.
    Er lächelte Ines an und klopfte mit der rechten Hand erneut gegen die Scheibe. In der Linken hielt er eine Kupferlampe mit reichen Verzierungen, hinter deren Rillen ein Kerzenlicht flackerte.
    Wie erstarrt stand Ines am Kamin und beobachtete den Mann.
    Was macht der denn hier? Wer ist das?
    Sie hatte Angst. Sie hätte auf Agnes hören sollen! Hatte diese ihr nicht eingebläut, das Fenster niemals zu öffnen? War der Mann deshalb durch den Nebel gekommen? Hatte sie ihn mit dem Fackelschein angelockt?
    Immerhin sah er freundlich aus. Er machte eine bittende Geste und deutete auf das geschlossene Fenster.
    Soll ich öffnen?, fragte sich Ines. Oder lieber abhauen? Ja, Agnes hat gesagt, ich darf das Fenster nicht öffnen. Aber sie hat mir auch vieles über das Refugium verschwiegen und ist einfach verschwunden. Ich muss allein mit dem Chaos zurechtkommen.
    Vielleicht konnte der Mann vor dem Fenster ihr dabei sogar helfen.
    Und wenn er gefährlich ist? Mir etwas antun will?
    Ines zögerte. Aber ihre Neugier gewann schließlich Oberhand. Sie öffnete die Drehbügel des Fensters und zog die beiden Flügel auf.
    Eiskalte Luft strömte ins Refugium.
    Der Mann sagte etwas.
    Â»Chaire!«
    Es klang wie ein Gruß in einer fremden Sprache.
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. Seine Haut war dunkler als ihre, fast bronzefarben, wie die Lampe in seiner Hand. Seine Augen glichen Bernsteinen.
    Als er bemerkte, dass sie ihn nicht verstand, versuchte er es mit einem neuen Gruß. Diesmal kannte Ines zumindest die Sprache – es war Französisch. Aber auch das verstand sie nicht, denn in der Schule lernte sie nur Englisch und Latein.
    Im dritten Anlauf sprach der Mann sie auf Deutsch an.
    Â»Guten Tag, junges Fräulein. Verstehen Sie mich jetzt?« Er

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