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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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wiederbekommen?«
    Guido zu Hausen sah sie verdutzt an.
    Â»Du bist ja flink … lass mich erst mal die Treppe heraufkommen.«
    Ines beobachtete ungeduldig, wie er die Tür aufschloss und seelenruhig die Jutetasche in der Küche abstellte. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer.
    Â»Sie waren ganz schön lange unterwegs.«
    Â»Ja, ich musste ein paar Besorgungen machen.« Er streifte die verwaschene Jacke ab und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen. Bis um halb vier in der Früh habe ich dein Buch gelesen.«
    Ines zitterten vor Aufregung die Knie. Sie setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl.
    Â»Und? Was steht drin?« Ihre Blicke wanderten durch das unaufgeräumte Wohnzimmer. Das Buch war auf keinem der vielen Stapel zu sehen.
    Â»Dazu komme ich gleich.« Herr zu Hausens Augen leuchteten, während er weitersprach. »Zunächst einmal: Dieses Buch ist ein ganz außergewöhnlicher Fund. Ein Werk, das der Geschichtswissenschaft bisher völlig unbekannt war! Ich habe in allen wichtigen Katalogen nachgesehen, niemand hat es je zuvor gesehen oder gelesen. Eine Sensation!« Er rieb sich aufgeregt über die Stirn. »Ines, wir müssen herausfinden, woher deine Oma es hat. Und es muss für die Fachwelt ins Englische übersetzt werden. Anschließend könnte man einen Artikel für eine historische Zeitschrift verfassen … vielleicht kann ich das selbst übernehmen, das wäre eine große Chance für mich. Ein Thema für eine Dissertation …«
    O weh, dachte Ines. Jetzt spinnt er völlig.
    Â»Aber worum geht es denn nun in dem Buch?«
    Er angelte nach einem Haufen vollgekritzelter Zettel, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Also gut, hör zu. Ich habe im Buch eine Jahreszahl gefunden – angeblich wurde es 1323 geschrieben, von einem Mann, der sich Kappadokios nennt. Es ist bestimmt nicht sein richtiger Name. Offenbar lebte er zu dieser Zeit als Astronom und Wahrsager in Athen.«
    Ines hörte aufmerksam zu.
    Â»Sein Buch ist in drei Kapitel unterteilt. Das erste beschreibt den Aufbau der Welt aus Sicht von Kappadokios. Eine sehr philosophische, abstrakte Abhandlung. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht alles genau verstanden …«
    Â»Ist das dieses Kosmodings?«, fragte Ines.
    Â»Eine Kosmologie, ja. Weißt du, die Leute damals hatten nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Tage. Sie mussten eigene Überlegungen anstellen, darüber, wie die Welt funktioniert. Warum es den Mond und die Sterne gibt. Warum ein Stein herabfällt, warum es Tag und Nacht wird und so weiter. Die Menschen haben sich die verrücktesten Dinge ausgedacht. Dass die Welt aus einem großen Feuer entstanden sei, die Erde der Mittelpunkt des Weltalls und der Himmel eine Kuppel mit Löchern …«
    Â»Jaja.« Ines wurde ungeduldig. »Aber was ist jetzt mit Kappadokios?«
    Â»Nun, er behauptet, es gäbe zwei getrennte, jedoch miteinander verbundene Welten. Unsere, die wir mit allen Sinnen erfahren, und eine zweite, die nur in unserer Vorstellung existiert, die wir im Traum sehen und uns in Gedanken ausmalen, wenn wir uns zum Beispiel etwas wünschen. Dadurch würden sich beide Welten berühren, sodass man einen Blick auf die andere werfen kann. Aber niemals können wir diese Welt unserer Vorstellung wirklich betreten – sagt Kappadokios.«
    Ines verstand nur die Hälfte, aber sie musste sofort an das Refugium denken.
    Â»Es steht noch eine Menge über diese Welt der Vorstellung in dem ersten Buch. Dass dort andere Gesetze für Zeit und Raum gelten, dass sie von geheimnisvollen Wesen bewohnt wird und man in ihr bis zu den Sternen reisen kann. Alles sehr abgehoben und nicht immer verständlich …« Herr zu Hausen blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Dann beginnt der zweite Teil, und der ist völlig anders, mehr wie ein Märchen. Kappadokios erzählt von einem reichen Kaufmann aus Athen, der ein Haus erbauen ließ, das größte und prunkvollste der Stadt. Er schenkte es den Weisen, damit sie in ihm leben und sich ihren Gedanken widmen konnten. Und dieses Haus wäre – nun ja, magisch gewesen.«
    Â»Magisch?« Ines machte große Augen.
    Â»Ja, die Räume seien allesamt von großer Pracht gewesen und sie hätten den Denkern alles bereitgestellt, was sie sich erträumten. Ein Raum hätte wie ein römisches Bad ausgesehen,

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