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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Schmuckstücke in den beleuchteten Vitrinen. Seit der Schließung konnte man nicht mehr hinein. Aber auch von außen war es ein beeindruckendes Gebäude. Die Sandsteinfassade mit den eingemeißelten Tierfratzen, der offene Säulengang vor der Pforte, dessen Obelisken von den Abgasen der Stadt geschwärzt waren, der verwilderte Garten mit den Rosenhecken und dem kleinen Pavillon … es war ein geheimnisvoller und romantischer Ort. Seit der Schließung verirrten sich nur wenige Menschen dorthin; Liebespaare, die die Zweisamkeit suchten; Jugendliche, die zwischen den Säulen Bier tranken oder mit Filzmarkern ihren Namen auf den Stein kritzelten – und beste Freundinnen, die sich nach einem unnötigen Streit versöhnen wollten.
    Sonja wartete bereits am Museum, als Ines mit dem Fahrrad auf dem Pflasterweg angefahren kam. Sie hockte im Schneidersitz zwischen den Säulen und tippte gerade eine SMS in ihr Handy. Als sie Ines hörte, blickte sie auf.
    Â»Da bist du ja.« Sie steckte ihr Handy ein. »Dachte schon, du kommst nicht mehr. So spät lässt deine Mutter dich doch sonst nicht aus dem Haus.«
    Â»Nun hör schon auf zu sticheln.« Ines lehnte das Fahrrad gegen eine Säule und setzte sich neben ihre Freundin. Schweigend beobachteten sie, wie das Abendlicht durch die Zweige der nahen Bäume fiel. Der steinerne Pavillon, der aus den wilden Rosenhecken hervorragte, wirkte in dem rötlichen Licht wie ein Märchenschloss.
    Â»Wir waren ganz schön lange nicht hier, was?«, brach Sonja das Schweigen.
    Â»Zuletzt im Mai«, sagte Ines. »Als du so sauer auf deine Mutter warst.«
    Â»O ja, richtig. Haben wir da nicht die Zigarette geraucht, die ich aus ihrer Handtasche geklaut hatte?«
    Â»Erinnere mich bloß nicht daran. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gehustet …«
    Sonja grinste. »Ich hab sie eh nur geklaut, um meiner Mutter eins auszuwischen. Aber was am Rauchen so toll sein soll …«
    Sie tippte mit der Fußspitze gegen eine Zigarettenkippe, die vor der Säule im Gras lag. Beide mussten lachen.
    Â»Bist du noch sauer?«, fragte Ines dann.
    Â»Ich war doch gar nicht richtig sauer. Ich war einfach nur blöd.« Sonja ballte die Faust, als wäre sie über sich selbst verärgert. »Hm … ich gebe es nicht gerne zu, aber ich war eifersüchtig wegen Karol. Dass du dich heimlich mit einem Jungen triffst.«
    Â»Aber da war doch gar nichts. Wir haben geredet und Händchen gehalten, mehr nicht …«
    Â»Weißt du«, unterbrach Sonja sie, »das Verrückte ist – ich will überhaupt nichts von Karol. Mir gefallen dunkelhaarige Jungs viel besser. Blond bin ich ja selbst.«
    Â»Aber warum warst du dann eingeschnappt?«
    Â»Keine Ahnung. Vielleicht habe ich es dir nicht gegönnt, dass ein Junge dich zu sich einlädt. Oder ich hatte Angst, dass ich plötzlich abgemeldet bin.« Sonja pustete sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich weiß es nicht. Jetzt kommt es mir albern vor.«
    Ines musste lächeln. Und dann umarmte sie Sonja. Die beiden schmiegten sich aneinander. Sonjas Haare kitzelten Ines im Gesicht, und sie spürte, wie ihre Freundin an ihrer Schulter lachte und dann lachten sie zu zweit, ohne sich loszulassen.
    Â»Wegen eines Jungen dürfen wir uns nie mehr streiten«, beschwor Sonja sie. »Und wegen Karol schon gar nicht. Dieser Angeber.«
    Â»Er geht mir übrigens aus dem Weg, seit ich bei ihm war«, erzählte Ines. »Als wäre nichts passiert. Hat es sich wohl anders überlegt.«
    Â»Oder er ist doch nicht so cool, wie er immer tut. Ich wette, er hat noch nie ein Mädchen geküsst.«
    Ich habe auch noch nie einen Jungen geküsst, dachte Ines. Na gut, Ardan nach dem Hockeyturnier, aber das waren nicht mal zwei Sekunden und es ist über ein Jahr her, das zählt nicht …
    Â»Ja, er weiß sicher nicht, wie das geht«, scherzte Sonja weiter. »Du musst es ihm beibringen. Auf dem Schulfest!«
    Â»Hör auf. Die Sache mit Karol ist gestorben. Er interessiert mich nicht mehr.«
    Â»Das glaube ich dir nie im Leben.« Sonja löste sich aus der Umarmung. »Ich wette, auf dem Schulfest quatscht er dich an. Und dann küsst du ihn. In einem Winkel, wo euch keiner sieht.«
    Ines malte sich den Kuss aus, während Sonja davon sprach. Sie spürte ein seltsames Flattern in der Magengegend.
    Â»Das Fest ist schon

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